Flüchtlinge: Stadt weitet Unterbringung auf 5 Turnhallen aus

Nutzung der Halle 2 im NeckarPark ab Dezember als kommunale Unterkunft

Das Land Baden-Württemberg hat die Landeshauptstadt am Wochenende über steigende Zuweisungszahlen informiert. Nach der neuesten Prognose muss die Stadt allein im Oktober rund 670 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge schaffen.

Bleiben die Zuweisungszahlen auf diesem Niveau fehlen bis Ende des Jahres 2.200 Plätze. Die Stadt hatte ihre Suche nach Liegenschaften verstärkt und sich heute, am Donnerstag, 8. Oktober, für fünf weitere Objekte entschieden:
die Turn- und Versammlungshalle Hedelfingen (rund 100 Personen)
die Turn- und Versammlungshalle Obertürkheim (rund 100 Personen)
die Sporthalle des Solitude Gymnasiums in Weilimdorf (rund 270 Personen)
die Sporthalle der Realschule Raichberg in Stuttgart-Ost (rund 120 Personen)
die Alfred-Wais-Halle in Birkach (rund 80 Personen)

Der Erste Bürgermeister Michael Föll erklärte dazu: „Das Land weist uns jetzt doppelt so viele Flüchtlinge zu wie zunächst geplant. Die fünf Hallen decken den Bedarf für Oktober.“ Die Entscheidung für die Standorte sei auf Grund mehrerer Kriterien gefallen. „Wir haben sorgsam die Eignung geprüft. So haben wir darauf geachtet, dass die Hallen gut beheizbar sind, dass ausreichend Toiletten und Duschen vorhanden sind und eine Anbindung an den öffentliche Nahverkehr gegeben ist. Darüber hinaus haben wir geschaut, dass Bezirke ausgewählt werden, die bislang vergleichsweise wenige Flüchtlinge aufgenommen haben und dass eine Verteilung über die vier Stuttgarter Großregionen gegeben ist“, so Föll weiter. Die Hallen in Obertürkheim und Hedelfingen werden ab Samstag für den Bezug vorbereitet, so dass ab Mitte der Woche eine Unterbringung möglich ist. Eine Trennung der Schlafbereiche ist durch einfache Stellwände vorgesehen. „Es ist uns bewusst, dass es durch die Hallenbelegungen zu Beeinträchtigungen bei Schulen, Vereinen und Veranstaltungen kommt. Angesichts der aktuellen Notsituation bitten wir um das Verständnis der betroffenen Bürgerinnen und Bürger“, so Föll weiter.

„Im Alltag stärker spürbar“
Die Bürgermeisterin für Soziales, Jugend und Gesundheit Isabel Fezer ergänzte: „Wir bleiben dabei, dass wir Flüchtlinge angemessen unterbringen wollen. Dennoch erreichen wir jetzt eine neue Stufe in der Debatte. Das ist keine Dramatisierung sondern eine Beschreibung der Realität. Wir erklären den Stuttgarterinnen und Stuttgartern ganz klar: Der Zuzug an Flüchtlingen wird im Alltag stärker spürbar, es geht nicht mehr ohne Ausfälle oder Einschränkungen.“ Fezer appellierte an die Offenheit und Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürgern, sich dieser Herausforderung zu stellen. „Wer, wenn nicht die Stuttgarterinnen und Stuttgarter, können es schaffen, diese Aufgabe in den kommenden Monaten zu bewältigen.“Die Stadt kann ab Dezember im NeckarPark die Halle 2 selbst zur Unterbringung von rund 350 Flüchtlingen nutzen. Das Land hat Abstand genommen von einer Nutzung als Erstaufnahmestelle. „Darüber hinaus prüft die Stadt mit Hochdruck weitere Optionen zur Unterbringung neu dazukommender Flüchtlinge, zum Beispiel auch Hallen in Leichtbauweise“, so Föll abschließend.In Stuttgart sind derzeit 4.853 Menschen in 82 Unterkünften in 18 Stadtbezirken untergebracht.

Flüchtlinge auch im Feuerbacher Biberturm?
Auch im Feuerbacher Biberturm sollen - allerdings nur einige - Flüchtlinge untergebracht werden, wenn es nach Plänen der Caritas geht, die die Räume des ehemaligen Hotelbetriebs der Familie Wichmann, deren Pachtvertrag im Biberturm vom Eigentümer kürzlich gekündigt wurde, übernehmen will. Der Bezirksbeirat hat das Caritas-Projekt jedoch bereits abgelehnt. Die Caritas plante, im Biberturm insgesamt 45 Menschen dort unterzubringen, darunter physisch kranke und wohnsitzlose Menschen, sowie etwa 14 Flüchtlinge. Nahezu alle Parteien im Bezirksbeirat sind gegen diese Entwicklung. Bezirksbeirätin Gabriele Heise von der FDP äusserte Befürchtungen über einen „Trading-Down-Effekt“ für die obere Stuttgarter Straße und frägt sich, „wie das Zusammenleben dieser unterschiedlichen Menschen unter einem Dach funktionieren soll“. 
Wie es mit dieser Angelegenheit weitergeht, wird sich zeigen.
Veröffentlicht am 09.10.2015