Artenschwund und Insektensterben sind derzeit ein großes Thema. Die Stadt Stuttgart will die Artenvielfalt bewahren und hat dazu im Frühjahr als eine der ersten deutschen Städte ein Konzept vorgestellt.
Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, hat am Donnerstag, 4. Oktober, in Stuttgart-Feuerbach den Startschuss für die Umsetzung der ersten Maßnahmen gegeben.
Bürgermeister Pätzold sagte: "Ohne das Zusammenspiel der verschiedenen Arten würde es kein Leben auf der Erde geben. Deshalb müssen wir alles tun, um das Artensterben zu stoppen." Besonders wichtig sei die Pflege und der Ausbau von geschützten Lebensräumen. Pätzold weiter: "Dafür haben wir das Artenschutzkonzept entwickelt. Es ist ein Fahrplan, um die Artenvielfalt in Stuttgart zu bewahren." Nun würden die nächsten Schritte des Konzepts in die Tat umgesetzt, kündigte der Bürgermeister an. In der Zeit zwischen dem 1. Oktober und dem 28. Februar würden vor allem Bäume und Sträucher zurückgeschnitten. Dies sei nötig, um die seltenen Wiesen- und Trockenrasenflächen vor der sogenannten Verbuschung zu schützen. Pätzold: "Die Herbst- und Winterzeit eignet sich besonders gut für solche Pflegemaßnahmen, weil die Vögel noch nicht brüten."
In Vaihingen sollen an zwei Stellen entlang der Gäubahn am Dachswaldweg die Hänge freigestellt werden. Dabei bleiben nur wenige Bäume und Sträucher stehen. Langfristiges Ziel ist die Umwandlung der Hänge in offene, trockenwarme Lebensräume für Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge und Heuschrecken sowie für seltene Pflanzenarten. Die Gäubahnböschungen sind einer der letzten Standorte in Baden-Württemberg, an denen der Backenklee wächst.
In Feuerbach wird die Mergelgrube Kotzenloch gepflegt und der Waldrand des angrenzenden Feuerbacher Höhenweges am Lemberg im Naturschutzgebiet Greutterwrald offener gestaltet. So sollen selten gewordene licht- und wärmeliebende Arten, die Waldränder bevorzugen, wieder einen Lebensraum finden. Altere Bäume und einige Schlehenhecken bleiben erhalten. Erholungsbänke, die ungünstig stehen, erhalten einen neuen Standort.
Bei den Sieben Linden in Uhlbach sind wärmeliebende Stauden durch Verschattung und starken Unterwuchs sehr bedroht. Deshalb wird der Waldrand aufgelichtet. Dabei werden Bäume gefällt, so dass wieder mehr Licht auf den Waldboden fällt.
Der Felsaufschluss im Friedhof Zuffenhausen und das Naturdenkmal Steinbruch Stephan in Hofen konnten dank finanzieller Unterstützung des Landes bereits im letzten Winter zum Teil freigestellt werden. Diesen Winter soll die komplette südliche Felswand des Steinbruch Stephans von Gehölzen befreit und damit attraktiver für Wildbienen und Vögel werden.
Die Deponie Vördere in Mühlhausen ist ein Rückzugsort für seltene Vögel wie Neuntöter, Rebhuhn und Nachtigall. Der Bundesforst, eine Abteilung der Bundesanstalt für lmmobilienaufgaben, wird hier auf einer Fläche von rund 2 ha Büsche und Sträucher entfernen. Ohne die Pflegemaßnahme würde die offene Grünfläche auf Dauer verbuschen. Unterstützt wird die Aktion von Ehrenamtlichen des Naturschutzbund Deutschlands und der Fliegergemeinschaft Pattonville. Sie engagieren sich seit Jahren für das Biotop.
Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart hat bei den letzten Haushaltsberatungen bis 2022 insgesamt 914.000 Euro für das kommunale Artenschutzkonzept bereitgestellt. Das Stuttgarter Artenschutzkonzept kann online als pdf heruntergeladen (https://www.stuttgart.de/artenschutzkonzept) oder in Druckform gegen eine Schutzgebühr von 10 € beim Amt für Umweltschutz Stuttgart bezogen werden (Gaisburgstraße 4, 70182 Stuttgart oder per E-Mail unter Poststelle.36@stuttgart.de).