Zwei Kreative, eine Werkschau

„2 x EigenArt“: Sybille und Ludwig Fricker stellen im Leibniz-Gymansium aus

Beim Ausstellungsaufbau: Ludwig und Sibylle Fricker mit Schulleiter Otto Fischer (auf der Leiter). Fotos: S. Müller-Baji Bild 1 von 2: Beim Ausstellungsaufbau: Ludwig und Sibylle Fricker mit Schulleiter Otto Fischer (auf der Leiter). Fotos: S. Müller-Baji

Sybille Fricker ist im Stadtbezirk als Dozentin für Porzellanmalerei bekannt und in Sachen Tierdarstellungen regelmäßig in der Wilhelma zu Gast. Ihre bekanntesten Werke aber, die Gesichter zweier Urmenschen, sind in alle Welt gegangen:

Basierend auf den Erkenntnissen von Paläontologen und Forensikern hat sie die offiziellen Porträts der „Steinheimerin“ und des „Mauerer Urmenschen“ gestaltet. Das urzeitliche Ahnenbild zwischen “Noch-Tier und Schon-Mensch”, wie sie selbst die Herausforderung bei dieser illustrativen Arbeit auf den Punkt gebracht hat, erhält zur Ausstellungseröffnung einen Ehrenplatz.

Von Ludwig Fricker hingegen gibt es neue wortwitzige Gedichte. Nach langer Vorbereitung ist im Dezember sein zweiter Band “Pösie II” erschienen, aus dem Jenny Ulbricht bei der Vernissage liest. Warum der Titel? „Weil der moderne Mensch keine Zeit mehr hat; weder für lange Gedichte noch für die exakte Aussprache des Wortes Poesie“, sagt er.

Was nun die Ausstellung angeht: Hier zeigt das Ehepaar unter dem Motto “2 x EigenArt” von der Porzellanmalerei bis zu den Lemberger Impressionen, was entstehen kann, wenn sich zwei kreative Geister gegenseitig befruchten: Denn an die Arbeit gehe man dabei mit viel Eigensinn, wie Sibylle Fricker erzählt, und man habe durchaus auch mal gegensätzliche Vorstellungen von der Kunst.

So gibt es Themenbereiche, die jeder für sich bearbeitet hat. Bei Sibylle Fricker sind das etwa beredte Tierporträts wie dieses: Zoo-Besucher schauen auf einen Menschenaffen und der blickt zurück – die Frage ist nur, wer dabei die bessere Figur macht. Ludwig Fricker, der bis zu seinem Ruhestand Motoren für ein großes Automobilunternehmen entwickelt hat, geht eher technikbezogen vor: Mit der Laubsäge hat er zum Beispiel Figuren aus ausgedienten CDs gesägt und sie in bühnenartigen Kästen angeordnet.

Besonders spannend wird es aber da, wo beide die gleiche Basis für ihre Arbeiten verwenden: Zum Beispiel die gedrechselten Holzelemente, die sie beim Spaziergang durch ein Naturschutzgebiet fanden und jetzt als Druckstöcke einsetzen. Einzeln erinnern diese an einen Vogel, kombiniert werden menschliche Figuren daraus, die sich zu einem “Chor” oder zu einer “Andacht” aufstellen. Außerdem gibt es, was Sibylle Fricker als “unsere Feuerbacher Wand” bezeichnet: Weinberg-Impressionen vom Lemberg. Interessant, was das Paar etwa aus den Stäffele gemacht hat: Während bei ihr eine luftige Treppen-Struktur entstanden ist, hat er Stufe um Stufe quasi den Aufstieg nachvollzogen.

Für Ludwig Fricker ist die Werkschau auch eine Rückkehr, denn er hat selbst einige Jahre lang das Leibniz-Gymnasium besucht. Seither habe das sich aber sehr zum Positiven verändert, erzählt er: “Das waren damals halt die Nachkriegsjahre: Jeder musste einen Brikett mitbringen und in jedem Klassenzimmer gab es einen Ofen.” Auf dem sei ab und zu auch mal Schwarzpulver abgelegt worden – “für den besseren Durchwärmungseffekt”, deutet er knitz an. Freilich sei die Lehrerschaft seinerzeit “beinhart” gewesen, weshalb er die letzten Klassen lieber auf einem anderen Gymnasium absolviert hat. Für die Vernissage am Mittwoch konnte er aber er zahlreiche ehemalige Klassenkameraden ausfindig machen und einladen.

“Ein Leibnizianer kehrt zurück” freut sich da auch der heutige Schulleiter Otto Fischer. Und eine Rückkehr wird auch die Ausstellung von Manfred Karl Piontek, die danach in der Schwerpunktgalerie stattfindet, zur Feuerbacher Kulturnacht im April stattfindet: Der Gymnasialprofessor hatte mit der Schwerpunktgalerie im Leibniz-Gymnasium einst die erste schuleigene Galerie in Deutschland eröffnet. Fischer verriet schon jetzt: Zur Werkschau soll es unter anderem ein Quiz zum Thema Drucktechniken geben.


Info:
„2 x EigenArt“ eröffnet am Mittwoch, 30. Januar, um 19.30 Uhr im Leibniz-Gymnasium, Klagenfurter Straße 75. Die Ausstellung ist bis 21. März an Schultagen von 8 bis 17 Uhr zu sehen. Der Gedichtband “Pösie II”, aus dem zur Vernissage gelesen wird, ist auch im Schulsekretariat erhältlich.


Von Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 30.01.2013