Böses Erwachen

nach nächtlicher Sprüh-Aktion

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22-Jähriger wird wegen Farbschmierereien an Garagentoren vorläufig festgenommen. Als Kunstform haben Graffiti den Weg in die berühmten Museen und Galerien dieser Welt bereits vor Jahren gefunden.

Handelt es sich bei den vermeintlichen Kunstwerken hingegen um Schmierereien an Fassaden oder Garagentoren, gibt es wohl kaum einen Gebäudebesitzer, der seine Wände dauerhaft mit diesen schmücken möchte. Denn illegale Graffiti, die ohne Einwilligung des Hausbesitzers angebracht werden, stellen in erster Linie eine strafbare Handlung dar. Daran wurden am vergangenen Wochenende auch zwei Täter in Feuerbach erinnert, als sie Unterschriftenkürzel, so genannte "Tags", an Gebäude an der Wachaustraße sprühten.

"Besonders clever war das nicht", sagt ein Anwohner über die beiden Männer, die am Samstagmorgen gegen 2.30 Uhr mit ihren Spraydosen zugange waren. Denn zur gleichen Zeit wurde das Wachaustraßen-Fest gefeiert. Als ein Zeuge sah, wie die beiden Verdächtigen ein Garagentor besprühten, unterrichtete er andere Festteilnehmer und rief die Polizei. "Während wir auf diese warteten, verfolgte einer von uns die beiden Täter. Das fand ich sehr mutig", berichtet der Anwohner. Noch in der Nähe des Tatortes nahmen die Ordnungshüter einen 22-jährigen Verdächtigen fest, der die Aktionen auch einräumte. Gegen ihn wurde Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Nach dem zweiten Mann wird noch gefahndet. Bei ihren Ermittlungen konnte die Polizei bislang 40 Schmierereien in den Farben orange und silber feststellen. Diese Farbreste hat man laut Polizei auch an den Händen des vorläufig Verhafteten festgestellt. "Wie hoch der Sachschaden genau ist, kann man noch nicht sagen, jedoch handelt es sich um mehrere tausend Euro", sagt Polizeisprecher Jens Lauer.

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in Stuttgart insgesamt 2049 Fälle von Schmierereien und Graffiti, 34 davon in Feuerbach. "Die Aufklärungsquote liegt lediglich zwischen 8 und 12 Prozent. Und ohne Täter bleiben die Geschädigten meist auf ihren Kosten sitzen", sagt Lauer. Betroffenen rät er zur schnellen Anzeige: "Zunächst sollte man die Sachbeschädigung fotografisch dokumentieren und danach relativ flott entfernen." Denn die Sprayer seien schließlich stolz auf ihre Werke, erklärt der Polizeisprecher.

Damit man nicht erst Opfer von Graffiti-Sprayern wird, empfiehlt die Polizei beispielsweise Bewegungsmelder zu montieren oder eine begrünte Fassade. Auch seien grobe, unebene Flächen oder farbenfrohe Wände unbeliebt, da diese ungünstige Untergründe bilden.

Es gibt jedoch auch Stellen, wie die "Hall of Fame" (englisch für Ruhmeshalle) in Bad Cannstatt, an denen Graffiti legal angebracht werden dürfen. Hierfür stellt die Stadt die Wände der Unterführung an der Mercedesstraße zur Verfügung. "Dennoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass deshalb die illegalen Graffiti nicht weniger werden", meint Lauer. Denn gerade der Kick des Verbotenen sei es, was die Täter anstreben würden. Bei Jugendlichen sind die Strafen zwar moderat, doch drohen je nach Sachschaden auch einmal höhere Geldstrafen. "Wiederholungstäter müssen sogar mit Bewährungsstrafen rechnen", mahnt Stefan Biehl von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Häufig würde man sich auch auf einen Täter-Opfer-Ausgleich einigen, ergänzt der Staatsanwalt. Dies geschieht als außergerichtliche Einigung. Neben einer Entschuldigung wird dabei vom Täter die Regulierung des Schadens erwartet.



Von Marta Popowska
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau
Veröffentlicht am 05.08.2011