Bummeln, entdecken, Kunst genießen

Auch beim 5. Mal war die Feuerbacher Kulturnacht äußerst spannend

Tango im Felsenkeller. Fotos: feuerbach.de und Susanne Müller-Baji Bild 1 von 29: Tango im Felsenkeller. Fotos: feuerbach.de und Susanne Müller-Baji

Bummeln und entdecken und Kunst genießen:  Selten hat Kultur so viel Spaß gemacht. Auch, weil die diesjährige Kulturnacht am Samstag in einige neue Bereiche führte: So in das neue, ausgelagerte Atelier des WerkHauses Feuerbach, Dieselstraße 28, wo Kunst auch für Lebensfreude steht. Malen und malen lassen lautete das Motto – denn wer Spaß daran gefunden hatte, malte einfach mit.

Um Wasser ging es in zwei anderen, ebenfalls neuen Kunsträumen: Im „zwischenKunst Schauraum”, Hohnerstraße 25, gab es die Ausstellung „Changing Water” mit Medienkunst von Silke Walther und Holzobjekten von Thomas Rappaport – und allen Spielformen der Kunst dazwischen inklusive einiger möglicherweise ungewollter Assoziationen an das Thema Tsunami. Im „Felsenkeller”, Tunnelstraße 16, der das „Produktionszentrum Tanz und Performance e. V. beherbergt, rauschte  dagegen eine Flut aus den blauen Tragetaschen einer schwedischen Einrichtungskette. Drinnen wurde Position geprobt – gerade wirbelten und stampften die Flamenco-Tänzer.

„Ich bin froh, dass das Produktionszentrum jetzt mit dabei ist”, sagte auch Andreas G. Winter, Schulleiter der Freien Musikschule Feuerbach und einer der Initiatoren der Kulturnacht: Theaterhaus, Produktionszentrum und das Freie Musikschulzentrum (FMZ) bildeten mittlerweile eine wichtige Säule des Feuerbacher Kulturlebens. Im FMZ bot man daher zahlreiche musikalische Höhepunkte an diesem Abend. Besonders toll: Die Gäste durften im „Musikmuseum” die unterschiedlichen Instrumente ausprobieren. Gerade tobte sich ein zukünftige Vollblut-Drummerin am Schlagzeug aus und Winter selbst erläuterte das indische Instrument Sarod.

Auch bei den weiteren Hauptveranstaltern, der Stadtteilbücherei und dem Leibniz-Gymnasium ging es derweil hoch her. In der Bücherei, die dieser Tage ihren 80-jähriges Bestehen feiert, ging Schauspielerin Jutta Menzel der Frage nach „Denn wovon lebt der Mensch?” und rezitierte dabei auch Erich Kästner: “Wer nicht zur Welt kommt, hat nicht viel verloren.” Anders sieht das womöglich Gary Duszynski, der in den Räumlichkeiten am Samstag eine wunderbar vielschichtige Fotoausstellung eröffnete: Sie belegt die Schönheit der Patina und dass der Zauber immer im Detail und oft unmittelbar am Wegesrand liegt – für den, der sie zu entdecken weiß.

Eine weitere Ausstellung eröffnete im Leibniz-Gymnasium, wo Petra Sybille App jetzt „Körper-Formen” zeigt. Im benachbarten Neuen Gymnasium gab es hingegen eine umfangreiche Präsentation von Schülerarbeiten, darunter Architekturmodelle für eine Sushibar. In der Lutherkirche im Burgenlandzentrum erlebten die Sixties ein Revival und das „Ilona Nowak Trio” hatte „Straßenbahnlyrik und die passenden Songs dazu” mitgebracht. Nur wenige Schritte weiter, im Richard-Bürger-Heim ging es um „Aspekte des Alterns”. Im Bezirksrathaus las Autorin Gudrun Weitbrecht aus ihrem in Feuerbach angesiedelten Krimi „Blutkirsche”. Im Satyagraha-Kulturzentrum in der Scharfenschloßstraße hieß es zu vorgerückter Stunde „Wer reitet so spät durch Nacht und Wind”. Um nur einige zu nennen. Denn es hätte noch so viel mehr zu entdecken gegeben...

Buchstäblich krönender Abschluss war aber eine Performance. Einerseits für die Jahresausstellung des Feuerbacher Kunstvereins in der Burgenlandgalerie andererseits für den Kunstrundgang selbst. Zu einer Vielzahl sehenswerter Werke der Künstlermitglieder hatte man die Wortkünstler Daniela Pöllmann und Peter Gorges mit ihrer Performance „Froschkönig und Hexenhaus“ eingeladen. Der Lerneffekt war groß: Auch pinkfarbene Bademützen können äußerst kleidsam sein. Und man erlebte auch, dass Märchen immer für eine Überraschung gut sind, ob als Froschkönig in Comic-Umsetzung oder als Hänsel und Gretel in  schönstem Schulenglisch: „Which witch?“, fragte Daniela Pöllmann harmlos, verbrannte verbal Hexen und brachte sechs Mäuse, ein Hühnchen, ein Hähnchen und viele andere über den Hades. Das Publikum litt mit, so furchtbar traurig und so unglaublich komisch war das. Und kommt es darauf nicht an in der Kunst?

Einige der Programmpunkte können auch über die Kulturnacht hinaus besichtigt werden: Die Foto-Ausstellung von Gary Duszyinski ist bis 21 Mai, in der Stadtteilbücherei im Burgenlandzentrum zu sehen. Geöffnet ist dienstags und freitags von 14 bis 19 Uhr, mittwochs und donnerstags 14 bis 18 Uhr sowie dienstags, donnerstags und samstags von 10 bis 13 Uhr.  Die Ausstellung von Petra Sybille App kann im Leibniz-Gymnasium, Klagenfurter Straße 75, bis 16 April betrachtet werden – an Schultagen von 8 bis 17 Uhr. Und die Ausstellung „Changing Water”  – zwischenKunst Schauraum, Soldan Kommunikation, Hohner Straße 25, 1. OG – ist bis 30. April montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr zu sehen.


Text: Susanne Müller-Baji

Veröffentlicht am 21.03.2011