Zum 6. Mal „Gesundheit im Zelt“:

Podiumsdiskussion zum Thema „Gesund bleiben durch richtige Ernährung“ im Hof der Alten Apotheke in Feuerbach

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Dr. Petra Steinbeck von der Alten Apotheke in Stuttgart-Feuerbach führte bei der diesjährigen Podiumsdiskussion „Gesundheit im Zelt“ am 31. Juli vor vollem Publikum in das Thema „Gesund bleiben durch richtige Ernährung“ ein.

Als Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens - also nicht nur die Abwesenheit von Krankheit - bezeichnete sie die Definition des Gesundheitsbegriffs.
Steinbeck machte deutlich, dass jeder gefordert sei, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen, um gesund zu bleiben. Man könne die Gesundheitsprophylaxe nicht der Politik oder den Ärzten anlasten. Ganz wichtig hierbei sei die Prävention in Form von ausgewogener Ernährung, Bewegung und psychischer Gesundheit. „Alle drei Faktoren kann jeder von uns selbst beeinflussen“, so die Inhaberin der Alten Apotheke weiter. „Hierzu gehört aber auch eine große Portion Disziplin und ein starker Willen dies zu verinnerlichen und den inneren Schweinehund zu überwinden.“
Rede und Antwort bei der sechsten Auflage von „Gesundheit im Zelt“ standen: Prof. em. Dr. med. Hans Konrad Biesalski von der Fakultät Biologische Chemie und Ernährungswissenschaft an der Universität Hohenheim und Mitglied im Global Food Security Board (WHO/FAO); Christina Pittelkow-Abele, Ernährungswissenschaftlerin beim Stuttgarter Gesundheitsamt; Karin Maag MdB, Gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie Philipp Maurer, Leiter des Teams Gesundheit bei der AOK Stuttgart-Böblingen. Mit dabei war auch die langjährige Marktleiterin vom Feuerbacher Biomarkt Organix, Alexandra Schüle.

„Gesunde und ausgewogene Ernährung ist teurer als einfach nur satt zu werden“, so Prof. Biesalski, der seit zehn Jahren u.a. in Afrika und Asien für die UN zum Thema Kindergesundheit im Einsatz ist. Diese könne sich nur derjenige leisten, der das entsprechende Einkommen habe, was nach Ansicht des Professors dringend geändert werden müsse: „Das eigentliche Problem ist die Armut der Menschen, auch im reichen Deutschland. Zudem steigt die Anzahl der Kinder, die in Armut leben, weiter an. Ernährung darf nicht krank machen und muss bezahlbar sein. Aber die reine Erhöhung des Hartz 4-Satzes für das Essen eines Kindes, bringt leider noch nicht den gewünschten Erfolg. Gleichzeitig muss eine Fortbildung der Eltern und Kinder erfolgen, was gesund ist, denn wenn man zu wenig Vitamine und Mineralien in der Nahrung zu sich nimmt, läuft man Gefahr Krankheiten zu entwickeln. Und nicht nur die Ernährung, sondern auch der Lebensstil, sehr moderater Zucker-, Salz- und Alkoholgenuss, regelmäßige Bewegung, niedriger BMI und Verzicht aufs Rauchen, sind hierbei entscheidend.“
Die Besucher wollten u.a. auch erfahren, wie viele Mahlzeiten man am Tag zu sich nehmen sollte, drei oder fünf? Die Ernährungsberaterin des Gesundheitsamts Christina Pittelkow-Abele erklärte: „Bei Kindern sind die Nährstoffspeicher noch zu gering, da müssen Zwischenmahlzeiten eingebaut werden, aber bei Erwachsenen ist man ziemlich flexibel bis hin zum neuen Trend des Intervallfastens, der empfiehlt nur an acht Stunden des Tages etwas zu essen und 16 Stunden nichts, damit sich die Verdauungsorgane in der Zwischenzeit wieder erholen können.“ Trotzdem müsse darauf geachtet werden, dass die Mahlzeiten analog der von Pittelkow vorgestellten aid-Ernährungspyramide, viel pflanzliche Lebensmittel in Form von Obst und Gemüse enthalten sollen, gefolgt von wertvollen Getreideprodukten, mäßigem Verzehr von tierischen Lebensmitteln, wie Milch, Milchprodukte sowie Fleisch, Fisch, Wurstwaren und Eier und an der Spitze der Pyramide wenig Öle und Fette, Zucker und Weißbrot und ganz oben nur ganz minimal Süßigkeiten, Snacks und Alkohol.
„Die Eltern geben lieber Geld mit in die Schule, anstatt ein gesundes Vesper“, so die Ernährungsberaterin weiter. In den Kitas werde vor Ort häufig gar nicht mehr selbst gekocht, sondern das Essen von Großkantinen, die u.a. auch Altenheime versorgen, angeliefert. Das Gesundheitsamt werte derzeit Schuleingangsuntersuchungen aus und wolle sich zukünftig verstärkt um die Ernährung in Kitas und Schulen kümmern. Inzwischen gäbe es auch schon ein Projekt „25 % Bio in Ganztagesschulen“.

Auch das Thema vegetarische oder vegane Ernährung war gefragt. Prof. Biesalski erläuterte, dass die Aufnahme von Eisen und Zink nach wie vor am besten über Fleisch funktioniere. Vegane Ernährung für Schwangere gehe lt. Biesalski gar nicht. Aber auch für die Anderen halte er vegane Ernährung für problematisch, was die Versorgung mit Folsäure, Zink, Eisen und Vitamin B 12 angehe. Der Ernährungsexperte berichtete von Untersuchungen, die belegen, dass bei Veganern Krankheiten auftreten könnten, unter denen man bei anderen Ernährungsformen nicht leide.

Philipp Maurer von der AOK berichtete, dass die AOK diesen Entwicklungstrends entgegenwirke und Kochkurse anbiete, um zu demonstrieren, wie viel Spaß es mache, gemeinsam und gesund kochen zu lernen. Der Hausarzt könne hierüber sogar ein Rezept ausstellen und die Krankenkasse bezahle dann den Kurs. Gleichzeitig gäbe es aber auch Einzelberatungen, bspw. bei Diabetes oder überhöhtem Cholesterin, bei denen die Ernährungsprofis unterstützen und die Ernährung individuell anpassen, gepaart mit vielfältigen Bewegungsempfehlungen. So könne häufig die Einnahme von Medikamenten drastisch reduziert werden. Generell sei es wichtig die Zutatenliste, vor allem neuer Lebensmittel, durchzulesen und diese kritisch zu hinterfragen.
Karin Maag erläuterte, dass die Politik viel Geld ausgäbe, damit die Beratung und Aufklärung geschehen könne, bspw. gehen das Gesundheitsamt, aber auch die Krankenkassen, schon seit längerem in die Schulen und informieren. Das sei ein wichtiger Teil des Präventionsgesetzes. Aber auch die Eltern müssen hierbei auf dem Laufenden gehalten werden. Der neue Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts Prof. Dr. Stefan Ehehalt habe kürzlich ein Projekt ins Leben gerufen, das sich nicht nur um die Ernährung, sondern auch um den Sport und die Bewegung der Kinder kümmere. Die Eltern würden dabei kontrolliert, ob sie dies im Alltag auch alles umsetzen und beibehalten können.

Alte Gewohnheiten sind lt. Petra Steinbeck oft noch tief verankert, bspw. den Teller wie in der Nachkriegszeit immer leer zu essen: „Wir achten oft gar nicht mehr darauf, ob wir Hunger oder nur Appetit haben.“ Auch hier müsse das Essverhalten geändert werden. Junge Familien kochen häufig gar nicht mehr selbst, sondern benützen viele Fertigprodukte, da fast immer beide Elternteile ganztags arbeiten, um die Kosten des Alltags zu stemmen. Da ist die Zeit knapp und viele wissen gar nicht, wie sie mit wenig Geld gesund kochen können. „Dabei gibt es so viele Produkte und Gemüsesorten, die absolut erschwinglich und zugleich lecker sind und nachhaltig satt machen“, sagte Alexandra Schüle, langjährige Marktleiterin bei Organix.

Die diesjährige Fragerunde wollte fast gar kein Ende nehmen: von basischer Ernährung über Vitamin D-Mangel bis hin zur Kontrolle der Lebensmittelindustrie, u.a. durch eine entsprechende Ampel, wurden darüber hinaus fast alle Themen rund um die Ernährung angesprochen. Petra Steinbeck dankte den Referenten und allen Beteiligten sehr herzlich für das rege Interesse und versprach die Veranstaltungsreihe weiter fortzuführen: in 2020 mit dem Thema Bewegung und in 2021 stehe die Psyche auf dem Programm.

Die Veranstaltung wurde ebenfalls zum sechsten Mal vom Harmonika-Orchester Stuttgart-Feuerbach umrahmt und auch das leibliche Wohl kam mit kalten und warmen Getränken und kleinen gesunden Snacks vom Behindertenzentrum Feuerbach, wie gewohnt, nicht zu kurz.

Weitere Infos unter www.aa-s.de

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Veröffentlicht am 08.08.2019