Todtraurig und heiter wie das Leben selbst

Die Demenz-Aktionswoche „Konfetti im Kopf“ endete mit einem Film von Jo Frühwirth

Impression von der „Konfetti im Kopf“-Ausstellung in Feuerbach. Fotos und Untertitel: www.konfetti-im-kopf.de Bild 1 von 5: Impression von der „Konfetti im Kopf“-Ausstellung in Feuerbach. Fotos und Untertitel: www.konfetti-im-kopf.de

Mehrere Tage lang war es in und um das Burgenlandzentrum um die unbequemen Wahrheiten des Lebens gegangen: Um das Alter und seine Einschränkungen - und um das Thema Demenz.

Noch zu sehen ist dazu die Ausstellung "Konfetti im Kopf" von Michael Hagedorn, der Menschen mit Demenz fotografisch begleitet und dabei zum Vordenker der gleichnamigen Kampagne wurde, die bundesweit für mehr Offenheit wirbt. Dazu kamen im Stadtbezirk fantasievolle Aktionen, Auftritte von "Dein Theater", eine Lesung und vieles mehr. Parallel dazu gab es zudem die Messe "Älter werden in Feuerbach" sowie eine Interneteinführung für Senioren.

Zum Abschluss der Demenz-Aktionswoche präsentierte SWR-Moderator und Dokumentarfilmer Jo Frühwirth seinen Film "Liebes-Leben" in der Lutherkirche: Darin geht es zwar um Wachkoma-Patienten - doch die Fragen, die er aufwirft, betreffen auch an Demenz Erkrankte: Wie schaffen es Angehörige, in anscheinend aussichtloser Lage weiterzukämpfen? Was bekommen Betroffene selbst davon mit? Vor "schwerer Kost" hatte Frühwirth gewarnt, aber so war es nicht: Der Bericht eines Mannes, der nach drei Jahren im Wachkoma wieder gesund wurde, belegt: Menschliche Zuwendung ist überlebenswichtig. "Ich habe bis heute ein Defizit", sagt er im Film. Das geht so weit, dass er immer wieder die Menschen in seinem Umfeld frage, ob er sie mal umarmen darf. Eine Besucherin der Veranstaltung zog am Freitag das Fazit, dass es eigentlich schlimm sei, dass man erst krank werden müsse, um zu begreifen, wie wichtig Beziehungen zu anderen seien.

Bei der anschließenden Gesprächsrunde ging Jo Frühwirth auch einfühlsam auf einen weiteren Aspekt ein: Wie kommt man damit klar, dass sich ein geliebter Mensch immer mehr von seinem Leben und von einem selbst entfernt? Sogar die zahlreich teilnehmenden Jugendlichen bezog er mit ein. Als junger Mensch sei man ja quasi unsterblich, sagte er. Wie sei es ihnen da ergangen, mit so schwerer Krankheit konfrontiert zu werden? Eine junge Besucherin antwortete nachdenklich, sie habe sich gefragt, wie es denjenigen wohl ergehen möge, die niemanden hätten, der sie umsorgt. Und: "Ich würde da gerne von meiner Vitalität abgeben." Die jungen Leute, Schüler der Bismarckschule, hatten sich an der Aktionswoche freiwillig beteiligt. Sie waren den Pflegern im Richard-Bürger-Heim zur Hand gegangen, hatten beim "Tanzcafé", beim Laternenlauf für Alt und Jung und bei anderen Aktionen mitgemacht und mitgeholfen. "Es ist wichtig gewesen, zu sehen, wie andere Menschen leben", sagten einige von ihnen. Das Thema Demenz kennen manche von ihnen auch aus der eigenen Familie. Eine Schülerin erzählte von der dementen Uroma, von der sie nicht mehr erkannt wird.

Ein Höhepunkt der Woche sei das Tanzcafé gewesen, bei dem Demenzkranke und Gesunde gemeinsam einen vergnüglichen Nachmittag verbracht hätten, resümierte Mitorganisator und Pfarrer Harald Küstermann. Interessant sei für ihn auch der Ausstellungsaufbau mit Fotograf Michael Hagedorn gewesen: "Lebensgroß und auf Augenhöhe" sollten die Fotos sein, habe er dabei erfahren. Also wie das Thema Demenz insgesamt und die Feuerbacher Aktionswoche: Todtraurig, mit heiteren Momenten - und mitten im Leben.


Von Luise Pfeil
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau

 

Mehr Infos zum Thema: www.konfetti-im-kopf.de

Veröffentlicht am 27.10.2011