Rockig, fair und mit göttlicher Eingebung:

Ein 'Punk-Musical für Globale Gerechtigkeit und Fairtrade' brachte die Festhalle mit rund 200 Schülern zum kochen

Die Dame in Rot ist Sonni Maier. Fotos: S. Müller-Baji Bild 1 von 2: Die Dame in Rot ist Sonni Maier. Fotos: S. Müller-Baji

Siebtklässler mit so komplexen Themen wie globale Gerechtigkeit und Fairtrade zu erreichen, ist kein leichtes Unterfangen. Es sei denn, sie kommen als “Punk-Musical” mit viel rockiger Musik daher.

So wie am 24. Oktober in Feuerbach, als das Theater Sonni Maier ein “Punk-Musical für Globale Gerechtigkeit und Fairtrade” vor rund 200 Schülern auf die Bühne der Feuerbacher Festhalle brachte. Organisiert hatten die Veranstaltung die Bezirksämter und die Steuerungsgruppen der drei Fairtrade-Stadtbezirke Feuerbach, Zuffenhausen und Stammheim.

Natürlich stellt sich die Frage: Wie bringt man Punk und pädagogisches Anliegen zusammen? Sonni Maier, die das Stück “Global Playerz” geschrieben hat und darin auch die Nia spielt, löst die Aufgabe recht gewitzt. Der Inhalt: Mia, Skazz (Maja Rodigast) und Katey, träumen vom großen Band-Contest. Die Teilnahme rückt in greifbare Nähe, gerade als Katey Ghana, die Heimat ihrer Eltern, besucht. Als Ersatz springt der mysteriöse Gabe (Andy Little) ein, der eigentlich Gabriel heißt, ein Engel ist und die göttliche Eingebung in Form von Goldkonfetti verteilt.
Die ist auch bitter notwendig, als Kateys Stimme im Off erzählt, dass ihre Verwandten inzwischen ihr Dasein in einem Elendsviertel der Hauptstadt fristen, seit skrupellose Kakao-Produzenten sie von ihrem Land vertrieben und darauf Großplantagen angelegt haben. Das Problem: Der Hauptsponsor der Band ist Nias Daddy, ein stinkreicher Schokoladenfabrikant. Und so verpackt der rockige Soundtrack nun die sinnvolle Botschaft, dass jeder Einzelne seinen Teil beitragen und auch mal verzichten muss, wenn die Welt ein Stückchen gerechter werden soll.

Ob das beim Publikum, überwiegend Siebtklässler, angekommen ist? Die begleitenden Lehrer wirkten angesichts der pubertierenden Massen bisweilen wie Dompteure und eine Greta Thunberg des Fairtrade schien noch nicht unmittelbar in Sicht. Die anschließende Fragerunde mit den drei Schauspielern drehte sich überwiegend um den Bandauftritte im Stück und weniger um den fairen Handel: Gibt es die Songs auch als Download, spielen die Schauspieler live und sind Andy Littles Rasta-Locken echt? Ja, jein und ja. Ein erschütterter Aufschrei ging durch die Reihen, als die Schauspieler ihr wahres Alter verrieten, das bei allen bereits jenseits der 35 liegt.

Immerhin: Einige Jugendliche hinterfragten das Fairtrade-Thema. Ob die teuren Modelabels wohl fairer sind als die Billigheimer? “Das ist ja gerade das Perverse, dass die teuren Marken genauso in China produzieren und die Gewinnspanne umso größer ist,” erklärte Sonni Maier.
Sie hatte Tipps parat, wie jeder die Welt etwas besser machen kann: Weniger Fleisch essen, weil dafür riesige Weideflächen notwendig sind – vom Tierleid ganz zu schweigen. Waren mit Fairtrade-Siegel kaufen, “die gibt es inzwischen sogar im Supermarkt, aber natürlich auch im Weltladen”. Fairtrade sei auch bei der Kleidung erstrebenswert, wobei es noch einen anderen Ansatz gibt: “Ich kaufe meine Klamotten schon lange gebraucht, damit die Mode-Riesen mein Geld nicht bekommen. Außerdem findet man in Second Hand-Läden und auf Flohmärkten sowieso die cooleren Sachen.” Und Taschengeld-konform ist es auch.


Von Susanne Müller-Baji

Veröffentlicht am 04.11.2019