Über den Humor des Schwaben...

und wie es dazu kommen konnte

Jürgen Kaiser mit seinem neuen Buch. Foto: Susanne Müller-Baji Bild 1 von 1: Jürgen Kaiser mit seinem neuen Buch. Foto: Susanne Müller-Baji

In seinem Buch „Warum Schwaben zum Lachen in den Keller gehen“ erklärt der Feuerbacher Autor Jürgen Kaiser den schwäbischen Humor.

Aschermittwoch – und alles ist wieder vorbei? Schenkt man den Vorurteilen im Rest Deutschlands Glauben, ist das im Ländle ein naturgegebener Zustand. Anders ausgedrückt: Wir können alles – außer ausgelassene Heiterkeit. Jetzt hat der Feuerbacher Autor Jürgen Kaiser sein neues Buch vorgelegt. In “Warum Schwaben zum Lachen in den Keller gehen” erklärt er den schwäbischen Humor – und wie es dazu kam.

Die Welt da draußen ist den Schwaben nicht eben wohlgesinnt – man blicke nur in Richtung Berlin, wo es ganze Kampagnen gegen das schaffige Völkchen aus dem Südwesten gibt. Humorlosigkeit ist da noch das Geringste, was man uns unterstellt. Dabei war Württemberg einst als durchaus geselliges Fleckchen Erde bekannt, schenkt man Kaisers Buch Glauben: Quellen aus dem 11. und 12. Jahrhundert besagen demnach, die Schwaben seien unter allen Deutschen das lebenslustigste Volk, lebenslustiger noch als die Rheinländer. Und später habe auch Goethe geschrieben: “Komm auf, lass uns nach Schwaben ziehen, dort gibt es Essen und Trinken, Tanz und Spiel in Hülle und Fülle!”

Doch dann ist Schluss mit lustig. Was genau ist das schief gegangen? Jürgen Kaiser zählt auf: Schuld sei unter anderem auch der so genannte “schwäbische Sprengstoff” – die früh eingeführte Schulpflicht für alle, das Realerbteilrecht und der Pietismus. Die gut gebildeten, verarmten und von religiösen Regeln bevormundeten Schwaben hätten nur drei Auswege gehabt: Sich als cleverer Tüftler Freiräume schaffen, in fremden Ländern das Glück suchen – oder aber der komplette Rückzug ins Private. Feiern war im dauerüberwachten Ländle ohnehin kein Thema mehr: Nicht, dass man allzu weinselig noch zuviel über sich preisgab. Der Humor war fortan scharf, knitz, aber auch immer etwas hintenrum, “hälenga” eben. Das eine sagen und das andere meinen, das habe der Schwabe über die Jahrhunderte sorgfältig kultiviert, so Jürgen Kaiser.

Mit “Warum Schwaben zum Lachen in den Keller gehen” schließt sich inhaltlich der Kreis der Schwabenthemen. Das Buch ist anders als seine Vorgänger nicht in Episoden geschrieben, sondern umfasst im Grunde einen Vortrag zum schwäbischen Wesen. Bestens für Lesungen geeignet, oder? Durchaus, bestätigt der Pfarrer, Journalist und Geschäftsführer des evangelischen Medienhauses in Stuttgart. Allerdings sei konkret noch nichts geplant, weil er beruflich sehr eingespannt sei. So sehr, dass das Buch nur zustande kam, weil ihm ein Freund und Neu-Ruheständler den Text tippte. Auch das nächste Projekt müsse da noch etwas warten: “Ich würde gern ein Buch zur württembergischen Kirchengeschichte schreiben, doch dazu werde ich wohl erst im Ruhestand kommen”, sagt Kaiser. Das wäre in vier Jahren.

Bis dahin macht auch “Warum Schwaben zum Lachen in den Keller gehen” Spaß. Insbesondere die Eskapaden von Herzog Ulrich von Württemberg (1487 - 1550) würden Stoff für gleich mehrere Seifenopern liefern. Nett ist das Buch auch für Nicht-Schwaben, denn es hängt ein Glossar von Peter-Michael Mangold an, in dem die humorigsten Redensarten ins Hochdeutsche übersetzt werden. Damit auch der Reingeschmeckte versteht, was der Ur-Bruddler von nebenan wieder zu murren hat. Das klingt dann so: “Besser, mr denkt ällas, was mr sagt, als mr sagt ällas, war mr denkt.” Anders ausgedrückt: Es ist besser, sich seinen Teil zu denken, als unüberlegt daherzureden. Es ist übrigens ja auch so: Wer im Keller lacht, kann solches auch lustvoll nach Aschermittwoch tun.

Von Susanne Müller-Baji


Info
„Warum Schwaben zum Lachen in den Keller gehen“ ist in der Edition Evangelisches Gemeindeblatt erschienen, ISBN 978-3-920207-86-5.

Das Buch gibt es für EUR 9,95 u.a. in der Buchhandlung Schairer, Feuerbacher-Tal-Straße 3, 70469 Stuttgart.
Veröffentlicht am 06.03.2014