Erste Schritte ins deutsche Arbeitsleben

Feuerbacher Unternehmen beschäftigt Flüchtling aus Irak

Shirwan Salahaldeen. Foto: Privat Bild 1 von 1: Shirwan Salahaldeen. Foto: Privat

Shirwan Salahaldeen, 31, ist Betriebswirt und IT-Fachkraft und spricht vier Sprachen. Und ihm fällt die Decke auf den Kopf. Seit einigen Monaten lebt der Iraker in der Feuerbacher Flüchtlingsunterkunft an der Bubenhalde.

Jetzt ist er für zunächst sechs Wochen Hospitant beim Stuttgarter Familienunternehmen „viastore“, das seit fünf Generationen ebenfalls in Feuerbach sitzt. Dort schaut er dem Marketing bei der Datenrecherche und -pflege über die Schulter. Auch andere Abteilungen wird er kennenlernen. „Für ihn ist es eine Chance“, bringt es der geschäftsführende Gesellschafter Philipp Hahn-Woernle auf den Punkt. „Aber auch für uns.“ Denn auch seinem Unternehmen fehlen Fachkräfte. „Die Hospitanz ist eine gute Möglichkeit, uns gegenseitig kennenzulernen. Wenn wir uns beide gut benehmen, kann das durchaus von Dauer sein.“„Integrativ“ ist einer der Werte von viastore. Das Unternehmen plant und baut Logistikanlagen in mehr als 30 Ländern, es entwickelt und implementiert auch die Software dafür. „Integrativ ist für uns kein Schlagwort, sondern Teil unserer DNA, genauso wie international und solide“, erklärt Philipp Hahn-Woernle, der in Stuttgart, Bietigheim und an sieben weiteren Standorten von den USA bis China und Russland rund 500 Mitarbeiter beschäftigt. Er hat schon sehr früh, als die ersten Flüchtlinge in der Unterkunft Bubenhalde in Feuerbach angekommen sind, die Initiative ergriffen: Jeden Euro, den die Mitarbeiter spenden, hat er verdoppelt. Viele haben mitgemacht, und so sind mehr als 10.000 Euro zusammengekommen. „Viele haben auch Fernseher, Fahrräder, warme Kleidung oder Spielsachen gegeben“, erinnert sich Hahn-Woernle.

„Was wir mit dem Geld gemacht haben?“ Hahn-Woernle schmunzelt. „Zu unserer DNA gehört auch, dass wir anpackend sind.“ Daher war es ihm zu wenig, einfach nur das Geld irgendwohin zu überweisen. viastore hat davon Laptops, Beamer, Monitore, Sicherheitsschlösser und Aufbewahrungsschränke gekauft. Dirk Gehlich, ein Mitarbeiter aus der Entwicklungsabteilung, gibt seit dem Winter Computerkurse. „Wir lernen, wie man einen Rechner hochfährt, wo man was anklicken kann, wie man Texte verfasst, natürlich auch Bewerbungen“, beschreibt er. Die Wissensstände sind sehr unterschiedlich, und manchmal ähnelt das eher einem Sprachkurs als einem Computerseminar. „Viele kommen zum ersten Mal mit einem PC in Berührung, entsprechend groß ist der Respekt“, machte er die Erfahrung. „Dafür sind Einzelne schon sehr weit und gehen einigermaßen routiniert mit den Geräten um.“ Andere Bewohner bringen sehr gute IT- und Sprachkenntnisse mit, darunter auch Shirwan Salahaldeen. Er hat seine Bewerbung für die Hospitanz schriftlich und auf Deutsch abgegeben.
Veröffentlicht am 11.07.2016