Stuttgart ist „Fairtrade-Stadt“

Nach Feuerbach und 16 weiteren Stadtbezirken erhält nun auch die Stadt den begehrten Titel

Nach mehr als zwei Jahren hat die Stadt Stuttgart ihr Ziel erreicht: Sie darf den Titel Fairtrade-Stadt tragen. Am Mittwoch, 2. Oktober, nimmt Oberbürgermeister Fritz Kuhn die Zertifizierungs-Urkunde vom Geschäftsführer von Transfair e.V., Dieter Overath, im Rahmen eines Bürgerempfangs mit einem bunten Programm rund um das Thema Fairtrade entgegen.

„Jeder von uns kann seinen Beitrag dazu leisten, dass es auf dieser Welt gerechter zugeht. Die Fairtrade-Kampagne ist ein wichtiges Projekt auf dem Weg zu einem fairen Welthandel“, so OB Kuhn. „Gerade weil es uns hier so gut geht, haben wir eine besondere Verantwortung dafür, dass auch anderswo gerechte Löhne bezahlt werden und Kinder Schulen besuchen können. Fairer Handel fördert darüber hinaus nachhaltige Anbau- und Herstellungsmethoden und dient so auch unserer Umwelt.“
Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart hat im Juli 2011 den Beschluss gefasst, die Stadt an der Kampagne zu beteiligen und den Titel „Fairtrade-Stadt“ anzustreben. Die Stadt Stuttgart hat sich für den sogenannten Stadtbezirksansatz entschieden: Jeder der insgesamt 23 Stadtbezirke sollte sich dabei eigenverantwortlich eine Fairtrade-Auszeichnung erarbeiten. Daher wurde dem unter anderem für die Bezirke zuständigen Referat Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser die Federführung übertragen.
„Dass Stuttgart nun den Titel Fairtrade-Stadt tragen darf, haben wir den vielen Bürgerinnen und Bürgern in den Stadtbezirken zu verdanken, die sich für einen fairen Handel engagiert haben. Sie haben die Initiative ergriffen und geben damit den Menschen, denen der faire Handel zugutekommt, eine Perspektive. Das ist nicht selbstverständlich“, so Bürgermeister Werner Wölfle. „Und wir nehmen es als Auftrag, noch stärker auf eine ökologische und faire eigene Beschaffung zu achten.“
Zwei Drittel aller Stadtbezirke sind bereits zertifiziert und haben so dazu beigetragen, dass die Stadt Stuttgart den Titel als Gesamtstadt tragen darf. Zwischen Mai 2011 und September 2013 wurden von den insgesamt 23 Stadtbezirken folgende 17 von Transfair e.V. zertifiziert: Bad Cannstatt, Botnang, Degerloch, Feuerbach, Hedelfingen, Möhringen, Münster, Obertürkheim, Plieningen-Birkach, Stammheim, Stuttgart-West, Untertürkheim, Vaihingen, Wangen, Weilimdorf und Zuffenhausen. Weitere Stadtbezirke arbeiten noch an der Erfüllung der Kriterien.
In den Bezirken haben sich unter der Federführung der jeweiligen Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher lokale Steuerungsgruppen gebildet. Engagierte Bezirksbeiräte, Vertreterinnen und Vertreter des Fairen Handels in Stuttgart, gemeinnützige Vereine, Kirchen und Schulen haben gemeinsam daran gearbeitet, die Kriterien zu erfüllen. In jedem zertifizierten Stadtbezirk gibt es Cafés oder Restaurants, die fair gehandelten Kaffee und Tee ausschenken sowie Bioläden, Weltläden und Supermärkte die Produkte aus fairem Handel in ihrem Sortiment führen. Zudem berichteten die Lokalzeitungen über verschiedene Aktivitäten in den Bezirken wie das „Faire Frühstück“ oder die „Faire Woche“.

Die Fairtrade-Kampagne
Der Kölner Verein TransFair e.V. hat die bundesweite Kampagne „Fairtrade-Towns“ im Jahr 2009 gestartet. Inzwischen gibt es über 180 Fairtrade Städte in Deutschland. Bewerben können sich Städte, Gemeinden und Landkreise, die den fairen Handel fördern, um die Arbeits- und Lebensbedingungen insbesondere in ärmeren Ländern zu verbessern.
Rund 1,2 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie Arbeiterinnen und Arbeiter in über 60 Ländern profitieren inzwischen direkt von den Vorteilen des fairen Handels. Dieser garantiert stabile Mindestpreise, von denen die Familien auch leben können. Kinder müssen nicht mitarbeiten und haben so die Chance, in die Schule zu gehen. Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Umweltschutz und menschenwürdige Produktionsbedingungen stellen wichtige Standards dar. Durch Fairtrade-Prämien werden Gemeinschaftsprojekte oder auch die Umstellung auf ökologischen Landbau unterstützt. Zudem werden beim fairen Handel langfristige und gerechtere Handelsbeziehungen aufgebaut.

Kriterien für die Zertifizierung zur Fairtrade-Stadt
Um den Titel Fairtrade-Stadt führen zu dürfen, muss jeder Stadtbezirk fünf Kriterien erfüllen: Die Kommune muss sich dazu entschieden haben, den Titel Fairtrade-Stadt anzustreben. Eine lokale Steuerungsgruppe muss auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt die Aktivitäten vor Ort koordinieren. In den lokalen Einzelhandelsgeschäften, in Cafés und Restaurants werden Produkte aus fairem Handel angeboten. Bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Rates sowie im Bürgermeisterbüro wird Fairtrade-Kaffee und mindestens ein weiteres Produkt aus fairem Handel verwendet. In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden Fairtrade-Produkte verwendet und über das Thema „Fairer Handel“ informiert. Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt.

Mehr Infos finden Sie unter www.stuttgart.de/fairtrade

Veröffentlicht am 25.09.2013