Die drinnen und die draußen...

Theaterensemble „Komitee Komplett“ führt neues Stück zur Flüchtlingsfrage auf

Foto: Susanne Müller-Baji Bild 1 von 1: Foto: Susanne Müller-Baji

Im Feuerbacher Sozialkaufhaus Fairkauf greift das Theaterensemble Komitee Komplett mit dem Einpersonenstück „Badezimmer“ das Flüchtlingsthema auf. Die nächste Vorstellung ist am 31. Januar.

Im Bad hat sie es gerne nett, mit “effektvollem Carrara-Marmor-Design” und dem “kirchenfensterblauen Seifenspender”. Doch dann fällt die Duftkugel mit dem klangvollen Namen “Dreams of Africa” ins Badewasser und die Frau in der Wanne (Mariangela Toso) hat tatsächlich Visionen von Afrika – nur keine schönen. Das Feuerbacher Ensemble Komitee Komplett bringt mit Ingrid Lausunds Einpersonenstück “Badezimmer” das Flüchtlingsthema auf die Bühne des Caritas-Sozialkaufhauses und ist damit hochaktuell.
 
Denn gerade beherrschten die immer skrupelloseren Methoden der Schlepper die Schlagzeilen und Lampedusa ist längst zum Inbegriff für die Flüchtlingsströme geworden, die in der Hoffnung auf Sicherheit und ein besseres Leben nach Europa drängen. Da ist es spannend, dass das Stück von drei Menschen erarbeitet wird, die zwar unter weit weniger dramatischen Umständen nach Deutschland gekommen sind, die aber sehr wohl das Gefühl des Neuanfanges in der Fremde kennen: Mariangela Toso stammt aus Italien, ebenso Francesco Sechi, der das Bühnenbild entworfen hat. Und Regisseur Daniel Bonilla-Torres aus Puerto Rico war als Opernsänger auf den Bühnen der Welt zu Hause, bis er in Feuerbach eine neue Heimat fand.

Mit tatkräftiger Hilfe des übrigen Ensembles bringen sie den Badezimmermonolog in gewohnt schräger Manier auf die Bühne: Wieder entsteht mit Requisiten aus dem Fairkauf-Fundus praktisch aus dem Nichts heraus eine Situation, die dem Zuschauer einen sozialkritischen Spiegel vorhält: Denn die einen sitzen drinnen im Schaumbad aus “180 Liter Trinkwasser”, wie die Akteurin im Duftkugelrausch selbst erkennt. Die draußen führen einen unerbittlichen Kampf um jeden Tropfen oder machen sich auf zur gefährlichen Überfahrt über das Meer.

Die Frau in ihrem Paradies aus überflüssigen Dingen wischt dabei das schlechte Gewissen immer wieder beiseite: Morgen werde sie fünf, zehn, 30 Euro “an irgendeine Brunnenorganisation” überweisen. Bis die Wanne zum Flüchtlingsboot wird und sie sich selbst auf sturmgebeutelter See an den Satz klammert: “Ich werde heute Nacht nicht untergehen.” Fast erschreckender ist freilich, wie nahtlos sie danach wieder zum Alltag übergeht – als wäre nie etwas gewesen.

Dass “Badezimmer” nun inszeniert wird, geht auf eine Initiative Mariangela Tosos zurück. Sie erzählt, dass ihr die Bilder aus Lampedusa nahe gingen und sie den Monolog anfangs nur unter Tränen sprechen konnte. Daniel Bonilla-Torres unterstreicht, dass die Flüchtlingsströme Zeichen des Versagens der Politik seien, die es nicht schaffe, für menschenwürdige Zustände in den Herkunftsländern zu sorgen. Komitee Komplett arbeitet bei “Badezimmer” mit der Landeszentrale für politische Bildung (lpb) zusammen: Im Anschluss an die Premiere am Samstag gibt es eine Podiumsdiskussion, bei der Vertreter von Einrichtungen und Hilfsorganisationen mit Betroffenen über Flucht, Asylverfahren und die Realität in den Heimen sprechen. Mariangela Toso berichtet, die lpb erwäge überdies, das Stück auf Tournee zu schicken und so in den Kommunen für Verständnis für das Thema zu werben.


Info:
“Badezimmer”-Vorstellungen gibt es am 31. Januar und 1. Februar sowie am 18. und 19. April und am 25. und 26. April. Beginn ist samstags jeweils um 20 Uhr und sonntags um 18 Uhr. Informationen und Kartenreservierung bei www.komitee-komplett.de und telefonisch unter 0177 51 04 696.
Veröffentlicht am 26.01.2015