„Die lokale Kunstszene wird ärmer“

Zur Auflösung des Feuerbacher Kunstvereins - ein Nachruf

Bald werden auch in den beleuchteten Schaufenstern des Kunstvereins im Innenhof des Burgenlandzentrums die Lichter ausgehen. Foto: S. Müller-Baji Bild 1 von 1: Bald werden auch in den beleuchteten Schaufenstern des Kunstvereins im Innenhof des Burgenlandzentrums die Lichter ausgehen. Foto: S. Müller-Baji

Beim Kunstverein Feuerbach ist Ultimo, und das ist tragisch: Die lokale Kunstszene wird ärmer, verliert wohl sogar die Burgenlandgalerie – und das, obwohl seit Jahren die Ausstellungsmöglichkeiten für professionelle Künstler schwinden und die wenigen verbleibenden hart umkämpft sind.

Schon vor diesem Hintergrund ist schwer nachvollziehbar, dass sich niemand fand, dem zumindest am Ausstellungsort genug gelegen gewesen wäre, um in Sachen Vorstand eine gemeinsame Lösung zu finden. 

Betrüblich ist die Auflösung des Kunstvereins auch, weil sie die Kluft zwischen der hehren Kunst in den Museen und den Normalsterblichen vergrößert. Noch-Vorsitzende Marlis Weber-Raudenbusch sprach am Mittwoch vom “harten Leben als Künstler” und von arbeits- und zeitintensiven Ausstellungen, die sich wegen fehlender Ankäufe kaum noch lohnen: “Wenn ein Künstler tot ist, kommt der Bürgerverein und bringt eine Messingtafel an. Aber im Leben erfährt er keine Anerkennung.” 

Beliebt sind heute Kunstevents – temporär und spektakulär. Doch die ernähren den Künstler nicht – der Beruf rückt mehr und mehr in die Hobbyecke und Kunst gerät zum Konsumartikel und zur bloßen Dekoration. Das Kunstwerk, das einen begleitet und vielleicht sogar von Generation zu Generation weitergereicht wird, verliert an Bedeutung. Die Gesellschaft entfremdet sich vom Original, begnügt sich mit dem Ikea-Druck und billigt in der Konsequenz auch, dass die kreativen Fächer an den Schulen immer nachrangiger behandelt werden. Ironischerweise geschieht dies in einer Zeit, in der nahezu jede Stellenausschreibung nach “Kreativität” verlangt.
Ihnen gebührt Dank für 33 schöne, schräge, kontroverse und erleuchtende Jahre. Dass nun aber ein Stadtbezirk wie Feuerbach ohne eigenen Kulturverein zurückbleibt, markiert eine Wende, deren Tragweite noch gar nicht abzuschätzen ist – weder von den Bürgern, noch von den Künstlern selbst.

Von Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 08.02.2016