Der Feuerbacher Bahnhof ist ein stark frequentierter Verkehrsknoten. Etwa 20.000 Fahrgäste steigen an Wochentagen ein und aus, viele davon sind Pendler, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen.
Umso
unverständlicher sei es, betont Stadtseniorenrätin Ilse Bächtle seit Jahren,
dass ältere Bürger, die nicht mehr so gut zu Fuß seien, aber auch Mütter mit
Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer regelmäßig einen Sturz oder vielleicht auch
Schlimmeres riskieren müssen, wenn sie in die S-Bahn steigen oder sie verlassen
wollen. Weil die S-Bahn in einer Kurve hält, klafft ein Lücke zwischen der
Bahnsteigkante und dem Einstiegstritt der S-Bahn. Dazu kommt ein
Höhenunterschied von zirka 30 Zentimeter zwischen S-Bahnsteig und
S-Bahn-Einstieg. Wer dieses Hindernis geschafft hat, scheitert aber
möglicherweise an den Treppen, die von den Gleisen hinab ins Bahnhofsgebäude
führen. Aufzüge gibt es bisher keine.
Doch das soll sich nach Angaben der Bahn bis 2015 ändern. Zwei Aufzüge sind
geplant, der eine zum Bahnsteig 1, der andere zum Bahnsteig 2. Sven Hantel,
Leiter des Regionalbereichs Südwest der Deutschen Bahn Station und Service AG,
stellte im Bezirksbeirat die Pläne vor. Die Bahn betont stets, dass die Aufzüge
sowie die Veränderungen an den Treppen und Bahnsteigen erst mit Stuttgart 21
und den damit verbundenen Umbauten am Feuerbacher Bahnhof kommen werden.
Eine Prämisse, die viele der im Bürgerhaus Versammelten, so nicht
nachvollziehen konnten: "Warum geht der Bau der Aufzüge nicht ohne S
21", sagte Herwig Janicek von den Naturfreunden. In Feuerbach warte man
jetzt schon seit 20 Jahren auf den Aufzug. Hantel hielt dagegen, dass der
Aufzug zum Mittelbahnsteig (Gleis 2) über S 21 finanziert sei. Im übrigen gehe
er "felsenfest davon aus, dass Stuttgart 21 kommt". Um den Aufzug zum
Gleis 2 an der richtigen Stelle platzieren zu können, müsse mit der
Realisierung solange gewartet werden, bis die dortigen Umbaumaßnahmen im
Zusammenhang mit S 21 erledigt seien, betonte Hantel. Er rechnet damit, dass
der Aufzug ab Ende 2015 gebaut werden kann. Es gebe allerdings auch eine
frühere Bauvariante fürs Jahr 2013: "Dann wäre aber eine der beiden
Treppen am Bahnsteig 2 für mindestens zwei Jahre nicht nutzbar", sagte der
DB-Regionalbereichsleiter Südwest. Eine Untersuchung soll klären, ob der
zeitweilige Wegfall einer Treppe am Bahnsteig 2 auch zu den Stoßzeiten
verkraftet werden kann: "Die realistischere Variante ist aber sicher
diejenige, die bis 2015 realisierbar wäre", meinte Hantel.
Der zweite Aufzug soll im Empfangsgebäude gebaut werden. Dieser werde nicht aus
S-21-Mitteln finanziert, sondern sei Teil des so genannten fünften
Ausführungsvertrages. Im diesem wurde zwischen dem Land, der Stadt, den
Landkreisen und der DB vereinbart, die S-Bahn-Stationen behindertengerecht zu
gestalten. Die Finanzierung beider Aufzüge sei grundsätzlich gesichert, betonte
Hantel. Anders sieht es bei den Umbaumaßnahmen an den Bahnsteigen aus. Es sei
geplant, die vorderen Wagen der S-Bahnen mit ausschwenkbaren Fußrampen
nachzurüsten, um so einen besseren Zugang zu ermöglichen. Zudem solle der
Bahnsteig gegenüber den Gleisen von 76 auf 96 Zentimeter angehoben werden. Den
Spalt zu beseitigen, sei allerdings nicht möglich, so Hantel. "Schauen sie
sich die Gleisführung dort an, sie müssten die ganzen Gleise geradebiegen, dann
wäre der Spalt weg, aber dann kommen sie nicht mehr in den Tunnel", sagte
der Bahnexperte. Während die Sprecher mehrerer Fraktionen im Bezirksbeirat die
Pläne ausdrücklich begrüßten, kamen aus dem Bürger-Plenum allerlei kritische
Stimmen: Wer ein so gigantisches Projekt wie Stuttgart 21 plane, müsse doch als
Bahn-Ingenieur oder Techniker mit diesem vergleichsweise kleinen Problem fertig
werden, meinte eine Frau.
"Wo ist die Nutzerqualität der neuen Lösung?", fragte ein Bürger. Er
und seine rheumakranke Frau würden jeden Tag den Stresstest am Feuerbacher
Bahnhof erleben. Viele Fragen seien unbeantwortet geblieben, sagte Heinz
Wienand vom Feuerbacher Schwabenstreich. "Wir kommen mit unserem Katalog
an Fragen wieder. Darauf können sie sich verlassen."
Von Georg Friedel