Infos und Headbanging

Bei der 1. IMMCS-Hauptversammlung kam erst das Schaffen - und dann die Musik

Nach den Vorträgen ging im 'Zwölfzehn' in S-Mitte auch musikalisch die Post ab - hier mit der Band 'Ayscobe' aus Feuerbach. Fotos: Privat Bild 1 von 1: Nach den Vorträgen ging im 'Zwölfzehn' in S-Mitte auch musikalisch die Post ab - hier mit der Band 'Ayscobe' aus Feuerbach. Fotos: Privat

Die in Feuerbach ansässige Meeres- und Naturschutzorganisation IMMCS lud Mitte Januar zur ersten Hauptversammlung ein - neben Informationen über geplante Kampagnen gab es vor allem eines: Jede Menge fesche Rockmusik.

Die „International Marine Mammal Conservation Society Germany e.V.“ ist nach ihrer Gründung Anfang 2015 (wir berichteten) seit dem Frühherbst in das Vereinsregister eingetragen. Im Dezember wurde den Meeres- und Umweltschützern die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Bereits im Gründungsjahr sind die Mitglieder und der Vorstand um den 1. Vorsitzenden Michael Tenten und einige Freiwillige aktiv für bedrohte Minkwale auf den norwegischen Lofoten und in Deutschland in diversen Missionen unterwegs gewesen. Jetzt fanden in Stuttgart ein Arbeitstreffen und ein Vortragsabend mit anschließendem Benefizkonzert statt.

„Mit der Eintragung in das Vereinsregister und Erteilung der Gemeinnützigkeit haben wir die Geburtswehen überstanden und unser 1. Vorsitzender Michael Tenten und sein Freiwilligen-Team haben 2015 bei einer Recherche-Tour auf den Lofoten ganze Arbeit geleistet, auf die wir aufbauen können. Auch Gründungsmitglied Dr. Wilfried Tenten, dem es zu verdanken ist, dass unser junger Verein bereits im ersten Jahr seines Bestehens auf ein kleines aber feines Segelschiff zurückgreifen konnte, hat auf Vortragsreise an der Ostsee über das Knüpfen neuer Kontakte die Vereinsarbeit enorm angeschoben. In der Ostsee sind nämlich die Schweinswale durch den Menschen bedroht und die Stellnetzfischerei geht gefährlich an die Grenzen des Erlaubten“, so Pressesprecher Martin Josch im Gespräch mit feuerbach.de.


Erste Schritte auf ein großes Ziel
,,Folgendes konnten wir konkret erreichen: Einem unserer Hauptziele, die Aufgabe des Walfanges durch Norwegen, sind wir möglicherweise ein gutes Stück näher gekommen. Michael Tenten hat mehrere Wochen auf den Lofoten recherchiert und gefilmt. Zum einen brachte uns das wichtiges Hintergrundwissen für die kommende Kampagne, zum anderen eine Menge Material für eine Dokumentation, die gerade entsteht. Die Vortragsreise der Pegasus in der Ostsee brachte uns außer den bereits erwähnten Kontakten und neuen Mitgliedern eine Einladung zu einem Treffen junger Wissenschaftler in Greifswald. Hier dürfen wir ein eigenes Seminar abhalten, und können dort für unsere Ziele werben. Und das ist außerdem geplant:
Mit Bildungsarbeit soll es neben der Norwegen Kampagne 2016 und einer Kampagne für den Schutz der Schweinswale in der Ostsee jetzt weitergehen. Zur Urlaubszeit wird die Pegasus auf Hafenfesten für den Schutz der Meere werben. Urlaubende Familien und Einheimische sollen mit Vorträgen, Spiel und Spaß für die Belange der Meeres-Fauna und -Flora begeistert werden. Ebenso wollen wir jetzt unser Fundraising auf solide Beine stellen, um unsere Handlungsfähigkeit auszubauen“, skizziert Josch wesentliche Aktionen 2016.


Einfach wird's nicht, und nicht billig
Das alles und vor allem die Norwegen-Kampagne wird aber kein Spaziergang. Wie Michael Tenten während seines Vortrages vor dem Publikum des Benefizkonzertes im Veranstaltungslokal Zwölfzehn berichtet, stehen die Zeichen in Norwegen auf ,,volle Kommerzialisierung des Walfanges unter Ausnutzung aller Lücken, die das internationale Recht dafür bietet.“ Tenten macht den Ernst der Lage deutlich: ,,Der vermutete Bestand an Minkwalen (auch bekannt als Nördlicher Zwergwal) beläuft sich auf derzeit 100.000 bis maximal 200.000 Exemplare. Norwegen bleibt seit 1993 stets absichtlich unter der willkürlich gesetzten Quote, die für das Folgejahr jeweils um die Differenz zwischen Fangzahl und alter Quote erhöht wird. Derzeit liegt die selbst genehmigte Quote der Norweger bei über 1.000 Tieren. Es werden überwiegend schwangere Walkühe gefangen, da diese langsamer und somit leichter zu erwischen sind. Um die Grausamkeit des Fanges und Überschreitungen internationalen Rechts, wie etwa die Jagd in internationalen Gewässern, spätestens 2017 auf See dokumentieren zu können, brauchen wir mindestens einen großen Motorsegler und Freiwillige. Dazu kommen die administrative Arbeit und nicht zuletzt unsere Vorhaben im Inland. Wir werben um viele große und kleine Spender“, schließt Tenten seinen mit Bildern und Videos der Norwegen-Mission 2015 illustrierten Vortrag.


Viele Norweger wissen nichts vom Walfang
Einen so nicht erwarteten Applaus löst auf der Veranstaltung noch die kurze Rede des jungen norwegischen Aktivisten Per Ola Reymert Skaeraasen aus. Viele Norweger wissen nicht, dass Norweger auf den Lofoten seit einigen Jahren wieder Jagd auf Wale machen, nachdem ihr Land lange dem Bann der International Whaling Commision (IWC) gefolgt ist. Walfleisch wird auf den Lofoten an Eingeborene und an neugierige Touristen verkauft oder geht am Rande der Legalität, ohne auf Schwermetalle und andere Umweltgifte getestet zu sein, in den Export u.a. nach Japan. In Oslo wissen nur wenige von der Jagd auf die Zwergwale, beispielsweise die Königin, die eine große Liebhaberin des umstrittenen Fleisches sein soll. Auf Reymert Skaeraasens eindringlichen Aufruf in englischer Sprache, es brauche jeden Einzelnen von uns, um seinen Landsleuten die Augen zu öffnen, folgt ein emotionaler Beifallssturm.


Nach der Arbeit vor der Arbeit kommt's Feiern und Musik
Da war doch noch was? Am Ende eines Marathons, nach der Mitgliederversammlung und den Vorträgen zum Meeres- und Walschutz haben sich alle ,,Finisher“ eine Feier verdient, für die, wie kann es anders sein, auch Michael Tenten mit seinen guten Verbindungen in die Musik-Szene des Südwestens verantwortlich zeichnet. Mit den Bands Danger Dudes, Samarah, Krautalarm, A True Romance und Ayscobe zieht ins Zwölfzehn ein Rockgewitter, das blitzt und donnert. Dem begeisterten Publikum bleibt nicht verborgen, dass heute professionell komponiert und erstklassig performte Musik nicht nur in den Charts stattfindet. Es lohnt sich, die hier genannten Bands im Internet zu googlen und nach ihren Veröffentlichungen zu schauen. Mit einigen soll es auch bald ein Wiederhören auf einer geplanten Benefiz-CD für IMMCS Germany geben. Wir lassen an dieser Stelle die Bildergalerie sprechen, mit der alles gesagt ist.
Veröffentlicht am 19.01.2016