Bürgerbeteiligung:

Kreative Köpfe für das Schoch-Areal

Konstruktiv diskutiert wurde bei der Planungs- und Strategiewerkstatt zum Feuerbacher Schoch-Areal am Freitag und Samstag im Kultur- und Bürgerhaus. Foto: Chris Lederer Bild 1 von 1: Konstruktiv diskutiert wurde bei der Planungs- und Strategiewerkstatt zum Feuerbacher Schoch-Areal am Freitag und Samstag im Kultur- und Bürgerhaus. Foto: Chris Lederer

Feuerbach - In einem zweitägigen Workshop haben sich am Wochenende mehr als 40 engagierte Feuerbacher, begleitet von Fachleuten aus der Verwaltung, mit der Zukunft des Schoch-Areals befasst.

Eingeteilt in drei Themengruppen, haben sie eine Fülle von Ideen und Vorschlägen erarbeitet, wie die Industriebrache entwickelt werden könnte. Die Wünsche der Bürger dienen als Grundlage für einen städtebaulichen Wettbewerb, der im Sommer beginnt und an dem sich 25 Architekturbüros beteiligen sollen.

Gewünscht ist, dass verschiedene Investoren auf dem Areal Miet- und Eigentumswohnungen bauen, sich aber auch Handel-, Gewerbe und Dienstleister ansiedeln. „55 bis 60 Prozent der Fläche auf dem Schoch-Areal sollen für Wohnbau genutzt werden, der Rest für Handel, Gewerbe und Dienstleistungen“, sagte der Sprecher der Arbeitsgruppe. Auch Kulturschaffende sollten sich im Areal ansiedeln können. „Wir stellen uns Kleinkunst und Ateliers vor, vielleicht auch ein Heimat- oder Industriemuseum.“

40 Prozent sollten Eigentums-, 40 Prozent Mietwohnungen sein. Jeweils zehn Prozent sollten für Sozialwohnungen und für gefördertes Wohneigentum für junge Familien bereitgestellt werden, so wie es die Stadt in ihren Richtlinien vorgibt. „Unsere Hauptzielgruppe für das Schoch-Areal sind in erster Linie Senioren und Familien.“ Aber auch Alleinstehende und Baugemeinschaften sollten zum Zug kommen. Ziel sei eine gesunde Durchmischung des Gebietes. „Wir wollen keine gettohafte Bebauung.“ Stattdessen solle es zahlreiche Bereiche zur Begegnung geben: Spielplätze, Bewegungsflächen für Senioren mit so genannten Gleichgewichtsinseln, aber auch Flächen für Freiluftschach, Boccia, Tischtennis und Grillstellen, für Jung und Alt gleichermaßen. „Die Durchmischung aller Altersgruppen ist unser Ziel.“ Alle Wohnanlagen sollten behindertengerecht und aufs Miteinander angelegt sein. Auch energiesparendes Bauen solle eine Rolle spielen und sich in Teilen des Stadtbildes widerspiegeln, etwa in der Fassadengestaltung mancher Quartiere. Zur Burgenlandstraße hin soll das Gebiet als „Tor nach Feuerbach“ offener gestaltet werden.

Die Teilnehmer der Werkstatt stellen sich das Areal größtenteils als verkehrsberuhigten Bereich vor, in dem Autos nur die Ausnahme bilden, etwa wenn es um die Anlieferung geht. Angedacht wurde beispielsweise, ob sich die Anlieferung der Geschäfte einzig über die Tiefgaragen abspielen könne. Kontroverser diskutiert wurde auch die Frage nach den Maximalhöhen der Gebäude. Während ein Teil der Gruppe Höhen von 15 Metern vorschlug, sahen andere das Maximum erst bei 23 Metern oder wollten diese Frage völlig den Architekten überlassen, um sie nicht zu sehr einzuschränken.

Ein großes Thema auf der Industriebrache zwischen Feuerbacher Bahnhof, Kremser und Dornbirner Straße ist, dass das Areal extrem mit Schadstoffen belastet ist. „Nicht nur Boden und Grundwasser sind belastet, auch viele Mauern und Gebäude sind regelrecht durchtränkt in einer Konzentration abseits jeglicher Vorstellung“, sagte Bezirksvorsteherin Andrea Klöber. Teilweise seien die Werte zigtausendfach höher als gesundheitlich verträglich. So kam die Arbeitsgruppe, die sich unter anderem mit dem Erhalt der historischen Gebäude befasste, zu dem Schluss, dass sämtliche Hallen, die Kantine sowie der Kamin abgerissen werden müssten, lediglich die ehemalige Schoch-Villa sei erhaltenswert. Wünschenswert sei auch der Erhalt der historischen Wandbilder in der Kantine. Über sie könne jedoch noch nicht entschieden werden, zu viele Fragen seien offen. „Wir müssen ein Konzept entwickeln, wo die Bilder hinkommen könnten und die Machbarkeit und die Finanzierbarkeit prüfen lassen“, sagte eine Sprecherin der Arbeitsgruppe. Der Kamin sei unter anderem wegen Altlasten und statischen Problemen nicht zu retten.

Die Ergebnisse des Workshops werden nun in redaktionelle Form gebracht. Am 15. Mai wird dem Umwelt- und Technikausschuss im Gemeinderat sowie dem Bezirksbeirat Feuerbach über die Planungswerkstatt berichtet. Im Juli soll der Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden, eine Jury kürt den Sieger vermutlich im Dezember dieses Jahres. Danach werden die besten drei Entwürfe im Rathaus ausgestellt.

 

Von Chris Lederer
Mit frdl. Genehmigung der Nord-Rundschau

Veröffentlicht am 24.04.2012