Senioren machen Schüler

für den Berufsstart fit

Seniorpartner Martin P. Haag und Lehrerin Sandra Irtenkauf versuchen Schülern, den Berufseinstieg zu erleichtern. Foto: Georg Friedel Bild 1 von 1: Seniorpartner Martin P. Haag und Lehrerin Sandra Irtenkauf versuchen Schülern, den Berufseinstieg zu erleichtern. Foto: Georg Friedel

20 Seniorpartner sind an der Bismarckschule ehrenamtlich aktiv. Es werden dringend weitere gesucht. Hauptschüler tun sich bei der Suche nach einer Lehrstelle oft schwer. Um sie dabei zu unterstützen, gibt es an der Feuerbacher Bismarckschule so genannte Seniorpartner.

Martin P. Haag ist einer von insgesamt 20 Ehrenamtlichen, die den Hauptschülern bei der Jobsuche helfen. Früher war er viele Jahre im Vertriebsmanagement einer großen Firma tätig und hatte in diesem Bereich eine führende Stellung. Seit einigen Jahren bringt der inzwischen 77-jährige Feuerbacher seinen Erfahrungsschatz im Rahmen des Projekts "Startklar" ein.

Seit 2004 existiert dieses Projekt. Vor allem Hauptschulen mit einem hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund sollen davon profitieren. Das trifft auch auf die Bismarckschule zu. Nicht selten sind die Eltern überfordert oder klinken sich einfach aus, wenn es um die Zukunft ihrer Kinder geht. In die Bresche springen dann oft Seniorpartner wie Martin P. Haag und Lehrerinnen wie Sandra Irtenkauf. Sie ist an der Feuerbacher Hauptschule für den Bereich Berufswegeplanung zuständig. Ein wichtiges Ziel im Unterricht ist, früh damit zu beginnen, die Schüler an verschiedene Berufsbilder heranzuführen: "Die Berufswegeplanung setzt bei uns neuerdings schon in Klasse 5 ein. Früher begann die Berufsorientierung erst in den Klassen 8 und 9", sagt Irtenkauf. Aber das ist oftmals zu spät.

Es sei sinnvoll, die Interessen, die später möglicherweise in einen Ausbildungsweg münden, schon bei den Kindern zu entwickeln, findet auch Haag. Mitunter ist das aber auch eine Sysiphosarbeit: Manchmal liegen Welten zwischen den Wunschvorstellungen der Schüler und dem, was die Firmen an Jobs und Ausbildungsplätze speziell für Hauptschüler heutzutage anzubieten haben. Hinzu kommt: "Nach meiner Erfahrung gehen die Schüler ungern ins Berufsleben", sagt Haag. Viele versuchen deshalb weiterführende Schulen zu besuchen und die Mittlere Reife zu machen.

Ihre Schüler seien eher praxisorientiert, sagt Hauptschullehrerin Irtenkauf. Bei einigen klemmt es in Mathe und Deutsch zwar gewaltig, trotzdem entwickeln sie mitunter erstaunliche handwerkliche Fähigkeiten. "Wir freuen uns jedes Mal, wenn bei dem einen oder anderen Schüler der Knoten platzt. Und manchmal gelingt es uns auch, die Eltern in diese kleinen Erfolgsgeschichten einzubeziehen", sagt Haag. Neben dem Training mit den Schülern sollten Seniorpartner deshalb die Kontakte zu örtlichen Betrieben pflegen und ausbauen. Denn die Bemühungen der Beteiligten laufen unweigerlich ins Leere, wenn es zu wenig Betriebe gibt, die Praktika und Ausbildungsplätze anbieten. Deshalb sind Haag und Irtenkauf stets bemüht, Bildungspartnerschaften mit Firmen und Unternehmen anzubahnen. Auf diesem Feld hat die Bismarckschule in den vergangenen Jahren einige Erfolge aufzuweisen. So gibt es neuerdings eine Bildungspartnerschaft mit dem Gewerbe- und Handelsverein (GHV) Feuerbach und eine Kooperationsvereinbarung mit dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) in Feuerbach, wo die Bismarckschüler verschiedene Berufe kennenlernen können. Auch das Richard-Bürger-Heim im Burgenlandzentrum ist neuerdings Bildungspartner der Bismarckschule. In der Pflegeeinrichtung, die sich vor allem um demenzkranke ältere Menschen kümmert, können Schüler Praktika machen und pflegerische Berufe erproben. Zuletzt wurde die Bismarckschule mit dem BoriS-Berufswahl-Siegel der Industrie- und Handelskammer ausgezeichnet.

"Ich bin jetzt im vierten Jahr als Seniorpartner an der Bismarckschule. Ohne gute und enge Verbindung zu den Unternehmen funktioniert es nicht", sagt Haag. Deshalb hält er beständig Ausschau nach neuen Ausbildungs- und Praktikumsplätzen. Er ist auch als Netzwerker gefragt, der Kontakte knüpft. "Seniorpartner sollten viele Informationen einsammeln können. All das ist notwendig, um den Schülern in der heutigen Zeit zu helfen, in die Berufswelt zu kommen." Er habe selbst viel gelernt in dieser Zeit. Haag und Irtenkauf würden sich über Zuwachs in ihrem Team freuen. "Für das kommende Schuljahr fehlen uns noch fünf neue Kräfte. Wir treffen uns alle 14 Tage." Vom ehemaligen Ingenieur bis zur Lehrerin in Rente sei in der bisherigen Gruppe alles dabei. Wer Berufs- und Lebenserfahrung mitbringe und Jugendlichen bei der Berufssuche zur Seite stehen wolle, sei herzlich willkommen.



Von Georg Friedel
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau
Veröffentlicht am 05.08.2011