Staatssekretärin und Sozialministerin

zu Gast im WerkHaus Feuerbach des bhz

Rechts hinten M. von Wartenberg, 2. v. R. hinten K. Altpeter. Foto: bhz Bild 1 von 1: Rechts hinten M. von Wartenberg, 2. v. R. hinten K. Altpeter. Foto: bhz

Die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) und die Staatssekretärin im Kultusministerium und Landtagskandidatin Marion von Wartenberg (SPD) besuchten das WerkHaus Feuerbach des bhz Stuttgart e.V.

Dabei stand die Information über die Situation von Menschen mit Behinderung in der Berufsausbildung und bei der Integration in den Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Von Wartenberg brachte Erfahrungen aus ihrer früheren Tätigkeit bei der Stiftung Rehabilitation Heidelberg mit, die unter anderem das Ziel der beruflichen Rehabilitation von Menschen mit Beeinträchtigung verfolgt. Altpeter, ursprünglich gelernte Altenpflegerin, ist seit 2011 Sozialministerin des Landes Baden-Württemberg und in dieser Funktion unter anderem zuständig für die Inklusion und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.Neben Altpeter und von Wartenberg nahmen der Feuerbacher SPD-Bezirksbeirat Sven Baumstark sowie SPD-Alt-Stadtrat und ehemaliger Fachbereichsleiter im bhz Robert Baumstark teil. Sie traten in Dialog mit der Vorstandsvorsitzenden des bhz und Dekanin im Ruhestand Wiebke Wähling, dem Geschäftsführer Albert Ebinger und die für die Assistenz der Geschäftsführung und die Öffentlichkeitsarbeit verantwortliche Leonie Seidel sowie ein paar Mitarbeitende und Menschen mit Behinderung im WerkHaus. Bei einem Rundgang und anschließendem Austausch wurden Erfolge und noch bestehende Herausforderungen herausgearbeitet. 

Beim bhz sind rund 400 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen an 13 Standorten beschäftigt, davon etwa 70 im WerkHaus in der Magirusstraße 26. Mitten im Industriegebiet in Feuerbach gelegen, bietet die moderne Einrichtung für Menschen mit Behinderung Dienstleistungen und Produktionen verschiedenster Art im Rahmen der diakonisch-christlichen Wertehaltung an. Das Konzept des bhz sieht eine Trennung von Wohnen und Arbeit vor, wobei Menschen mit Beeinträchtigung nicht in der überwältigenden Überzahl sein sollen. Alles soll so normal wie möglich ablaufen, betont Ebinger. Es sei ein Grundprinzip, allen Menschen mit Beeinträchtigung ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zuzuschreiben. Dass man Menschen mit Beeinträchtigung nicht mit ihren Defiziten betrachten soll, wissen auch die im Sozialdienst arbeitende Rebekka Pälmer und Sophia Wagner, die beim bhz derzeit ihr Duales Studium im Bereich der Sozialwirtschaft absolviert. Zudem gilt beim bhz das Selbstbestimmungsprinzip. Wähling führt aus, dass Jede und Jeder so lebt, wie sie oder er es kann und möchte – möglichst selbstbestimmt, versteht sich. Herr Laneve, Beschäftigter im WerkHaus, beschreibt die Situation beispielsweise so: „Ich verdiene mein eigenes Geld, also möchte ich selbst entscheiden über Dinge, die ich kann. Dazu gehört selbst einzukaufen, mein eigenes Zimmer zu haben und selbst zu gestalten, wie ich lebe.“ 

Laneve arbeitet in der sogenannten Grünen Gruppe im WerkHaus. Seit elf Jahren ist er hier Landschaftsgärtner. Zum Aufgabenfeld gehören etwa Unkraut jäten, Rasen mähen, Bäume schneiden. Fünf Leute pflegen für 70 Euro pro Stunde Gärten. Die Gartenabfälle werden zum Teil wiederverwertet, etwa geeignete Zweige für die Kreativwerkstatt. In der Kreativwerkstatt werden zum Beispiel Kunstwerke wie Drachen aus Zweigen und Obstkisten gebastelt, Kerzen aus aufbereiteten und eingeschmolzenen Kerzenstummeln gegossen oder Holzbilderrahmen aus alten Obstkisten angefertigt. Herr Hübscher führt vor, wie er binnen zehn Minuten einen Holzbilderrahmen herstellt. Holz zusägen, zusammenkleben und schmirgeln gehört zu seinen Aufgaben. Anschließend werden die Rahmen bemalt. Seit sechs Jahren arbeitet Hübscher bereits in der Kreativwerkstatt. „Es macht unheimlich Spaß, was Besseres gibt es doch gar nicht, als mit Holz zu schaffen. Ich war gleich Feuer und Flamme“, schwärmt er. Nächster Halt des Rundgangs war die Abteilung Versand und Verpackung. Alexandra Armbruster arbeitet hier schon seit zehn Jahren. Sie zeigt, dass täglich rund 2000 Briefe zu Verkehrswidrigkeiten beklebt, eingetütet und verschickt werden. Zudem verpacken die Mitarbeiter kleine Produkte, beispielsweise werden Dichtstopfen der Firma Bosch in Tüten abgefüllt, per Zählwaage die Menge geprüft und die Etiketten einer Kontrolle unterzogen. Das WerkHaus bietet darüber hinaus Hauswirtschaftsmodule an. Viele, die diese Module besuchen, machen sich Hoffnung auf einen der 48 betriebsintegrierten Arbeitsplätze, wovon zwölf Menschen mit Handicap langfristig beim Technologieunternehmen TRUMPF beschäftigt sind.Jessica Thiel arbeitet seit gut zwei Jahren im öffentlichen Bistrobetrieb CUBE im WerkHaus als Kellnerin, an der Kasse und aushilfsweise in der Küche. Mittags stehen zwei täglich wechselnde Gerichte für faire 3,80 bis 5,00 Euro im Angebot. Das CUBE ist montags bis freitags geöffnet und bietet zudem einen Catering- und Konferenzservice an. 

Schon beim Rundgang kamen die Gäste aus der Politik in gute Gespräche mit den Mitarbeitern im WerkHaus. In der darauffolgenden Gesprächsrunde konnten weitere Wünsche und Anliegen geäußert werden. Herr Ebinger sprach das Thema ‚Industrie 4.0‘ an und welche Auswirkungen diese auf das bhz haben könnte. Staatssekretärin von Wartenberg wies auf die Chancen für unser Land hin, aber stellte zugleich klar, dass sie bei den sozialen Auswirkungen auf unserer Gesellschaft genau hinschaue. Für Untersuchungen hierfür seien Gelder bereitgestellt sie versprach, Herrn Ebingers Frage im Bündnis für Ausbildung und in der Fachkräfteallianz einzubringen. Wähling stellte fest, dass das Benehmen im öffentlichen Nahverkehr ein Problem darstellt. Thiel, die tagtäglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum WerkHaus anreist, regte Verbesserungen für Menschen mit Beeinträchtigungen im öffentlichen Nahverkehr und im Straßenverkehr an. „Weiße Streifen an Treppen und mehr Hörsignale an Ampeln sind sehr hilfreich für Menschen mit Seheinschränkung“, gibt sie als Aufgabe an die Kommunalpolitik weiter. Armbruster mahnt alle Mitbürgerinnen und Mitbürger zu mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit. Für sie selbst ist es eine Selbstverständlichkeit für Ältere oder Hochschwangere ihren Sitzplatz in Bus und Bahn freizumachen. Von der SSB wünscht sie sich Durchsagen, wie sie in anderen Städten bereits gängige Praxis sind. Nämlich den eigenen Sitzplatz bitte für Ältere, Hochschwangere und Menschen mit Beeinträchtigung zu räumen.Staatssekretärin von Wartenberg, die am 13. März bei den Landtagswahlen im Wahlkreis Stuttgart III zur Wahl steht, wurde zum Schluss gefragt, welche drei Aspekte sie durch diesen Besuch  zukünftig noch begleiten werden und was sie für das bhz tun könne. Ihre Antwort kam prompt: Die Erfahrungen, Wünsche und Anregungen aus dem Alltag von Menschen mit Beeinträchtigung mitnehmen, im Gespräch mit Unternehmen für betriebsintegrierte Arbeitsplätze werben sowie das Bistro und Catering des CUBE empfehlen.
bhz Stuttgart e.V.
bhz WerkHaus
Magirusstraße 26
70469 Stuttgart
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Veröffentlicht am 08.02.2016