Umkämpfter Markt der Baumärkte

Aus den Plänen für einen Max Bahr an der B 10/27 wird nichts. Stattdessen wird ein Praktiker-Markt gebaut.

Öfter mal was Neues: Ursprünglich wollte die Praktiker-Gruppe auf dem
Areal der Firma Kiefer an der Heilbronner Straße einen Heimwerker- und
Gartenmarkt der Kette Max Bahr mit 13 000 Quadratmeter Verkaufsfläche
eröffnen. Daraus wird nichts.

Offenbar hat sich die Konzernzentrale nun anders entschieden. Obwohl die weitgehend fertigen Pläne für den Bahr-Baumarkt bereits im Gemeinderat und in den Bezirksbeiräten in Zuffenhausen und Feuerbach vorgestellt und ausgiebig diskutiert wurden, muss nun zum dritten Mal neu geplant werden. Es soll ein Praktiker-Baumarkt mit 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf dem Erbpachtgrundstück erbaut werden. "Wir haben den erklärten Willen, uns dort anzusiedeln", sagt der Praktiker-Pressesprecher Harald Günter. Nun müsse abgewartet werden, ob das entsprechende Planungsrecht und die erforderliche Änderung des Bebauungsplans geschaffen werde.

Zur Vorgeschichte: Erst setzte der österreichische Möbelkonzern XXX-Lutz zum Sprung an die Heilbronner Straße an. Er wollte auf dem Kiefer-Gelände ein Möbelkaufhaus mit 38 000 Quadratmeter Verkaufsfläche errichten lassen. Doch dann gab es Ärger mit der Stadt. Es ging darum, in welchem Ausmaß sich im Umfeld des Möbelmarktes weitere Geschäfte ansiedeln dürfen, so genannte innenstadtrelevante Randsortimente. Weil die Stadt dies ablehnte, machte XXX-Lutz einen Rückzieher. Danach kamen die Max-Bahr-Pläne auf den Tisch. Die sind aber schon wieder passé. Jetzt soll"s plötzlich ein Praktiker-Baumarkt werden. Man sei nach eingehenden Analysen und marktstrategischen Überlegungen zu dem Schluss gekommen, dass für diesen Standort die in Süddeutschland gängigere Marke Praktiker besser geeignet sei: "Uns erscheint es plausibler, in Stuttgart die bereits bekannte Marke zu etablieren anstatt eine neue und hier noch nicht bekannte Marke aufzubauen. In Gerlingen gibt es ja bereits einen Praktiker-Markt", sagt Pressesprecher Günter.

Dennoch sorgt es vor Ort durchaus für Irritationen, dass das Unternehmen nun seinerseits statt der angekündigten "beratungsintensiven und serviceorientierten Premiummarke Max Bahr", die preisaggressivere und discount-orientierte Marke Praktiker aus dem Hut zaubert. Bei der Vorstellung der Max-Bahr-Pläne im Bezirksbeirat habe es seinerzeit seitens der Planer geheißen, es handle sich dabei in erster Linie um einen Einkaufsmarkt für Handwerker, der weitgehend andere Kundengruppen anziehe als der örtliche Obi-Baumarkt auf dem Roser-Areal. Durch die Ansiedlung eines Praktiker-Baumarkts ergebe sich nun eine neue Situation, findet Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. "Wir sehen durchaus das Potenzial für zwei Baumärkte", meint dagegen Martin Armbruster von der städtischen Wirtschaftsförderung. Er gehe davon aus, dass der Markt an der Heilbronner Straße auch Kundenströme aus Richtung Ludwigsburg anziehe. Dass Feuerbach nun zum heiß umkämpften Gebiet um die Gunst der Heimwerker-Kunden werden könnte, sieht auch Praktiker-Pressesprecher Günter so nicht. "Die Heilbronner Straße ist ein Juwel, was die Verkehrsanbindung angeht." Er rechne mit Kunden aus ganz Stuttgart und dem Umland, nicht nur aus dem Stuttgarter Norden und vom Killesberg. Im übrigen gelte: "Konkurrenz belebt das Geschäft."

Jochen Heidenwag, Vorsitzender des Feuerbacher Gewerbe- und Handelsverein und Mitglied der Freien Wähler im örtlichen Bezirksbeirat, beurteilt die neuen Pläne kritisch: "Jetzt kriegen wir an der Heilbronner Straße nocheinmal dasselbe, was wir auf dem Roser-Areal schon haben. Das ist unter Umständen ein Rückschritt. Uns geht es darum, einen vernünftigen Branchenmix zu erhalten", sagt Heidenwag. Anlass für weitere kontroverse Diskussionen mit den städtischen Baubehörden bietet die gegenüber den alten Entwürfen veränderte Außengestaltung des Praktiker-Markts mit dem von weitem für die Kunden sichtbaren charakteristischen blauen Dreiecks-Eingangspylon. Da habe es Umplanungen gegeben, sagt Detlef Kron, Leiter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung. Die Stadt habe deutlich gemacht, dass sie bei diesem Außenwerbebereich auf eine höherwertige Gestaltung Wert lege. Gesprächsbedarf gab es auch darüber, wie die Zu- und Abfahrtssituation auf und vom Gelände geregelt werden soll. Kron rechnet damit, dass dem Gemeinderat bis im März oder April der Auslegungsbeschluss für den entsprechend geänderten Bebauungsplan vorgelegt werden kann. Laut Günter ist der Praktiker-Baumarkt gegenüber den ursprünglichen Plänen etwas kleiner dimensioniert. Das Gebäude soll eingeschossig werden, der Bau einer Tiefgarage sei geplant.

Stimmt der Gemeinderat zu, könnte mit dem Bau noch in diesem Jahr begonnen werden. "2012 halten wir aber für realistischer. Die Bauzeit beträgt etwa ein Jahr. Die Eröffnung wäre dann 2013", sagt der Praktiker-Pressesprecher. Eine ganz andere Frage ist, ob ein eingeschossiger Heimwerker-Markt an dieser exponierten Stelle an der B 10/27 tatsächlich zu der viel zitierten Aufwertung des nördlichen Stadteingangs beiträgt. "Wir streben natürlich an diesem nördlichen Eingangstor zur Stadt eine attraktive Gestaltung an", sagt Wirtschaftsförderer Martin Armbruster.

 

Von Georg Friedel
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau

Veröffentlicht am 06.02.2011