Kunst in den Weinbergen

Sportvg’ler begingen den Strümpfelbacher Skulpturenpfad

Dem Bahnstreik zum Trotz reisten knapp 30 Mitglieder und Freunde im Rahmen des Kulturprogrammes der Sportvg-Turnabteilung, angeführt von Reinhold Käpplinger, per Stadt- und S-Bahn sowie Bus in den kleinsten Weinstädter Stadtteil Strümpfelbach.

Bemerkenswert ist die romantische Lage zwischen Weinbergen und das geschlossene Ortsbild mit Jahrhunderte  alten Fachwerkhäusern. Unmittelbar nach der Ankunft wurden die Turner in der neuen Vinothek „Traube“ von der Chefin Frau Angelika Reiner äußerst freundlich mit einem Glas erlesenem Sekt und Grissinis begrüßt.

Weinberge, eine ungewohnte Örtlichkeit, um Kunst zu präsentieren. Aber eine gute, zudem reizvolle Idee, die Begegnung mit Kunst in freier Natur zu erleben.

Ausgangspunkt der Führung über den rund 2,8 km langen Skulpturenpfad mit einem Höhenunterschied von 123 m war direkt gegenüber der Vinothek. Hier holte Frau Toni Herm die Gruppe mit einführenden Informationen ab. Viele künstlerische Schätze entdeckt man bereits im Ort. Insbesondere die Formenvielfalt im Nuss'schen Skulpturengarten ist überwältigend. Der Garten kann die Schöpferfülle der Künstler kaum mehr fassen, deshalb begegnen uns rund um das Anwesen auf Mäuerchen, Kaminen und Baumstümpfen, in Nachbargärten und am Wegesrand ihre bronzenen Kunstwerke. Weil auch diese Plätze nicht mehr reichten, hat Karl-Ulrich Nuss im April 2001 einen anfangs umstrittenen Skulpturenpfad in den Weinbergen eingerichtet. Er umfasst inzwischen 43 verschiedene Werke aus drei Künstlergenerationen: Fritz Nuss (1907 bis 1999), dessen Sohn Karl-Ulrich Nuss (1943) und dessen Enkel Christoph Traub (1964).

Frau Herm hat einen sehr guten und freundschaftlichen Kontakt zu Prof. Karl-Ulrich Nuss, so dass die Führung mit vielen Hintergrundinformationen gespickt war. Aus ihrem silbernen Büchlein trug sie zusätzlich jeweils passend einige heitere bzw. besinnliche Kurzgedichte vor. Viele Bronzeplastiken von Prof. Nuss beeindrucken durch schöpferische Fantasie in der Begegnung mit den Menschen, ihren zwischenmenschlichen Beziehungen, ebenso mit dem Tier. Eine der Figuren, die "Liegende" von Karl-Ulrich Nuss, hat es sich in einem Wengert bequem gemacht. Als die Mutter des Künstlers diese üppige Frauengestalt sah, meinte sie: "Do baddets" (schwäbisch für "üppig, ergiebig"). Und tatsächlich, die "Liegende" ist in Bronze gegossener Ausdruck weiblicher Fülle. Die entspannt ruhende Figur möge als Symbol für das gelten, was der Skulpturenpfad vermitteln kann: Gelassenes, kennerhaftes Genießen.
Veröffentlicht am 13.05.2015