Flüchtlingskrise: Unterbringung auf alle Stuttgarter Bezirke ausgeweitet

Neuer Standort u.a. in der Feuerbacher Krailenshaldenstraße geplant

Die Stadtverwaltung plant, weitere 3.500 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen zu schaffen. OB Fritz Kuhn, Erster Bürgermeister Michael Föll und Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer haben am Mittwoch, 30. September, die Pläne dazu vorgestellt.

Kuhn: „Die Zahl der Flüchtlinge wächst weiter. Genaue Prognose kann niemand liefern. Dennoch: Wir müssen und wollen die Menschen, die uns zugewiesen werden, weiterhin angemessen unterbringen. Die Verwaltung arbeitet im Krisenmodus, aber wir brechen nicht in Wehklagen aus.“ Die Stadt wolle den „Stuttgarter Weg“ weiter gehen, dazu zählen die dezentrale Unterbringung oder die adäquate Betreuung durch freie Träger. „Wir wollen den Konsens in der Stadtgesellschaft aufrecht erhalten, dazu brauchen wir auch eine engagierte Zivilgesellschaft“, so Kuhn.

Sechs Standorte mit Systembauten, drei mit Containern
An sechs Standorten sollen für rund 33 Millionen Euro Systembauten aufgestellt werden, an drei Standorten plant die Stadt erstmals eine Unterbringung in Containerbauweise. Die Kosten dafür sind noch unklar. Erster Bürgermeister Michael Föll: „Wir benötigen Unterkünfte, die schneller verfügbar und kurzfristiger realisiert werden können. Da an den drei Standorten städtische Projekte anstehen, können diese nur vorübergehend zur Flüchtlingsunterbringung genutzt werden. Das ist unwirtschaftlich für Systembauten, die auf mindestens fünf Jahre ausgelegt sind.“ 

Die Stadt hat als neue Standorte vorgesehen: 
Birkach (Grüninger Straße, 2 Systembauten, 156 Plätze)
Degerloch (Sportplatz Waldau, Container, 306 Plätze)
Feuerbach (Krailenshaldenstraße, 4 Systembauten, 321 Plätze)
Möhringen (Ehrlichweg, 4 Systembauten, 321 Plätze)
Münster (Burgholzstraße, 4 Systembauten, 321 Plätze)
Nord (Rote Wand, Container, 294 Plätze)
Obertürkheim (ZOB, 3 Systembauten, 243 Plätze) 
Ost (Klingenbach, 1 Systembau für Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge, 78 Plätze)
Sillenbuch (Untere Hasenwedel, Container, 108 Plätze)

Mit den neuen Standorten in Birkach, Münster und Obertürkheim befinden sich nun in allen 23 Stadtbezirken Stuttgarts Flüchtlingsunterkünfte. Erstmals wird es an einzelnen Standorten vier Systembauten geben. Damit erhöht sich die maximale Zahl von 243 Unterkunftsplätzen pro Standort auf 321. 

Auch vier Schulen werden interimsweise genutzt
Da weiterhin mindestens 1.200 Plätze bis Ende 2015 fehlen, müssen zudem kurzfristig auch Interimsquartiere eingerichtet werden. Die Stadt möchte deshalb vier Schulgebäude belegen, die derzeit leerstehen. Es handelt sich dabei um die Friedensschule in Stuttgart-West (240 Plätze, befristet bis zur Inanspruchnahme als Ausweichquartier für die Sanierung der Schwabschule), die ehemalige Hedwig-Dohm-Schule in Stuttgart-West (250 Plätze, befristet bis zur Inanspruchnahme als Ausweichquartier für das Eberhard-Ludwig-Gymnasium), die Fasanenhofschule in Möhringen (80 Plätze, befristet bis zur Fertigstellung der Systembauten in der Ehrlichstraße, dann wohnungswirtschaftliche Verwendung des Grundstücks) und die Gorch-Fock-Schule in Sillenbuch (80 Plätze, das Gebäude steht derzeit leer).„Durch die Nutzung der leerstehenden Schulen können wir insgesamt 650 Plätze kurzfristig bereit stellen. Die Zwischennutzung wird die vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen weder beeinträchtigen noch verzögern“, so Föll. Zudem plant die Stadt interimsweise 200 Flüchtlinge in vier Waldheimen unterzubringen, weitere Waldheime werden geprüft. 

Stuttgarter Weg in der Flüchtlingsunterbringung
Sozialbürgermeisterin Fezer: „Mehr Flüchtlinge bedeuten mehr Integrationsarbeit.  Um den Frieden in der Stadt zu wahren, wollen wir die Flüchtlinge stufenweise in unsere Gesellschaft integrieren. Die hohe Akzeptanz bei den Bürgern ist ein Schatz, den es zu pflegen gilt.“ Die Bemühungen um Integration werden sich auf die Bereiche Sprache, Wohnen, Arbeit, Bildung und medizinische Versorgung beziehen. „Es ist wichtig, dass wir den Flüchtlingen zudem kulturelle Werte vermitteln. Dazu gehören auch unsere Grundwerte“, so Fezer.Aktuell sind in Stuttgart 4.397 Flüchtlinge in 81 Unterkünften in 18 Stadtbezirken untergebracht. Der Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen wird sich am Freitag, 2. Oktober, mit dem Vorschlag der Verwaltung auseinandersetzen. Nach Beratung in den einzelnen Bezirksbeiräten ist geplant, dass der Gemeinderat am 29. Oktober über die Tranche 5 entscheidet.
Veröffentlicht am 01.10.2015