Die Berichterstattung im rasanten Wandel

Der SWR zu Gast beim Bürgerverein Feuerbach im FMZ-Saal

Moderatorin Stefanie Czaja und Dr. Michael Zeiß, Chefredakteur des SWR-Fernsehens, beim Bürgerverein Feuerbach im großen Saal des FMZ. Fotos: BV Feuerbach Bild 1 von 2: Moderatorin Stefanie Czaja und Dr. Michael Zeiß, Chefredakteur des SWR-Fernsehens, beim Bürgerverein Feuerbach im großen Saal des FMZ. Fotos: BV Feuerbach

Die beliebte Moderatorin des Radioprogramms SWR4, Stefanie Czaja, und Dr. Michael Zeiß, Chefredakteur des SWR-Fernsehens informierten und unterhielten rund 150 Mitglieder und Gäste des Bürgerverein Feuerbach gekonnt und kurzweilig im Musiksaal des Freien Musikzentrums.

"Der SWR4 wird gerne unterschätzt", so die Moderatorin, aber der Kanal ist beileibe kein "Spätzlessender" mehr, resümiert sie. Täglich 1,6 Million Menschen im Südwesten küren ihn zum beliebtesten Radioprogramm. "Information, Unterhaltung, Service," sind die Grundpfeiler des täglichen Sendeablaufs. "DOM - deutsch orientiert, melodiös" ist dabei ein Erfolgsrezept für die Auswahl der Balladen und Schlager, die gespielt werden. "Erkennbar bleiben, den Wiedererkennungswert hoch halten, die Außenwirkung unterstreichen", heißen die Richtlinien der Gestaltung. Dabei kommen den Programmgestaltern auch zu gute, dass der deutsche Schlager mit Andrea Berg und Helene Fischer derzeit außergewöhnlich erfolgreiche Interpreten hat. Doch auch die Beatles, Elton John oder Mike Jackson mit ihren Welterfolgen und langjährige Begleiter der Hörer und Hörerinnen, tragen zur täglichen Unterhaltung bei. Dabei spielt die Information- und Serviceleistung im Sender eine herausragende Rolle. Nirgendwo in der ARD oder gar in anderen Sendeanstalten gibt so viele Korrespondenten- und Regionalbüros, die ihre Reporter und Reporterinnen aussenden, um regionale Ereignisse und Nachrichten einzufangen - über 200 im Sendegebiet. Dazu die beliebten Einspielungen für Tipps aus Recht, Freizeitgestaltung, Kochen und Backen etc.. Als Aushängeschild gilt u.a. die "Tour de Ländle", die bisher schon mit 17648 km im "Ländle" begeistert hat und in vier Wochen neu startet.

Stefanie Czaja. Foto: Youtube"Die Nachrichtenübermittlung hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung genommen" stellt Dr. Michael Zeiß, nicht frei von Sorgenfalten fest. Schlagwörter wie "Echtzeitjournalismus" machen die Runde. Beispiele wie diese machen die Problematik deutlich: Bei der Flugzeugentführung der "Landshut" und Befreiung in Mogadischu - 1977 - reisten die Filmkassetten mit dem Flugzeug, das die Befreiten nach Frankfurt/M brachte. Es wurde nach der Landung um 17 Uhr ein Bericht gefertigt, der dann um 20 Uhr in der Tagesschau lief. Im Januar 2009 bei Notwasserung des Flugzeugs auf dem Hudson River meldete die Tagesschau noch die "wahrscheinliche Rettung" der Passagiere, während schon 5 Minuten vorher im Internet die Menschen auf den Tragflächen stehend winken. Ein "Unding" für eine aktuelle Nachrichtensendung dieser Qualität. Auch aktuell bei der Flutkatastrophe tauchten die ersten Bilder im Internet auf, bevor die Nachrichtensender berichten konnten. Die sozialen Netzwerke im Internet, wie YouTube beispielhaft, werden von  jungen Leuten auch bei den Nachrichten  genutzt und fehlen somit der Zuhörerschaft der Sendeanstalten. Der SWR reagiert: Die "Trimedialität" wird z.B. gefördert - neben Fernseh- und Hörfunkprogrammen, werden auch online-Dienste in Vordergrund gerückt und gestaltet. Redaktionen werden neu ausgerichtet. Zeiß setzte Zeichen zum Nachdenken, er verwies nachdrücklich auf die auf die Verkürzung der Halbwertzeiten bei Verarbeitung von wichtigen Ereignissen, auf die größer gewordene Komplexität von Themen, die aber kaum ausdiskutiert werden, auf eine daraus resultierende Gefahr der Oberflächlichkeit, auf die Reizüberflutung des Hirns allgemein, wovor renommierte Hirnforscher zunehmend warnen. Aber die Herausforderungen werden angenommen. Ein informativer Abend!
Veröffentlicht am 01.07.2013