Bestattungskultur im Umbruch

Der Feuerbacher Friedhof erzählte interessierten Feuerbachern seine Geschichte

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Rund 110 Mitglieder und Freunde des Bürgervereins Feuerbach würdigten beim 150. Bürgertreff am vergangenen Freitag den „Neuen Feuerbacher Friedhof“ als Kulturstätte schlechthin, als Ort des Abschiednehmens und als Ort der Erinnerung.

Maurus Baldermann vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt Stuttgart, verstand es mit einem genauso interessanten wie unterhaltsamen Vortrag in der Aussegnungshalle und im Friedhofsareal selbst, die Aufmerksamkeit der vielen Zuhörer und Zuhörerinnen zu binden. Gekonnt berichtete er über die bedeutenden architektonischen Strukturen, die zwischen 1961 und 1966 entstanden, über die Aussegnungshalle mit Leichenhaus, den Eingangsbereich mit Pforte. Die Stahlbetonfassade enthält bedeutende zeitgenössische Kunstwerke wie Glasfenster und Skulpturen. Auch die Betonwaben an der Decke der Aussegnungshalle sind Zeichen künstlerischer Ausdrucksweise. Gegen Ende der 90iger Jahre wurde schließlich der prägnante Brunnen im Eingangsbereich geschaffen. Ein Vermächtnis der Feuerbacher Bürgerin, Erna Clauß, die lange in den USA lebte.

Der Friedhof, 1898 eröffnet, zuletzt 1967 um 6,5 ha erweitert, umfasst heute eine Fläche von ca. 9 ha mit über 7.000 Grabstätten. Freilich wandelt sich derzeit die Bestattungskultur rasant, deren Auswirkungen die Friedhofsverwaltung besonders fordert. Neue Möglichkeiten in Gräberangebot und Langzeitpflege sind gefragt. So ist vom Platzmangel früherer Jahre nichts mehr zu spüren. Die Zahl der Erdbestattungen ist merklich zurück gegangen. Feuerbestattungen und in Folge Urnengräber nahmen und nehmen zu. Ganz aktuell hat der Feuerbacher Bezirksbeirat zugestimmt, dass Baumgräber in der Grünachse des Friedhofs angelegt werden dürfen. Veränderte Bevölkerungs- und Familienstrukturen mit neuem Denken, was Ausstattung und Pflege von Grabstätten betrifft, zeigen Wirkung, was manche freie Flächen im Friedhof belegen.

Bei strahlendem Sommerwetter mit angenehmen Temperaturen besuchten anschließend die Feuerbacher Bürger Gräber bekannter und berühmter Vorfahren, so Humorist Erich Hermann, die Schauspielerin Hanne Wieder oder der berühmte Tenor Josef Traxel. Historische Bedeutung kommen Pfarrer und Heimatforscher Richard Kallee zu und ganz besonders dem erfolgreichen und rührigen Feuerbacher Oberbürgermeister Wilhelm Geiger. Hohe Beachtung fanden das eindrucksvolle, architektonisch wertvolle Ehrenmal für die Gefallenen beider Weltkriege, das Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und das Denkmal für die Opfer der Explosion von 1916. Maurus Baldermann überraschte immer wieder mit wissenswerten Einzelheiten. Es war ein außergewöhnlicher Bürgertreff mit einem sehr qualifizierten Referenten, der großes Interesse gefunden hat.
Veröffentlicht am 30.06.2014