Wenn die Narren Trauer tragen:

Geldbeutelwäsche am Aschermittwoch

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Auf dem Wilhelm-Geiger-Platz hat sich an Aschermittwoch bei strahlendem Sonnenschein eine schwarz gekleidete Trauergemeinde versammelt. Viel zu schnell ging sie vorbei, die tolle und närrische Zeit. Jetzt ist Schluss mit lustig, zurück bleibt Katerstimmung und Katzenjammer.

Denn im Portemonnaie herrscht gähnende Leere. „Hätt‘scht dei Maul mit Wasser g‘riebe, wär dir‘s Geld im Beutel bliebe“, sagt Zunftmeister Moritz Paysan bei der Geldbeutelwäsche vor dem Feuerbacher Bezirksrathaus. „Schaffle, ist ein blöder Hund, hat net gewusst, dass Fasnet kummt“, dichtet sein Gegenüber. Die Feuerbacher Narren haben ihr Häs beiseite gelegt und tragen Trauer. Verzicht statt Völlerei heißt nun für die Fastenzeit die Devise. Und der Spaß hat ein Loch, genauso wie die Schelle zum Wasserschöpfen. Jeder streckt dem Zunftmeister sein leeres Portemonnaie entgegen. Moritz Pay¬san greift zu dem silbernen Eimer und sagt seinen Sermon: „Wasser vom Brunnen der Narrheit, geschöpft mit einer hohlen Schelle“. Dazu gibt es Heringsbrötchen. Zuvor defilier¬ten die Mitglieder der Narrenzunft in trauriger Eintracht um den Biberbrunnen vor dem Bezirksrathaus. Gabriele Farkas hebt die Stimme und liest in Gedenken an die viel zu schnell vergangene fünfte Jahreszeit ein paar Strophen aus der „Lita¬nei für die gwesene Fasnet in Feuerbach“: Dass „wir noch lange die Feuerbacher Fasnet erleben und dass uns die Armut nie erreiche“, bittet sie. Anschließend wurde ganz brav der Rathausschlüssel und die Kasse hoch zu der nur kurzfristig entmachteten Bezirksvorsteherin getragen.


Von Georg Friedel
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau
Veröffentlicht am 17.03.2011