Führung über den Hoppenlaufriedhof

Sportvg-Turner nahmen an interessanter Stadtgeschichtlicher Führung teil

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Der Gang über einen Friedhof ist nicht jedermanns Sache, trotzdem sind 49 Teilnehmer der Einladung gefolgt, um bei einer Führung über den Hoppenlaufriedhof dabei zu sein. Am Ende waren alle angetan und begeistert von den interessanten und kompetenten Ausführungen, die Herr Maurus Baldermann, ein profunder und exzellenter Experte vom Friedhofsamt der Stadt Stuttgart, in launiger Manier vermittelt hat.

Der im Jahre 1626 eröffnete Hoppenlaufriedhof ist der älteste noch erhaltene Friedhof Stuttgarts. Bereits 1880 fand hier das letzte Begräbnis statt, 1882 im jüdischen Teil die letzte Beisetzung. Von den 7000 Grabstellen sind noch 1400 historische Grabmäler erhalten. Mit seinem wertvollen Grabmalbestand ist er nicht nur ein einmaliges kulturelles Zeugnis, sondern auch die Ruhestätte zahlreicher berühmter und namhafter Persönlichkeiten aus vergangenen Epochen.

Fast wäre der Friedhof im Laufe der vielen Jahrzehnten des Öfteren anderen Interessen zum Opfer gefallen. Die Firma Bosch z.B. hatte einst dieses Areal als Betriebserweiterung ins Auge gefasst, bis glücklicherweise damals eine Werksverlegung nach Feuerbach diesen Plan verhinderte. Nach dem Krieg sollten die Schutthalden der zerstörten Häuser dort aufgeschichtet werden, ehe sie auf dem „Monte Scherbelino“ deponiert wurden. Dann wieder haben andere städtebaulichen Notwendigkeiten dazu geführt, dass der Friedhof in seiner Abgeschiedenheit fast vergessen wurde und ein Efeuüberwuchs das ganze Gräberfeld in einen Dornröschenschlaf versetzt hat. Erst mit der BUGA 1961 ist der Friedhof wieder ins öffentliche Interesse getreten, wobei er teils als Parkanlage umfunktioniert wurde. Aber die letzten Jahre haben dazu geführt, dass der Wunsch zur Erhaltung der restlichen wertvollen Friedhofskultur geweckt wurde, um sie den nachkommenden Generationen zu bewahren. Zur Zeit findet eine umfangreiche Maßnahme statt, die noch verbliebenen Grabanlagen bis 2019 zu sichern und zu konservieren, was der Philosophie der Denkmalpflege entspricht. Nicht der Urzustand zur Zeit des Begräbnisses soll wieder hergestellt werden, denn die Grabsteine in ihrem jetzigen Zustand sind kulturgeschichtliche Denkmäler, an denen keine Änderungen vorgenommen werden dürfen.

Die Reinigungs-, Sicherungs- und Konservierungsmaßnahmen stehen im ersten Abschnitt kurz vor Vollendung, bis 2019 werden Gesamtkosten von rd. 1,5 Mio € veranschlagt. Danach soll der Hoppenlaufriedhof als Stätte der Besinnung, Zeugnis der Stuttgarter Vergangenheit und als Erholungsraum im Herzen der Stadt den heutigen Bewohnern und auch künftigen Generationen im Bewusstsein bleiben.
Mit diesem Wissen um den Hoppenlaufriedhof wird so mancher der Teilnehmer in Zukunft dieses Juwel im Herzen der Stadt mit einem völlig neuem Verständnis wahrnehmen.
Veröffentlicht am 12.10.2015