Bunker und Stollen in Feuerbach

Ein Kapitel Feuerbacher Kriegsgeschichte beim 138. Bürgertreff

Rolf Zielfleisch, rechts, beim Bürgertreff des Bürgervereins Feuerbach. Foto: Privat Bild 1 von 1: Rolf Zielfleisch, rechts, beim Bürgertreff des Bürgervereins Feuerbach. Foto: Privat

Feuerbach als wichtiger Industriestandort war ein vorrangiges Bombardierungsziel der alliierten Luftflotten im 2. Weltkrieg. Rolf Zielfleisch, Vorsitzender des Vereins Schutzbauten Stuttgart e.V., brachte beim 138. Feuerbacher Bürgertreff des Bürgervereins Feuerbach Licht in dieses dunkle Kapitel der Feuerbacher Geschichte.

Für rund 80 Mitglieder und Freunde des Bürgervereins Feuerbach kamen Kindheits- und Jugenderinnerungen zurück, wurden frühere Erzählungen der Eltern und Großeltern mit Daten und Fakten angereichert und untermauert.
Bereits 1939 entstand der Spitzbunker „Winkelturm“ am Feuerbacher Bahnhof. Sechs standen in Stuttgart und rund 200 in Deutschland. Der Feuerbacher Turm ist der einzig übrig gebliebene im Stadtgebiet und der einzige im Bundesgebiet, der heute noch als Schutzraum für Katastrophenfälle vorgesehen ist. Der große Tiefbunker unter dem Bahnhofvorplatz folgte 1940, wurde innerhalb von 6 Monaten gebaut und bietet etwa 1000 Menschen Schutzräume an. Wegen des prekären Standortes entstand eine Vielzahl bedeutender Schutzbauten unterschiedlicher Bauweise auf Feuerbacher Gemarkung. So wurden Hoch- und Tiefbunker, Stollen, Pionierstollen, private Kellerräume auch noch oder gerade in den Kriegsjahren gebaut und gegraben, selbst ein Löschteich wurde angelegt. Die weitaus größte Stollenanlage Stuttgarts entstand am Siegelberg mit über 10.500 qm Fläche und das längste sogenannte Pionierstollen-System Feuerbachs, den Fahrion-/Roserstollen auf dem Rosergelände. Dieses verbunden mit Fahrionstraße. Die anwesende Bezirksvorsteherin, Andrea Klöber, konnte sich ein Bild von „ihrem“ Stollen im Stadtgarten vor dem Rathaus machen. In diesem gab es einen Funk- und Kommandoraum. Die sogenannten Pionierstollen im Ortsgebiet wurden überwiegend von Frauen, Fremdarbeitern, nicht eingezogenen Männern und Kriegsgefangenen vorangetrieben, oft mit völlig unzureichendem Baumaterial und Werkzeug per Hand und unter Lebensgefahr. Der ca. eineinhalbstündige Vortrag von Herrn Zielfleisch, dokumentiert mit vielen Zeitaufnahmen, war beeindruckend und sehr kurzweilig. Nachdenklich und voll Hochachtung vor der Leistung der Menschen in schwierigster Zeit endete ein bemerkenswerter Abend.
Veröffentlicht am 17.09.2012