Behindertenzentrum bhz: Freiwillige Dienste

können Wegfall des Zivildienstes wohl nicht ersetzen

Über 18 Zivildienststellen verfügt das Behindertenzentrum Stuttgart, bis Ende Mai sind alle Stellen besetzt. Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht werden jedoch nun voraussichtlich vorerst keine neuen Zivildienstleistenden mehr ihren Dienst in der Stuttgarter Einrichtung der Behindertenhilfe antreten.

„Wir stellen uns darauf ein, dass es so kommt“, sagt Moritz Vogel, der beim bhz für die Zivildienstleistenden zuständig ist, „dies reißt natürlich ein Loch.“
Zivis sind in allen Tätigkeitsbereichen im bhz eingesetzt: Im Fahrdienst, bei der Betreuung der Beschäftigten am Arbeitsplatz, in der Pflege und Betreuung, in den Wohnheimen, in der Tagesförderstätte und im Bereich Offene Hilfen.
Als Ersatz will das bhz zunächst versuchen, mehr Teilnehmer des „Freiwilligen sozialen Jahres (FSJ)“ zu gewinnen. Derzeit verfügt das bhz hier über 16 Stellen. Allerdings bezweifelt Vogel, dass sich 18 zusätzliche Bewerber finden lassen. „Andere Einrichtungen gehen ebenfalls diesen Weg.“
Selbst wenn es gelänge, die Stellen zu besetzen, steigen die Personalkosten: Ein Zivi erhält knapp 500 Euro pro Monat, der Träger zudem Förderung vom Bund, was diese Summe für ihn reduziert. FSJ’ler dagegen erhalten monatlich 606 Euro, hinzu kommen Beiträge zur Sozialversicherung, die alleine der Arbeitgeber trägt. Sie kosten die Einrichtung damit ca. 1.000 Euro.

Die Finanzen sind aber nicht der wichtigste Grund, weshalb Vogel diese Entwicklung bedauert. Von zahlreichen Rückmeldungen der früheren Zivis weiß er, dass sie dem bhz auch später positiv gegenüberstanden, von ihrer Zeit als Zivi profitiert und vor allem viel Sozialkompetenz gewonnen haben. „Ein paar von ihnen sind dabei geblieben und haben im Sozialbereich eine Ausbildung gemacht. Aber auch wenn sie eine andere Berufswahl getroffen haben, sind viele mit uns in Kontakt geblieben. So ist ein richtiges Netzwerk entstanden.“ Sie alle haben keine Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung. „Das tut den Menschen mit Behinderung und der ganzen Gesellschaft gut.“
Ohne Zivildienst werde es künftig schwerer werden, jungen Männern den Einstieg in soziale Berufe schmackhaft zu machen, ist Vogel überzeugt. „Natürlich konnte jeder entscheiden, ob er Wehr- oder Zivildienst leistet. Aber wenn er sich für den Zivildienst entschieden hat, war das dann eben ein Pflichtdienst. Ich bin überzeugt, viele hätten ihn nicht gemacht, wenn es nicht Pflicht gewesen wäre.“ Das bisher sehr geringe Interesse am Bundesfreiwilligendienst spricht für seine Vermutung: „Wir hatten gerade einmal eine Nachfrage.“

Wie soll also neben dem FSJ die Lücke geschlossen werden? Das bhz setzt auf unterschiedliche Wege: Einen Teil der Aufgaben sollen 400 Euro-Kräfte übernehmen. Allerdings seien diese nicht in gleichem Umfang einsetzbar wie Zivildienstleistende, da sie eine bei weitem kürzere Arbeitszeit haben. In anderen Bereichen soll eine zusätzliche hauptamtliche Kraft eingestellt werden. Die übrigen Lücken versucht das bhz durch Umstrukturierungen und andere Freiwilligendienste zu schließen. „Dabei wollen wir eine Einschränkung unsres Angebots möglichst vermeiden“, betont Vogel.
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Veröffentlicht am 04.03.2011