Neue Perspektive statt zerplatzer Berufsträume

Am Donnerstag fand die zweite Feuerbacher Ausbildungsmesse statt – nun als Kooperation von Bismarckschule und Realschule

Am Stand der Evangelischen Altenheimat. Fotos: S. Müller-Baji Bild 1 von 6: Am Stand der Evangelischen Altenheimat. Fotos: S. Müller-Baji

„Wir bilden Sie aus“ stand schon auf dem dem Firmenwagen, der am Donnerstag vor der Festhalle parkte – und das war ja auch das erklärte Ziel der Veranstaltung.

Drinnen stellten rund 30 Beschicker ihre Firmen und Ausbildungsberufe vor, und zeigten, was außer den gängigen Berufswünschen machbar ist. Was im vergangenen Jahr als interne Ausbildungsbörse der Bismarckschule seinen Anfang genommen hatte, ist inzwischen zur Kooperation mit der Feuerbacher Realschule angewachsen, zeigte sich deutlich professioneller und hat mit dem neuen Veranstaltungsort auch einen Platz im Herzen des Stadtbezirks eingenommen.

Die Veranstaltung wurde auffallend gut angenommen: Vom Autobauer bis zur Polizei, von der Modeschule bis zum Handwerksbetrieb waren viele unterschiedliche Berufssparten vertreten – und die zahlreichen Jugendlichen fragten und informierten sich mit echtem Interesse. Manchmal zerplatzten freilich auch Berufswünsche: Schon mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen? “Da müssen wir genau prüfen, ob das relevant ist”, erklärte die Polizistin dem hoffnungsvollen Bewerber gerade. Für die Ausbildung zum physikalisch-technischen Assistenten sollte auch die Mathenote nicht schlechter als 2 sein, berichteten Azubis der Kerschensteinerschule. Und Peter Schmaus von Sanitär-Schmaus betont, dass es ohne gute Deutschkenntnisse nicht geht: “Die Leute denken immer noch, wir tragen nur Rohre durch die Gegend, dabei läuft heute vieles über den Laptop – und das müssen wir erstmal vermitteln können.”

So fungierte die Ausbildungsmesse auch als Augenöffner und schützte vielleicht vor einer späteren Enttäuschung. Andererseits bieten gerade die Nischen Chancen: “Natürlich haben sich heute wieder Trauben an den Ständen der großen Konzerne gebildet”, sagte Bastian Lauer, Assistent der Geschäftsleitung bei Karle Recycling, entspannt: “Aber es können ja nicht alle zu Bosch und Porsche”. Dafür hatten gerade die kleineren Firmen auf der Ausbildungsmesse Verlockendes im Angebot: Wer es gut anstellte, konnte sich bereits vor Ort einen Praktikumsplatz sichern. Und vielleicht entpuppt sich die vermeintlich zweite Wahl als großes Los: Gerade in den familiengeführten Firmen könne man schnell in viele Bereiche hineinschnuppern, erläuterte Sylvia Dommer-Kroneberg von der Fahnenfabrik Dommer: “Und die Chancen auf eine Übernahme stehen sehr gut!”

Auch wer seinen Platz im erlernten Beruf noch nicht gefunden hat, der nahm neue Erkenntnisse von der Messe mit nach Hause: “Ich habe eigentlich schon eine Ausbildung gemacht, würde aber gerne mehr mit Menschen arbeiten”, machte sich eine Besucherin auf die Suche. Und Martin Schumacher von der Gewerblichen Schule für Holztechnik Feuerbach berichtete, man habe Klassen mit einer Altersspanne von 16 bis 42 Jahren, “weil viele erst nach abgeschlossenem Studium und einigen Jahren Berufstätigkeit merken, was es für ein Geschenk ist, etwas mit den eigenen Händen herzustellen.” Auch das wäre ja ein Argument für die handwerkliche Ausbildung.

Lehrerin Ilaria Schütz, die die Ausbildungsmesse für die Bismarckschule organisiert hat, zeigte sich mit der Zusammenarbeit der beiden Schulen äußerst zufrieden: “Es ist eine Wahnsinnsarbeit, das zu organisieren, und so lohnt es sich einfach mehr – auch für die Firmen, die ja oft Ausbildungsplätze für unterschiedliche Qualifikationen anbieten.” Herwig Rust, Leiter der Feuerbacher Realschule, berichtete, dass man mit den Schülern bislang die großen Ausbildungsmessen in der Region besucht habe: “Das hier ist aber besser, weil die Leute hier nicht einfach einen Luftballon abholen: Hier sind wir vor Ort und es geht ganz konkret um Praktika und Ähnliches.” Kein Wunder, dass die beiden Schulen für die Zukunft bereits eine dritte Ausbildungsmesse ins Auge fassen.

Von Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 24.11.2015