Lernen nach dem Lustprinzip

Bismarckschule lud zu 'Kreativtagen' ein

„Was man alles aus Papier machen kann“ hat die Kreativgruppe von Jan und Sebastian untersucht. Fotos: Susanne Müller-Baji Bild 1 von 8: „Was man alles aus Papier machen kann“ hat die Kreativgruppe von Jan und Sebastian untersucht. Fotos: Susanne Müller-Baji

Vergangene Woche fanden die Kreativtage der Bismarckschule statt; bei der Präsentation mit Fest konnten auch die Gäste an den Resultaten teilhaben.

So kurz vor den ersehnten Sommerferien hat keiner mehr so recht Lust auf Lernen? Ganz im Gegenteil: Jetzt ist es an der Zeit, was Neues auszuprobieren. Jonglage? Fotografie? Oder doch lieber trendige Dinge aus alten Zeitungen schaffen? Vergangene Woche fanden die zweiten Kreativtage der Bismarckschule statt; was dabei entstand, konnten die Gäste am Donnerstag erleben – vom Trommelstück bis zum selbst gestalteten T-Shirt. Einige der neu entdeckten Hobbys könnten es nun sogar hinüber schaffen in die große Ferien.

In der Zeitung von gestern steckt jede noch Menge Potential. Das wissen jetzt auch Jan und Sebastian aus der Klassenstufe 5 und 6. Die beiden Zwölfjährigen haben mit ihrer Kreativgruppe etwa einen Holzstuhl und einen Beistelltisch mit dem gedruckten Wort überzogen. Eine Schutzschicht Lack macht das ganze haltbar und wird künftig die Mensa der Bismarckschule als neues Trendmöbelstück schmücken. Ebenso sind Kraniche entstanden, gefaltet in der japanischen Origami-Technik, marmoriertes Schmuckpapier und sogar Perlen aus Papier. “Hat Spaß gemacht!”, sind sich die Jungs einig.

Der Spaß war bei der Präsentation auch bei all den anderen Gruppen spürbar, die sich drei Tage lang unter der Anleitung von Lehrern und Betreuen mit “ihrem” kreativen Thema befasst hatten. Die einen zog es etwa auf Fotosafari hinauf in den Killesberg-Park: Flamingos, Ziegen, Enten, aber auch die architektonischen Strukturen des Aussichtsturms – alles da, was das Fotografenauge erfreut. Die schönsten Aufnahmen wurden digital nachbearbeitet und gestaltet, bis ein persönlicher Kalender entstanden war. Und die Schüler stolz wie Bolle sagen konnten: Hab ich selbst gemacht.

Lehrerin Ilaria Schütz erzählt, dass man in diesem Jahr erstmals das Eltern-Lehrer-Fest mit dem Abschluss der Kreativtage verbunden habe. Gewonnen haben beide Veranstaltungen. Die Schüler haben für ihre Resultate ein größeres Publikum, die Eltern erleben hautnah, was ihre Kinder gestaltet haben. Und das Fest erhält ein buntes Rahmenprogramm.

Denn auch mehrere Showeinlagen hatten die Kinder und Jugendlichen für ihre Gäste und Mitschüler erarbeitet: Die Teilnehmerinnen der Tanzgruppen zeigten Choreographien von Streetdance bis  Bauchtanz. Die Jongleure ließen die Teller und die Bälle kreisen. Experimentell ging es bei den Nachwuchsschauspielern zu, die sich bei ihrem Auftritt Gedanken über die Dinge des Lebens machten: Was mag wohl drin sein in der schwarzen Schachtel? “Ich mag: Keine Schule, Weltfrieden, Eis” sinnierte dazu eine Stimme aus dem Off.

Für die meisten Schüler werden die nächsten Wochen freilich überwiegend die große Freiheit bringen. Martin Haag von den so genannten Seniorpartnern, die mit ihrer Erfahrung den Jugendlichen bei der Berufsfindung helfen, denkt aber bereits weiter, bis in den Herbst: Im November soll die zweite Ausbildungsmesse der Bismarckschule und ihrer Partnerunternehmen stattfinden und dieses Mal durch den Veranstaltungsort Festhalle bewusst stärker in die Mitte des Stadtbezirks rücken.

Bis dahin locken aber die Sommerferien – und sie lassen auch genügend Zeit, einige der neu entdeckten kreative Betätigungsfelder weiter zu erkunden: “Wie geht das?” fragte am Donnerstag ein Mädchen, angesichts der papiernen Falzarbeiten. “Kann ich dir zeigen”, sagte ihre Freundin: “Ist leicht!” Gelernt ist eben gelernt.

Von Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 27.07.2015