„Tragen einer Maske ist Akt praktischer Solidarität“:

Die Stadt zur Corona-Pandemielage in Stuttgart

Die Landeshauptstadt Stuttgart hat am Donnerstag, 10. September, über die Lage bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie berichtet.

Laut Oberbürgermeister Fritz Kuhn könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Der Infektionsschutz stehe weiter im Zentrum des städtischen Handelns. Er sieht die Stadt gut vorbereitet auf einen möglichen Anstieg der Infektionszahlen. Wörtlich sagte der OB: „Sollten wir wieder viele Infektionen registrieren, wollen wir einen flächendeckenden Lockdown wie im Frühjahr vermeiden. Unser Ziel ist, dass Schulen und Kitas offenbleiben und die Wirtschaft weiter funktioniert. Eine Pleitewelle müssen wir vermeiden.“ Die Abstands- und Hygieneregeln wie auch das regelmäßige Lüften seien mit Blick auf die Erkältungszeit einfache aber notwendige Vorsichtsmaßnahmen. „Das Tragen einer Maske ist ein Akt praktischer Solidarität. Es ist eine bürgerliche Maßnahme nicht nur zum eigenen Schutz, sondern auch zum Schutz der Stadtgesellschaft“, so Kuhn. Auf Nachfrage erklärte er, dass die Entscheidung, ob der Weihnachtsmarkt dieses Jahr stattfinden könne, Anfang Oktober getroffen werde – in Abhängigkeit von der Konzeption des Marktes und dem weiteren Infektionsgeschehen.

Der Leiter des Gesundheitsamts, Prof. Stefan Ehehalt, wies darauf hin, dass sich die Fallzahlen in Stuttgart auf einem höheren Niveau tendenziell stabilisiert haben: „Diese Entwicklung beobachten wir genau – Tag für Tag. Wir haben notwendige Vorkehrungen getroffen – wie beispielsweise die Einrichtung des Corona- Testzentrums auf dem Cannstatter Wasen, die erneute Inbetriebnahme der Fieberambulanz im NeckarPark oder die Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen.“ In über 90 Prozent der Infektionsfälle gelinge dem Gesundheitsamt eine effektive Nachverfolgung der Kontaktpersonen, so Amtsleiter Ehehalt. Er blieb bei seiner Warnung, nicht nachlässig zu werden. Er sagte: „Wir müssen wachsam bleiben. Es ist weiter wichtig, dass jeder Einzelne die Abstands- und Hygieneregeln sowie die Kontaktreduzierung konsequent umsetzt.“
In Stuttgart haben sich insgesamt 2.301 Personen seit Anfang März mit dem Coronavirus infiziert. 223 davon sind aktuell infiziert und somit ansteckend. 67 Personen sind bisher mit oder an einer festgestellten Corona-Infektion verstorben.

Wie Prof. Jan Steffen Jürgensen, medizinischer Vorstand des Stuttgarter Klinikums, berichtete, sei das medizinische Versorgungssystem derzeit nicht überlastet – was zum einen an der niedrigen Fallzahl stationär behandelter und kritisch kranker Patienten liege, zum anderen an der Aufstockung der Kapazitäten. Jürgensen: „Wir haben einen großen Puffer geschaffen. Zu Beginn der Pandemie gab es am Klinikum Stuttgart 90 Intensivbetten, jetzt sind es mehr als 315. Das ist eine Steigerung um 350 Prozent.“ Die Intensivbetten – zu denen auch die regulär betriebenen Intensivbetten zählen – sind aktuell zu 27 Prozent belegt. Der medizinische Vorstand informierte, dass seit April 2020 kein Corona-Infektionsfall unter den Beschäftigten im Dienst aufgetreten sei. Zudem habe das Klinikum die Testkapazitäten ausgebaut und in zusätzliche Geräte investiert. Er führte aus: „Bisher sind 60.000 PCR-Analysen von Covid-Abstrichen im Klinikum gemacht worden, davon 10.000 bei Beschäftigten im Rahmen des Hygienekonzepts.“

Die Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, Isabel Fezer, sieht die Schulen und Kitas bestmöglich vorbereitet für den Neustart nach den Ferien. „Die Schulleiterinnen und Schulleiter haben mit großem Engagement in den Ferien umfangreiche Vorkehrungen getroffen, und die Beschäftigten in den Kitas sind mittlerweile schon erfahren mit den neuen Regeln“, so Fezer. Da im Regelbetrieb wieder alle Kinder und Jugendlichen in die Einrichtungen kämen, sei der Mindestabstand nicht durchgehend einzuhalten. Fezer sagte: „Klare Vorgaben zur Hygiene, zum Verhalten und auch häufigeres Lüften sollen dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu verringern. Alle Einrichtungen haben entsprechende Vorkehrungen getroffen. Ansteckungen sind nie ganz auszuschließen.“ Als aktuelle Beispiele nannte sie drei Kindertageseinrichtungen, in denen nach Bekanntwerden von Infektionen für mehrere Gruppen Quarantäne angeordnet wurde. „Diese drei Fälle zeigen, dass wir konkret und verhältnismäßig vorgehen. Es wird nicht gleich die ganze Einrichtung geschlossen. Es werden nur die potenziell gefährdeten Kontaktpersonen isoliert und auf Ansteckung getestet. So wird der Betrieb der betroffenen Einrichtung weitest möglich offengehalten.“ In den weiterführenden Schulen gelte nach Verordnung des Landes eine Maskenpflicht für alle Situationen außerhalb des Unterrichtes. Fezer sagte: „Um eine Ansteckung über die Raumluft zu verhindern, müssen die Klassenzimmer regelmäßig gelüftet werden. Dies ist in allen Stuttgarter Klassenzimmern möglich.“ Sie appellierte an Kinder, Schüler und Lehrer sich auch außerhalb ihrer Einrichtungen im Alltag vorsichtig und umsichtig zu verhalten „Das ist die Verantwortung, die wir alle für unsere Mitmenschen haben.“

Der Erster Bürgermeister, Dr. Fabian Mayer, zeigte die Herausforderungen für die Stadtverwaltung auf: „Wir pendeln immer noch täglich zwischen Normalbetrieb und Krisenmodus. Die technischen Grundlagen und Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten haben wir massiv ausgeweitet. Beispielsweise wurden die städtischen VPN- Zugänge in kürzester Zeit von 1.000 auf 5.800 erweitert.“ Ein Hauptaugenmerk lag laut Mayer darüber hinaus auf der Stärkung des Gesundheitsamts und dessen Strukturen: „Wir haben unter anderem 20 neue Stellen geschaffen und einen Pandemiepool mit über 100 Personen auf Abruf eingerichtet.“


Die detaillierten Präsentationen von Prof. Ehehalt und Prof Jürgensen sind zu finden unter: https://www.stuttgart.de/pressemitteilungen/2020/september/zwischenbilanz- corona.php.
Weitere Informationen zu den Fallzahlen gibt es auf: https://coronavirus.stuttgart.de/item/show/701525

Veröffentlicht am 11.09.2020