„Der Killesberg bleibt immer ein gebürtiger Feuerbacher“

Leiter des Stuttgarter Stadtarchivs erzählte beim 154. Bürgertreff interessantes über den Nachbarn

Dr. Roland Müller bei seinem Vortrag über unseren Nachbarstadtteil Killesberg. Foto: BV Bild 1 von 1: Dr. Roland Müller bei seinem Vortrag über unseren Nachbarstadtteil Killesberg. Foto: BV

Dr. Roland Müller, Leiter des Stuttgarter Stadtarchivs, war vom grossen Andrang positiv überrascht, als er am 25. Februar rund 130 erwartungsvolle Feuerbacher und auch interessierte Bewohner vom Killesberg beim 154. Bürgertreff begrüßen durfte.

Das Thema „Unser Killesberg - vom Steinbruch zur Parkanlage“ weckte bei vielen Erwartungen, und diese wurden nicht enttäuscht. Dabei spannte der Referent unter Wahrung gesicherter Daten, Dokumente und Erkenntnisse einen weiten Bogen von der Entstehung der Reichsgartenschau 1939 bis zur städtebaulichen Entwicklung nach Auflassung des Messegeländes in der Gegenwart. Es wurde spürbar, in welchem Spannungsfeld die ersten Planungen 1935 unter nationalsozialistischem Propaganda-Gedankentum bis hin zur Realisierung der Gartenbaukunst, unter dem politisch eher umstrittenen Potsdamer Gartengestalter, Hermann Mattern und dem Stuttgarter Architekten, Gerhard Graubner (Bonatz-Assistent), ablief.

Beiden gelang es, auf einem öden, verwilderten Gelände, landschaftlich zerklüfteten Gebiet und ehemaligen Steinbruch rund um den "eigentlichen" Killesberg, sowie im Freizeitgelände auf Stuttgarter Markung, eine Gartenanlage zu errichten, die heute noch Vorzeigecharakter hat. Die Anlage gilt heute noch bundesweit, als das Gartenbauprojekt der 30iger Jahre. Das einstige eng begrenzte Areal "Killesberg", eine Bergkuppe, lag auf Feuerbacher Gemarkung, dort wo heute ein Altenheim des DRK steht. Seinerzeit residierte die beliebte Restauration Grenzhaus, die allerdings der Umgestaltung des Geländes zum Opfer fiel. Die Reichsgartenschau war trotz Kriegsbeginn und damit früherer Schließung ein voller Besucher-Erfolg mit einem finanziellen Überschuss - heute undenkbar. Die Reichsgartenschau 1939 erlangte wesentliche Bedeutung, da sie zum ersten Male in Deutschland wegweisende Elemente von gleichzeitiger Landschafts- und Städteplanung aufzeigte. Mit einer "Deutsche Gartenschau" knüpfte man nach dem Kriege 1950 an die Tradition an, zunehmend dominierten jedoch auf dem Killesberg die Bedürfnisse des Messe- und Veranstaltungsforums.

Freilich war und ist er Killesberg, keine Stätte der unbegrenzten Freude; 1941/42 wurde er als Sammellager für die Deportationen missbraucht. Oberbürgermeister Klett erinnerte bereits 1962 in einer bemerkenswert offenen Rede, an dunkle Seiten der Historie. Auf dem heute weit ausgedehnten Gelände "Killesberg" ist die Wohnbebauung, nach dem die Messe auf die Fildern gewandert ist, noch nicht abgeschlossen. So wird derzeit die "Rote Wand" in Angriff genommen; Teilbereich von Steinbrüchen, die bis zum ersten Weltkrieg als Rohstoff-Quelle dienten und in denen vielen Feuerbacher Arbeit fanden. Der Killesberg wird immer ein "gebürtiger Feuerbächer" bleiben, ein Kleinod inmitten einer Großstadt.
Veröffentlicht am 02.03.2015