Anstelle des abgesagten verkaufsoffenen Kirbe-Sonntags gab es nun den Langen Einkaufssamstag – doch ein wirklich glückliches Händchen hatte man dabei, vor allem wettertechnisch, nur bedingt.
Kalt, regnerisch und dann auch in Konkurrenz zur Konfirmation – so hatte man sich das beim Feuerbacher Gewerbe- und Handelsverein (GHV) nicht vorgestellt. Entsprechend ruhig war es beim “Langen Feuerbacher Einkaufssamstag”. Allerdings – wenn das Corona-Jahr bisher eines bewiesen hat, dann dies: Es ist alles eine Frage der Sichtweise. Sonja Traub, Inhaberin von Blumen Pietsch, kann die Kunden an diesem Nachmittag an einer Hand abzählen. Sie ist trotzdem zufrieden: Nachdem just am Wochenende ein Teil der Konfirmationen nachgeholt wurde, hat sie alle Hände voll zu tun und muss nun ohnehin im Laden Anstecksträußchen für den nächsten Tag binden. Für sie sei der Einkaufssamstag vor allem Gelegenheit, Präsenz zu zeigen, auch wenn er wohl kaum Gewinn einbringen wird.
Wenige Schritte weiter, am Stand des veranstaltenden Gewerbe- und Handelsvereins sieht man es ähnlich. Mit dem Temperatursturz habe man bei der Planung nicht rechnen können und, wer hätte schon gedacht, dass die Veranstaltung ausgerechnet mit der Konfirmation kollidieren könnte, “das hat sich erst später ergeben”, nimmt der GHV-Vorsitzende Jürgen Reichert die Sache sportlich. Gerade stößt man darauf an, dass es nach der Durststrecke des Lockdowns endlich mal gute Nachrichten gibt: “Der Feuerbacher Weihnachtsmarkt findet statt, wenn auch anders als zuvor.”
Geplant ist nur ein Markttag, am 5. Dezember, und man werde die gesamte Länge der Stuttgarter Straße nutzen, um den erforderlichen Abstand zwischen Beschickern und Besuchern einzuhalten. Dazu hoffe man auf die Einsicht der Autofahrer, die dann nur in Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen, “weil wir nicht die ganze Stuttgarter Straße sperren können”, so Reichert. Und dann ist da noch die Frage, an der sich gerade vielerorts die Geister scheiden: Glühwein oder nicht? In Feuerbach will man flexibel auf die bis dahin geltenden Vorschriften reagieren. Viele Einschnitte, aber trotzdem ein bisschen Normalität.
Für gute Laune sorgen auch die am Stand erhältlichen “Feuerbecher”: Sie sind im Moment nur für den Hausgebrauch gedacht, weil aufgrund der Hygienevorschriften in den Cafés und Geschäften noch keine Mehrwegbecher befüllt werden dürfen. Jenseits von Corona sollen sie helfen, die Müllflut durch Einwegbecher einzudämmen. “Ich bin ja der Meinung, man hätte Feierbecher schreiben müssen”, ruft Peter Schmaus vom GHV. Immerhin konnte man sich so aber erfolgreich um die Frage drücken, ob es Feuerbacher oder Feuerbächer heißt. Wir erinnern uns: Feuerbächer bezeichnet ein lokales Urgestein – die Familie muss dazu aber seit mindestens drei Generationen am Ort leben und über ein eigenes Stückle verfügen, also über Grundbesitz.
Und weil soviel gute Laune ansteckend ist geht es nun auf zum Bummeln: Ganz wie beim ebenfalls entfallenen Höflesmarkt haben viele der teilnehmenden Einzelhändler Rabattaktionen ersonnen, oder es gibt eine kleine Dreingabe für die Kunden. Die Buchhandlung Schairer bietet nicht nur Lektüre, sondern auch Leckeres aus der Region feil und der von der Kulturnacht 2019 her bekannte “Transformer” ist riesig und bunt blinkend durch die Geschäfte unterwegs.
Es sind nicht viele, die an diesem Nachmittag dem subpolaren Herbsteinbruch trotzen, aber sie haben ihren Spaß: “Den Leuten hätte ich schon gewünscht, dass mehr los ist”, sagt eine unentwegte Besucherin: “Aber eigentlich ist es nicht schlecht: So hat man Platz in den Geschäften und muss nicht warten, bis man reindarf.” Hat sie auch etwas eingekauft? “Klar, man hat dieses Jahr ja nicht so viel, da ist es schön, wenn man sich und der Familie mal ein paar Kleinigkeiten gönnen kann.”
Susanne Müller-Baji