„72 Euro sind zu verschmerzen“

Erst war von massiv gestiegenen Gema-Gebühren die Rede. Jetzt atmen die Weihnachtsmarkt-Betreiber auf.

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Alle Jahre wieder, wenn die Zeit der Weihnachtsmärkte naht und wenn dort Lieder vom Christkind und der hochheiligen Nacht vorgetragen werden, dann zückt die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) ihre Tariftabellen.

Frei nach dem Motto: Wer musizieren und singen will, muss zahlen. "Für die Musiknutzung bei Straßenfesten und ähnlichen Veranstaltungen im Freien werden Gema-Gebühren erhoben", sagt Andrea Pletschacher, Gema-Sachgebietsleiterin für Nord-Württemberg.

Aufgeschreckt wurden die Betreiber des Budenzaubers in Feuerbach durch ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH). Das Urteil bestätigte höchstrichterlich die seit Jahren gängige Praxis der Gema, die Vergütungen für Musik bei Straßenfesten nach der gesamten Veranstaltungsfläche zu berechnen. Jochen Heidenwag, Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV) Feuerbach und Mitorganisator des Feuerbacher Weihnachtsmarktes, bekam Anfang Oktober Post von der Gema. Und der dort zu Grunde gelegte Vergütungssatz lag erheblich über dem, was er bisher bezahlen musste. Also begann er zu verhandeln. Nun folgt die Entwarnung - und zwar von oberer Stelle der Gema. Für die Veranstalter von Weihnachtsmärkten ändere sich hinsichtlich der Lizenzierung im Vergleich zu 2010 so gut wie nichts. Die allgemeine Tariferhöhung von 2010 zu 2011 liege bei 0,75 Prozent, sagt Georg Oeller, Mitglied des Vorstands der Gema. Wichtig sei, dass der Veranstalter vor der Anmeldung das Gespräch suche, denn jeder Weihnachtsmarkt habe individuelle Merkmale. "Man muss jedes Fest und jeden Markt einzeln betrachten", sagt auch die Stuttgarter Gema-Bezirksdirektorin Barbara Gröger. Wenn nur einmal der Posaunenchor zur Eröffnung spiele, sei dies anders zu bewerten als ein mehrtägiger Weihnachtsmarkt, der beständig musikalisch beschallt werde. Auch andere Kriterien würden berücksichtigt. Werde eine Veranstaltung hauptsächlich von ehrenamtlich Tätigen bestritten, so versuche man dem Rechnung zu tragen, indem man einen Sozialtarif verlange. Bei solchen öffentlichen Veranstaltungen gänzlich auf die Gebühren zu verzichten, kommt allerdings für die Autorengesellschaft nicht in Frage: "Unser Auftrag ergibt sich aus dem Urheberrechtsgesetz", sagt Andrea Pletschacher. Die Gema vertritt in Deutschland 64 000 Mitglieder und deren Urheberrechte. Trotzdem können die Feuerbacher Weihnachtsmarkt-Organisatoren nun aufatmen. "Wir haben uns mit der Gema geeinigt", verkündet Heidenwag die frohe Botschaft. Eine Gebühr von 72 Euro werde für alle Veranstaltungen im Rahmen der Feuerbacher Weihnacht gezahlt. Das beinhaltet nicht nur den Weihnachtsmarkt am 3. und 4. Dezember, sondern auch verschiedene andere Aktionen. Diese Kosten seien zu verschmerzen, reagiert auch Gert Dannenmann von der Initiative Pro Feuerbach erleichtert. Unterm Strich sind es zwei Euro mehr als im Jahr 2010. Kostenlos ist dagegen der Weihnachtsbaum, der seit Freitag auf dem Wilhelm-Geiger-Platz steht. Die 12 Meter hohe Fichte wurde von der Feuerbacher Familie Schellmann gespendet. Robert Schmid von der Firma für Baumfällarbeiten hat das 1,2 Tonnen schwere Nadelgehölz ins Lot gebracht.

 

Von Georg Friedel
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau
Veröffentlicht am 21.11.2011