Das nächste Kapitel

einer unendlichen Geschichte

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Die Stadt kauft wunschgemäß das Schoch-Areal -und handelt sich damit neue Probleme ein. Die Investorengruppe, die sich das Schoch-Areal vor Gericht erstreiten wollte, hat aufgegeben.

Der Kaufvertrag zwischen ihr und den Erben der Industriebrache in Feuerbachs Mitte ist gelöst. Ihr Sprecher Jens Loewe hatte bereits in der Vergangenheit angedeutet, dass sie einen langwierigen Prozess nicht werde bezahlen können. Nun wird die Stadt das verseuchte Gelände kaufen und bebauen. Daran lässt der Leiter des Liegenschaftsamts, Thomas Zügel, keinen Zweifel. Im Vertrag mit den Schoch-Erben "müssen noch Ergänzungen verhandelt werden, die Gegenseite ist derzeit im Urlaub", sagt er. Alles Weitere soll erst per Pressemitteilung veröffentlicht werden. Die könnte umfangreich geraten, denn mit dem wunschgemäßen Kauf hat die Stadt sich nebenbei neue Probleme eingehandelt.

Bei jenen Ergänzungen dürfte es darum gehen, die Erbengemeinschaft an den Kosten für die Entgiftung des Geländes zu beteiligen. Erdreich und Grundwasser sind mit hochgiftigen Chromverbindungen verseucht, die sich im Untergrund Feuerbachs ausbreiten. Ursprünglich wollte die Stadt schon seit Ende vergangenen Jahres eine Entgiftungsanlage laufen lassen. Deren Inbetriebnahme musste zweimal verschoben werden, auf inzwischen Mitte des Jahres, und sie verzögert sich womöglich erneut.

Mit dem Kauf des Geländes "verändert sich die rechtliche Situation", sagt Werner Flad, der Leiter des Umweltamts. Ursprünglich wollte die Stadt die Anlage anwerfen und die Kosten später bei den Erben eintreiben. Jetzt wird sie selbst Besitzerin des Geländes und kann das Geld nur mittels eines verminderten Kaufpreises zurückerwirtschaften.

Die Entgiftung ist aber nicht das einzige Fragezeichen hinter den Zukunftsplänen für das Gelände. Über die herrscht im Rathaus grundsätzliche Uneinigkeit. Die wird sich im Gemeinderat widerspiegeln. Die Grünen fordern in einem Antrag, dass die Stadtverwaltung in einer Sitzung des technischen Ausschusses über die aktuellen Entwicklungen berichtet. In der wird der Baubürgermeister Matthias Hahn heftige Kritik an den Plänen der Stadt zu hören bekommen. "Wir wollen ihn ermuntern, von der absurden Idee abzurücken, alles plattzumachen", sagt Werner Wölfle, der Fraktionschef der Grünen. Gemäß den Plänen sollen alle Altbauten auf dem Schoch-Areal abgerissen und gegen Neubaublöcke ersetzt werden - inklusive einer Halle für die benachbarte Lackfabrik Klumpp.

Im Gespräch mit der Nord-Rundschau hatte auch die SPD-Fraktionschefin Roswitha Blind die Pläne kritisiert. Der CDU-Stadtrat Joachim Rudolf äußerte zumindest Sympathie für eine Alternative: Für die Vorschläge der Gruppe um Loewe. Die stammen vom Architekturprofessor Ansgar Lamott und sehen ein Nebeneinander von alt und neu vor. Wölfle fordert, sie als Grundlage zu verwenden. In der Vergangenheit hatten die Befürworter des Komplettabrisses argumentiert, anders sei die Entgiftung unmöglich. Zumindest aus Flads Sicht hat sich dieses Argument erledigt. "Meiner Meinung können wir das wie geplant weiterlaufen lassen", sagt der Leiter des Umweltamts, "egal ob wir die Bauten plattmachen oder teilweise erhalten".

Der Antrag der Grünen ist übrigens überschrieben mit "Schoch-Areal - eine unendliche Geschichte". Womöglich nicht zum letzten Mal.

 

Von Marc Schieferecke
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau
Veröffentlicht am 01.05.2011