Ein Stadtteil macht Geschichte(n)

Die Feuerbacher Arbeitsgruppe „Erlebbare Geschichte“ präsentierte ihre Ergebnisse in der Stadtteilbücherei

Gäste vor den Tafeln der Feuerbacher Geschichten. Fotos: Susanne Müller-Baji Bild 1 von 6: Gäste vor den Tafeln der Feuerbacher Geschichten. Fotos: Susanne Müller-Baji

„Liebe Feuerbacher und Feuerbächer“, begann Ruth Walter-Santura, die Leiterin der Feuerbacher Stadtteilbibliothek, ihre Begrüßung. Ein kleiner aber feiner Unterschied, denn als „Feuerbächer“ darf sich nur das örtliche Urgestein bezeichnen.

Wo genau die Trennlinie verlaufe, vermochte die Bücherei-Leiterin allerdings nicht zu sagen. Dafür beantwortete die Präsentation der Arbeitsgruppe “Erlebbare Geschichte” an diesem Abend viele andere Fragen. Etwa was Feuerbach mit dem Eifelturm zu tun hat, der ebenfalls eine der Tafeln gewidmet ist, und ab Oktober die U-Bahnhaltestelle Wilhelm-Geiger-Platz zieren.

Aber der Reihe nach: Vor zwei Jahren hatte sich die Arbeitsgruppe “Erlebbare Geschichte” zusammengetan, um Ortsgeschichte und -geschichten aufzuspüren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der ideale Ort für den geplanten ortsgeschichtlichen Überblick war mit der U-Bahn-Haltestelle schnell gefunden: Er werde von den  Neubürgern angesteuert, die sich im Rathaus anmelden möchten, erläuterte der AG-Sprecher Moritz Paysan am Donnerstag bei seiner Präsentation. Und für alle anderen lägen die drei wissenswerten Tafeln dann sowieso quasi auf dem Weg.

Entsprechend seien die Texte von Historikerin Annette Schmidt auf “haltestellen- und wartezeitentauglicher Länge” gehalten worden, so Paysan. Von seiner Ehefrau, der Grafikerin Jutta Sailer-Paysan, stammt die grafische Umsetzung. Walter Rieker steuerte Bildmaterial aus seinem beachtlichen Archiv bei. Und Joachim Arendt, der sich auch für die Erfassung und Beschilderung Feuerbacher Landmarken im „Begehbaren Feuerbacher Gedächtnis (Link) verantwortlich zeichnet,  stand der AG mit Rat und Tat zur Seite. Interessierte können nun ihrerseits zum Gelingen beitragen: Die Veranstaltung warb um Spenden zur Finanzierung des Projektes. Und auch Arendt, der bislang 45 von 60 geplanten Schildern im Stadtbezirk anbringen konnte, freut sich über Sponsoren, die sich ab einem bestimmten Spendenbetrag namentlich in Feuerbach verewigen können.

Die gute Stimmung bei der Präsentation am vergangenen Donnerstag ließ aber keinen Zweifel daran, dass beides gut gelingen wird: Als Moritz Paysan beim Vortrag von der günstigen Lage des Industriedorfes schwärmte, sogar der Wind habe die Abgase von den Wohngebieten weggetragen, da raunte es wie abgesprochen “Nach Zuffenhausen” durch alle Zuhörerreihen hindurch. Zur Ortsgeschichte gehören eben auch die traditionellen Kabbeleien mit dem Nachbarort. Ebenso wie der Pariser Eifelturm, ein bisschen zumindest: Dessen Grundanstrich kam einst nämlich aus Feuerbach.

Zusätzlich zu den Tafeln “Feuerbacher Geschichten” werden auch acht Silhouetten übergeben, die den Stadtbezirk auf besondere Weise verkörpern: Milchmädchen und Wengerter stehen für Landwirtschaft und Weinbau im alten Dorf, der Schulbub für den Schulstandort Feuerbach und die Industriellengattin Auguste Happold für die wohltätigen Stiftungen am Ort. Robert Bosch präsentiert seine Zündkerze und Oberbürgermeister Wilhelm Geiger erinnert an die Zeit, als Feuerbach eigenständige Stadt war. Dazu kommt ein Exportschlager, die feuerverzinkte “Schneiderkanne”, und natürlich das Symboltier der Feuerbacher, der Talkrabb. Alle Silhouetten werden mit Begleittext versehen und ein QR-Codes leitet den Smartphone-Besitzer direkt auf eine Internetseite mit weiteren Informationen.

Zum Abschluss warb Moritz Paysan ausdrücklich für die Mousse au chocolat zugunsten des Projekts und erntete beim Publikum ein vielstimmiges “Mmmhhh”. Bei der Leckerei ließ sich dann auch trefflich diskutieren, was den Feuerbächer vom Feuerbacher unterscheidet: “Die Familie eines Feuerbächers lebt seit mindestens drei Generationen in Feuerbach und hat Grundbesitz am Ort”, erklärte ein Gast. Wobei es womöglich den Integrationsprozess beschleunigt, wenn man sich man sich so umfassend für die Feuerbacher Ortsgeschichte engagiert.

Info: Die Präsentation ist bis 27. Oktober zu den regulären Öffnungszeiten in der Stadtbücherei im Burgenlandzentrum, Sankt-Pöltener-Straße 29, zu sehen. Feierlich enthüllt werden die fertigen Tafeln und Silhouetten am 13. Oktober, der genaue Zeitpunkt wird noch bekannt gegeben. Zur Finanzierung des Projekts hat der Bürgerverein ein Spendenkonto eingerichtet hat: Weitere Informationen unter Telefon 85 05 92 oder ruth.maier@bv-feuerbach.de.

Und zum “Begehbaren Feuerbacher Gedächtnis” geht es hier.

Von Susanne Müller-Baji

Veröffentlicht am 10.09.2012