Firebach - Feierbach - Feuerbach!

Die FeuerbachNacht lockte Klein und Groß mit traumhaftem Frühlingswetter, Kultur pur und tollen Attraktionen

Das Feuer entfachte nicht nur die Feuerkünstlerin Stefanie Fleschutz auf der Stuttgarter Straße: Erleben Sie die FeuerbachNacht 2017 hier nochmals in Bildern - viel Spass! Fotos: feuerbach.de und S. Müller-Baji Bild 1 von 31: Das Feuer entfachte nicht nur die Feuerkünstlerin Stefanie Fleschutz auf der Stuttgarter Straße: Erleben Sie die FeuerbachNacht 2017 hier nochmals in Bildern - viel Spass! Fotos: feuerbach.de und S. Müller-Baji

Einen echten Traumstart legt der Frühling derzeit hin. Und ist sicherlich nicht ganz unschuldig an einer der höchsten Besucherzahlen einer Feuerbacher Kultur- und Langen Einkaufsnacht - kurz: „FeuerbachNacht“!


Wo die FeuerbachNacht wieder zur FeierbachNacht wurde: Die 7. lange Einkaufsnacht mobilisierte und elektrisierte Besucher

Egal, ob im Champagnerlädchen (edlen Champagner probieren), bei Trölsch (Latin Music mit „Si Senor“), bei Widmann Bestattungen (Weltraumbestattungen reservieren), auf dem Platz vor Blumen Pietsch und Juwelier Kohler (Gemälde, Rabatte und Liveperformance eines Holzkünstlers), im Vodafone Premium Store (Glücksrad), bei Mode M (Frühlingstrends und neue Kollektionen) oder bei schlafstatt, Vitalzentrum Glotz und Organix im Haus der Gesundheit (Bilderausstellung, Livemusik und Kollektions- und Produktpräsentationen) - die Menschen tummelten sich bis spät Abends in den Geschäften entlang der Stuttgarter Straße und ihren Nebenstraßen und genossen die zahlreichen Attrakionen, Aktionen und Angebote des Feuerbacher Einzelhandels.

„So viele Leute habe ich bei der Nacht noch nicht erlebt, Plätze fandest du nur, wenn du weit vor dem Beginn der Aufführung da warst…“, so GHV-Vorsitzender Jochen Heidenwag in einem persönlichen Fazit zur diesjährigen FeuerbachNacht.Tatsächlich gab es zahlreiche „Full Houses“ wie etwa bei Schuh-Sport-Striegel (Comedy-Kellner Jaques), im „at Photostudio“ (wo sich sogar Schlangen bei der Photobooth-Aktion bildeten), in der Buchhandlung Schairer (Ausstellung „Schwäbische Karikaturen“ von und mit Peter Ruge), bei „Retsinadiko (DEM Griechen Feuerbachs, Live-Musik) oder einfach ganz grundsätzlich auf den Feuerbacher Strassen - allen voran natürlich der Stuttgarter Straße.

Die Feuerbacher Hauptverkehrsachse wurde an diesem schönen Frühlingsabend nämlich kurzerhand zur Hauptflanierachse: Die spektakuläre Feuershow „Dance with Fire“ von Stefanie Fleschutz war wieder eine der Hauptattraktionen der FeuerbachNacht und heizte den Zuschauern wieder mächtig ein. Nicht minder spektakulär - und noch eine Spur lauter - war die Liveperformance des Bildhauers Uwe Köhle, der mitseiner Kettensäge Holz neues Leben einhauchte. Ein Clown auf einem Segway verteilte zudem Luftballonkunstwerke an strahlende Kinder und ein Froschkönig auf Stelzen zog die Blicke auf sich.

Allein, einen kleinen Wermutstropfen gab es: Der Ortsbus fiel aus unbekanntem Grund aus und Besucher, die ihn nutzen wollten, um zu den Kulturnachts-Angeboten im Bereich des MKI-Areals zu gelangen (ZwischenKunstSchauraum, Kreativ Atelier, Diesel29 etc.) mussten einen anderen Weg finden, um dorthin zu gelangen.

Von feuerbach.de


Mitmachaktionen, Artistik und ein bisschen Politik: Die 11. Kulturnacht überraschte in vielerlei Hinsicht

Schon am Nachmittag beginnt die Kulturnacht – etwa im Sozialkaufhaus Fairkauf. Da die Trägerorganisation Caritas 100 Jahre alt wird, fällt das Programm sogar noch ein bisschen üppiger als sonst aus. Gerade töpfern die Kleinsten mit Silvia Wegner von der Feuerbacher Kunstwerkstatt, während draußen Graffiti-Künstler Jeroo die Fassade des Gebäudes aufmischt. “Mama, darf der das?” fragt ein Kind besorgt. Er darf. Und nebenan können die Gäste beim Caritas-Projekt “7 Siebe” selbst Taschen bedrucken.

Überhaupt sind es die Mitmachaktionen, die sich wie ein roter Faden durch diese Kulturnacht ziehen: Was beim Profi so selbstverständlich aussieht, wird erst im Eigenversuch so richtig greifbar. Auf so ein selbst fabriziertes Ergebnis kann man außerdem stolz sein wie Bolle und entdeckt vielleicht sogar ein neues Hobby. Im Satyagraha in der Scharfenschloßstraße sind die Besucher eingeladen, beim 432 Hertz-Chor mitzusingen – diese Frequenz soll den Energieflüssen im Körper besonders zuträglich sein. Wahrscheinlich wirkt aber auch der Spaß an der Freude: Es werden immer mehr Gäste, die begeistert Weisen aus Afrika und von den neuseeländischen Maori mitsingen. Bald muss nachbestuhlt werden und Margarete E. Klotz fragt begeistert: “Ob wir da um 8 Uhr überhaupt aufhören können?” Muss ja keiner, die Nacht ist noch jung. 

So geht es weiter, der Kultur des Stadtbezirks auf der Spur. Auch im Atelier Diesel 28, einer Außenstelle des Behindertenzentrums bhz, hat Arbeitsgruppenleiter Jürgen Krist Material bereitgelegt, damit die Besucher kreativ werden können – in der fantasievoll gestalteten Werkstatt geht das fast wie von selbst. Es ist freilich eine Abschiedsvorstellung: Bald wird man hier die Zelte abbrechen und in der Dornbirner Straße die ehemaligen CJD-Räumlichkeiten beziehen; die Zeichen stehen auf Neuanfang. Krist stellt sich da schon mal auf das zur Bank umfunktionierte Surfboard und gleitet in den Sonnenuntergang.

Langsam nimmt auch die Kulturnacht Fahrt auf und die Gäste haben die Qual der Wahl: Den Gospelchor Rejoice in der methodistischen Friedenskirche erleben oder Schulkunst im Neuen Gymnasium? Den Karikaturisten Peter Ruge in der Buchhandlung Schairer treffen, Künstlerin Elisabeth Kaiser im Produktionszentrum durch ihre Rosen-Performance folgen oder den Tiefbunker besichtigen? Lange Gesichter gibt es bei den Besuchern, die sich zur New York City Dance School aufgemacht haben und nun vor verschlossenen Türen stehen. So verabschiedet sich das für diesen Abend sorgfältig ausgearbeitete Programm.

Im Freien MusikZentrum FMZ zeigt indessen Artist Sergey Timofeev Ausschnitte aus dem aktuellen Programm “Neon” des Friedrichsbau-Varietés – ganz im Stil der 80-er Jahre auf einer Art Zauberwürfel. Für den Ukrainer ist es ein Balanceakt im doppelten Sinn: Später wird er wie gewohnt bei der Hauptaufführung auftreten, ist nur für eine Stippvisite hergekommen. Gastgeber Andreas G. Winter freut sich über so viel Engagement: “Ich finde das ganz toll, was die Leute da oben auf die Beine stellen”. Der Grundstein für eine Zusammenarbeit bei den kommenden Kulturnächten scheint da gelegt. Wer auf den Geschmack gekommen ist: “Neon” läuft noch bis Mitte des Monats im Friedrichsbau-Varieté auf der Prag.

Bildende Kunst gibt es unter anderem bei der Vernissage von Natascha Mann, die im Kunsthaus Frölich ihre ausdrucksstarken Werke vorstellt. Aber es ist die erste Kulturnacht nach der Auflösung des Feuerbacher Kunstvereins und so bleibt die Burgenlandgalerie dunkel. Nachgefragt bei Bezirksvorsteherin Andrea Klöber: Wie steht es um die weitere Nutzung der Galerieräume? “Da ist gerade ziemlich Musik drin”, sagt diese. Eben sei ja auch der Seniorenwerkstatt im gleichen Komplex gekündigt worden, weil die Stadt die Räumlichkeiten vermieten will. Ob es je wieder eine Galerienutzung geben werde, stehe da in den Sternen und die Entscheidungshoheit liege ohnehin beim städtischen Amt für Liegenschaften: Aber es habe auch noch keiner die Bereitschaft signalisiert, dort weitere Ausstellungen zu organisieren. 

Als Reaktion auf die schwierige Weltpolitik gastiert auch der Friedenstreff Stuttgart Nord in einer Kindertagesstätte in Stuttgarter Straße. Es gibt Informationen zu Initiativen und Aktionen und ein kleines Theaterstück, in dem neben Cornelia Bergmann als Angela Merkel und Ingrid Ebinger als Ursula von der Leyen auch eine Zusammenrottung von Kriegstreibern und Hobbyzündlern ihren Auftritt haben: “Kriege sind keine Vulkane und brechen einfach aus – Kriege werden gemacht!” lautet sein nachdenkenswertes Fazit. 

Auch Feuerjonglage-Artistin Stephanie Fleschutz zündelt einige Schritte die Straße hinauf, hier aber für ihr Programm “Dance with Fire”: Feuerschweife, Lichteffekte, wabernde Nebel, dramatische Musik – alles was der nächtliche Wow-Effekt braucht. Nun noch einige mitreißende Rhythmen bei den letzen Veranstaltungen genießen und das Erlebte Revue passieren lassen – so verklingt die FeuerbachNacht 2017. Auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr!

Von Susanne Müller-Baji
Veröffentlicht am 04.04.2017