Kurdisches „Rachekommando“ oder Trittbrettfahrer?

Bekennerschreiben zu Ditib-Brandanschlag aufgetaucht

Zum Brandanschlag auf die türkische Migrantenorganisation Ditib in Stuttgart-Feuerbach diese Woche (wir berichteten) ist nun ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Niemand kann jedoch sagen, ob es echt ist.

Eine bislang unbekannte Gruppe, die sich selbst „Baran-Dersim-Rachekommando“ nennt, bekannte sich im Internet laut „Stuttgarter Zeitung“ zu dem Brandanschlag. Die Gruppe gibt an, den Anschlag als „Angriff mit Molotowcocktails“ in der Nacht zum Dienstag auf das Gebäude des türkischen Vereins Ditib in der Mauserstraße in Feuerbach ausgeführt zu haben. Von dem Anschlag existiert ein Video, das 4 Täter während Ausübung der Tat zeigt (wir berichteten).

Die Polizei prüft das Schreiben, kann aber noch nicht sagen, ob es sich um Trittbrettfahrer oder die echten Täter handelt. Es wird daran gearbeitet, herauszufinden, wer hinter der Internetseite steht, auf der das Schreiben erschienen ist. Im Bekennerschreiben wurde die Tat als Protest gegen die Regierung in Ankara deklariert, die „mit dem Islamischen Staat (IS) zusammenarbeite“. Weitere Racheakte werden zudem angekündigt. Die Polizei geht davon aus, dass sich „Baran Dersim“ vermutlich auf den Kampfnamen eines von der Türkei im September getöteten Kurdischen Kämpfers handelt.
Kurdische Gruppen und die kurdische Gemeinde in Stuttgart distanzierten sich von der Tat, wiesen eine Verantwortung von sich, verurteilten sie und ließen verlauten, dass „das Zusammenleben aller Migrantinnen und Migranten für die Kurden in Stuttgart Vorrang habe“. Die Polizei ermittelt deshalb auch in alle politischen und extremistischen Richtungen.

Auf der Ditib-Homepage hat sich der Verein selbst zur Tat mit folgenden Worten geäußert:
„Die gegen die DİTİB-Moschee in Stuttgart-Feuerbach gerichtete Tat bereitet uns als Muslimische Gesellschaft große Sorge. Unsere Sorge steigt umso mehr, da es keine Erkenntnisse zu den Tätern der sich in letzter Zeit häufenden Moscheeangriffe gibt. Als Türkisch-Islamische Union (DİTİB) möchten wir aufgrund der in letzter Zeit steigenden Anzahl von Moscheeanschlägen nochmals entschieden zum Ausdruck bringen, dass wir gegen jegliche Form von Gewalt und Angriffen gegen Gebetshäuser sind und alle Taten verurteilen, die das gesellschaftliche Miteinander gefährden. Wir hoffen, dass die Täter durch die deutschen Sicherheitsbehörden so schnell wie möglich zur Rechenschaft gezogen werden und dass sich solche verabscheuungswürdigen Taten nicht wiederholen.“

Bei dem Brandanschlag am frühen Dienstagmorgen wurde niemand verletzt, der Sachschaden liegt nach bisherigen Erkenntnissen bei rund 80.000 Euro.
Veröffentlicht am 18.12.2015