Von der robusten Bandsäge zur fragilen computergesteuerten Fräse: Der Bürgerverein Feuerbach e.V. besuchte bei seinem 136. Bürgertreff das Feuerbacher Familienunternehmen Modell- und Formenbau Berger GmbH in Münchingen.
Kein mehliger Holzstaub erschwerte das Atmen,
als über 60 Freunde und Mitglieder des Bürgervereins Feuerbach erwartungsvoll die
helle und weite Produktionshalle des Modell- und Formenbauunternehmens Berger
betraten. Was macht ein Modellbauer, dessen Familie eine lange Tradition in
Feuerbach vorweisen kann? An der Ecke Stuttgarter-/Klagenfurter Straße fing man
1922 in einem Stall an. Fabrikgebäude in unmittelbarer Nachbarschaft
entstanden, in denen heute u.a. ein Textilhändler seine farbenfrohen Produkte
anpreist. Holz und Metall waren einst die Basis für die Modelle oder Prototypen
von Serien; Industriebetriebe die Auftraggeber. Stolz konnte der heutige
Juniorchef, Matthias Berger, in seiner kurzweiligen Präsentation bemerken, dass
Ferdinand Porsche zu Zeiten der Entwicklung seines VW-Käfers 1937 in Bergers
Modellbau ein- und ausging. Natürlich gab es in der 90jährigen Firmengeschichte
enorme technische Umbrüche. So surrten in den dreißiger und vierziger Jahren
des 20igsten Jahrhunderts die Transmissionsriemen über den Drehmaschinen. 1962
wurde die erste Kopierfräsmaschine bestaunt, 1987 hielt der Computer-Einzug.
Das Reißbrett musste dem CAD/CAM-Programm weichen, die computergesteuerten
CNC-Maschinen mit unterschiedlichsten Fertigungstechniken ersetzten die
konventionellen Dreh-, Schleif- und Stanzgeräte. Kunststoffgranulate ersetzten
oft Holz und Metall. „Die 25 Jahre seit 1987 brachten eine weit schnellere
Entwicklung, als die sieben Jahrzehnte zuvor und sie ist bei weitem noch nicht
abgeschlossen“, so der Junior-Chef. Konnte sein Vater, Richard Berger, sicher
sein, dass er beim Besuch in den Fertigungsstätten seiner Kundschaft,
unmittelbar von der Werkbank aus neue Aufträge erhielt, so müssen heute meist
aufwändige, detaillierte und umfangreiche Angebote die komplexen
Einkaufssysteme der großen Autozulieferer durchlaufen. Differenzierte
Programmierungsprozesse zum Produktionsvorgang wollen organisiert sein. Rund 15
Personen bietet das Familien-Unternehmen, das 2000 von Feuerbach nach
Münchingen aus Kapazitätsgründen umzog, Brot und Arbeit. Heute überwiegt der
Formenbau für die Industrie deutlich den Modellbau. Modernste Geräte und
Maschinen für entsprechende Kapazitäten sind gleichermaßen Pluspunkte im
Konkurrenzkampf, wie spezielle Tüfteleien für schwierige Problemlösungen. Auch
die vierte Generation guckt schon frohgelaunt und interessiert über die
Schreibtischkante und begleitet die junge Mutter zur Arbeit. Ein mit viel
handwerklichem Geschick kreierter Imbiss der Familien-Chefin, Doris Berger,
schloss die rundum gelungene Exkursion des Bürgervereins vor die Tore Feuerbachs
ab.
Veröffentlicht am 30.04.2012