„Festlich meucheln“

Gudrun Weitbrecht hat Anthologie mit Weihnachtskrimis herausgegeben

Gudrun Weitbrecht. Foto: Privat Bild 1 von 1: Gudrun Weitbrecht. Foto: Privat

Zuerst der Kälteeinbruch und nun eine Sammlung von Krimis rund ums Fest: „Ja ist denn heut scho Weihnachten?“ ist man frei nach Franz Beckenbauer versucht zu fragen. Aber tatsächlich stellt dieser Tage die Feuerbacher Autorin Gudrun Weitbrecht die vierte von ihr zusammengestellte Sammlung von Kurzkrimis vor, den Band „Tod unterm Tannenbaum – Weihnachtskrimis aus dem Ländle“.

Das Fest der Liebe als Tatort von Kapitalverbrechen – selbst ausgesprochenen Weihnachtshassern dürfte da wohlig warm ums Herz werden.
Zumal wenn die Art und Weise des Meuchelmordens so breit angelegt ist wie im Beitrag “Meine Oma und ich” von Gisela Sachs: Hier sorgt pürierter Fingerhut in der Brätfüllung der “Mauldäschle” beim Ehegatten für Todesnähe, und ein dolchscharfer, mittels Bunsenbrenner auf labil gesengter Eiszapfen. Funktioniert alles nicht – jedenfalls bis die ebenso geldgeile Oma zeigt, wie’s wirklich geht. Ohne dem Ende vorzugreifen sei an dieser Stelle verraten, dass eine Spielzeugpistole und Zimtsterne die tragenden Rollen bei diesem vorzeitigen Ableben spielen werden.

Es ist bereits die vierte Anthologie, die in Feuerbach ansässige Autorin herausgegeben hat: Alle vier Bände konzentrieren sich auf Schauplätze im Ländle und haben einen zusätzlichen Schwerpunkt, wie etwa die leckere und doch manchmal ausgesprochen tödliche schwäbische Küche. Gudrun Weitbrecht ist Mitglied der Autorenvereinigungen „Mörderische Schwestern“ und "Syndikat", und diese Kontakte kommen ihr auch zupass, wenn es darum geht, Kollegen für ihre Anthologie-Projekte zu gewinnen. Wie dieses Mal zum Thema “Tod unterm Tannenbaum”, das vom eigenen Beitrag bis zur Kurzgeschichte von Ingrid Noll (“Die Apothekerin”) die ganze Bandbreite der Krimistile umfasst.

Parallel dazu arbeitet Gudrun Weitbrecht derzeit schon an ihrem nächsten Stuttgartkrimi. In ihrem Erstling “Blutkirsche” ging es um einen mysteriösen Mord in einer Feuerbacher Kleingartenkolonie, der zweite, “Eiskaltes Versprechen” war ein Thriller um den Stuttgarter Hauptbahnhof mit explosivem Ende. Sie hält sich noch bedeckt, was das Thema ihres dritten Krimis angeht, verrät aber soviel, dass dieser nicht aus der Sicht des bewährten Ermittlerteams Anne Wieland und Marco Schneller erzählt werde und die Kriminalbeamten eher Nebenrolle bleibe.

In der weihnachtlichen Kurzkrimisammlung ist übrigens besonders der der Beitrag “Besinnlich, fröhlich, tot” von Tatjana Kruse zu empfehlen: “Kurt Dönsdorff, 59, Küster von St. Michael, vernahm an Heiligabend um exakt 19.09 Uhr den Ruf des Schicksal – und er nahm diesen Ruf an!”, heißt es da gleich vielversprechend zum Auftakt. Seine große Stunde kommt, als Chorsänger Alfred Schneck mit einem Mal mitten in der Christmesse tot zusammenbricht. Und Dönsdorff wächst, bestens geschult durch alle Tatort-Folgen, weit über sich hinaus – keiner verlässt die Kirche, bis zum verblüffenden Ende. Oh du fröhliche!


Info:
Die Premieren-Lesung zu “Tod unterm Tannenbaum” findet am Mittwoch, 7. November, um 19.30 Uhr im Steiggemeindehaus im Hallschlag, Altenburgersteige 22, statt. Die Krimianthologie “Tod unterm Tannenbaum – Weihnachtskrimis aus dem Ländle” ist im Konrad Theiss Verlag erschienen, ISBN 978-3-8062-2685-0.

Von Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 08.11.2012