Westwärts

Herbstausflug führte Sportvg-Turner ins Saarland

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Den Menschen in Bussen und Bahnen fällt es kaum auf: Manche Orte erzählen schon mit ihrem Namen, dem Haltestellennamen, eine Geschichte…

Wie die Haltestelle „Föhrich“ in Feuerbach. Und der Busfahrer, der fast 50 Turner der Sportvg Feuerbach an einem grauen Oktoberfreitag abholen sollte, fügte eine weitere hinzu: er verwechselte die Bushaltestelle mit der U-Bahn-Haltestelle. So begann die 2-Tagesausfahrt in das Saarland mit 15 Minuten Verspätung. Den Turnern ging es wie den meisten: sie wussten so gut wie nichts über´s Saarland und die Saarländer. Der wieder ausgezeichnet vorbereitete Reiseleiter Dieter Hellenschmidt konnte helfen und erzählte humorvoll von der wechselvollen Geschichte des flächenmäßig kleinsten Bundeslandes, von der gelassenen Lebensfreude der ca. eine Million Einwohner und von deren etwas schwer verständlichem Dialekt. Erste Station war Mettlach. In einer ehemaligen Benediktinerabtei residiert seit 1842 die heute weltweit operierende Konzernzentrale von Villeroy und Boch.

Als ein Höhepunkt präsentiert die Keravision ein Vierteljahrtausend Unternehmensgeschichte. Auf Ihrem Streifzug durch die Epochen wird man Zeuge, wie sich geschichtliche Ereignisse in Design und „Zeitgeist“ widerspiegeln: vom erfolgreichen Geschirr-Dekor „Alt Luxemburg“ – 1770 geschaffen und bis heute gültig – über die Aufbruchsstimmung des Jugendstils, zweckorientierte Nachkriegsjahre bis hin zum ausgereiften Komplettangebot für alle Lebensbereiche. Im barocken Kapitelsaal wird ein Film gezeigt, in dem die Meilensteine der Unternehmensgeschichte noch einmal Revue passieren. Man lernt die Menschen kennen, welche die unternehmerischen Geschicke lenkten und ihrer Zeit einen keramischen Ausdruck gaben.  Unterhaltsam präsentiert durch den Weltstar und brillanten Erzähler Sir Peter Ustinov.

Nach dem Mittagessen ging´s mit dem Bus bergauf nach Orscholz/Cloef zum schönsten Aussichtspunt des Landes. Wie von einem Balkon blickt man auf das Wahrzeichen des Saarlandes, die Saarschleife - die Saar vollzieht hier eine 180-Grad-Wende. „Leinen los“ hieß es anschließend zu einer Schiffsrundfahrt um die Saarschleife. Herrliche Herbstlaubfärbung entlang der tief eingeschnittenen Saar und ruhiges Dahingleiten erfreute die Sinne. Im 4-Sterne-Hotel Saarpark ließ sich trefflich übernachten. Während der Fahrt am nächsten Morgen ins Reich der rostigen Riesen, nach Völklingen zum UNESCO-Weltkulturerbe, lichtete sich abermals der Nebel. Im weltweit einzigartigen Eisenhüttenwerk, in dem die Originalausstattung noch heute erhalten ist, sieht man riesige Hochöfen und faszinierende Maschinen. Viel hätte nicht gefehlt und das alte Eisenwerk wäre nach seiner Schließung in 1986 kurzerhand platt gemacht worden. Zwei ehemalige Mitarbeiter führten mit viel Herzblut durch die Gebläsehalle mit ihren majestätischen Windmaschinen, hoch hinauf in luftige Höhe auf die Aussichtsplattform am Hochofen, zur Gichtbühne in 27 Metern Höhe, auf der die Rohstoffe in die Hochöfen gefüllt wurden und tief hinein in die dunklen Gänge der Möllerhalle. Ganz schön aufregend, nach Aussage von Fachleuten „das best inszenierte Industriedenkmal der Welt“  mit vielen fantastischen Ausblicken. Letzte Station war Saarbrücken. Nach der Mittagspause am St. Johanner Markt, dem Herzstück des Saarbrücker Lebens mit seinen Boutiquen, Kneipen, Bistros, Restaurants, Brunnen und Bauernmarkt folgte eine recht humorvolle und kurzweilige Stadtführung. Besonders gefiel die 1762-75 errichtete evangelische Ludwigskirche. Sie gilt neben der Dresdner Frauenkirche und dem Hamburger Michel als eine der bedeutendsten barocken Kirchen Deutschlands. Tief beeindruckt und dankbar begaben sich die Turner auf die Heimfahrt. Die von Dieter Hellenschmidt und Erika Hauer bestens organisierte Ausfahrt endete mit der Schlusseinkehr in der Gaststätte Löwen in Keltern-Ellmendingen.
Veröffentlicht am 26.10.2015