Die Schule beim Namen nennen:

Diskussion um Umbenennung des "Neuen Gymnasium Leibniz" geht weiter

Das Neue Gymnasium Leibniz und Eric Carle, re. Foto li.: S. Müller-Baji, Foto re.: eric-carle.com Bild 1 von 1: Das Neue Gymnasium Leibniz und Eric Carle, re. Foto li.: S. Müller-Baji, Foto re.: eric-carle.com

Die beiden Feuerbacher Gymnasien haben unzählige Schüler in die Welt hinaus geschickt. Der seit der Schulfusion benutzte Interimsname “Neues Gymnasium Leibniz” allerdings den allerwenigsten leicht von den Lippen.

Nach dem Tod von Eric Carle nimmt die Diskussion um eine Umbenennung aber erneut Fahrt auf und es werden Stimmen laut, die fusionierte Schule nach dem deutsch-amerikanischen Kinderbuchautoren- und Illustratoren zu benennen.

Schon vor Jahren hatte man intensiv aber auch erfolglos um einen Namen für das fusionierte Gymnasium gerungen. Und schon damals war Eric Carle ins Spiel gekommen: In den USA als Sohn eines Auswandererpaares geboren, hatte dieser nach der Rückkehr der Familie ins heimische Feuerbach seine Schul- und Studienzeit in Deutschland verbracht und dabei auch das Leibniz-Gymnasium besucht. Später kehrte er in die USA zurück, wo er mit “The Very Hungry Caterpillar”, wie “Die kleine Raupe Nimmersatt” im Original heißt, eines der bekanntesten Kinderbücher weltweit schuf.

Ein kreativer Wanderer zwischen den Welten und dabei auch noch äußerst erfolgreich – es gibt schlechtere Namenspaten, könnte man meinen. Allerdings folgen Schulnamen strengen Vorgaben: Wie das zuständige Schulverwaltungsamt mitteilt, muss die Schule die gewünschte Namensänderung bei ihrem Träger beantragen und von der Schulkonferenz bestätigen lassen. Auch ist nicht jeder Name zulässig: Sowohl Schulart als auch Standort müssen darin definiert sein und es gilt: “Bei Namen von Personen sollten nur Verstorbene verwendet werden, das Einverständnis der Nachkommen muss eingeholt werden, bei Titeln/Personen/Charakteren aus Büchern und Geschichten ist der Urheber um Einverständnis zu bitten.”

Nachdem Carle im Mai in seiner amerikanischen Wahlheimat Massachusetts verstorben ist, nimmt die Diskussion nun wieder Fahrt auf, ihm posthum ein Denkmal zu setzen und damit auch gleich der Schule einen richtigen Namen zu geben. Einer der Befürworter eines Eric-Carle-Gymnasiums ist Joachim Ahrendt, der sich für seine Beiträge für das “Begehbare Feuerbacher Gedächtnis” mit der beeindruckenden Karriere des Künstlers auseinander gesetzt. Er hat sich mit seinem Vorschlag auch an Bezirksvorsteherin Andrea Klöber gewandt.

Auch diese wäre dafür, Carle im Stadtbezirk ein Denkmal zu setzen, schränkt mit Blick auf die Zielgruppe der “Raupe Nimmersatt” aber ein: “Ich sehe einen solchen Namen eher für eine Grundschule oder einen Kindergarten.” Stefan Warthmann, neuer Schulleiter des fusionierten Gymnasiums, stimmt zu: Ihm schwebe eher ein Philosoph als Namensgeber vor, der dann auch programmatisch für die Ausrichtung der Bildungsarbeit am Gymnasium stünde.
Außerdem seien die Wunden noch längst nicht verheilt, die die damals überaus emotional geführte Diskussion um die Namensgebung geschlagen habe. Und man habe mit der Fusion und dem daraus resultierenden Bauprojekt derzeit noch zwingendere Probleme zu meistern. “Natürlich, wenn der Neubau einmal eingeweiht wird, sollte unbedingt der Schulname in großen Buchstaben daran stehen”, so Warthmann.
Sollte der dann weder Leibniz noch Carle beinhalten, sieht der Schulleiter aber noch andere Wege, die Lebensleistungen beider Männer zu würdigen: “Ob durch eine Gedenkplakette, eine entsprechend benannte Mensa, einen “Leibniz”-Forschungspreis oder ähnliches.” Das sieht die Bezirksvorsteherin ähnlich und auch Joachim Ahrendt schreibt abschließend in seinem Brief: “Sollte das nicht gelingen, gäbe es sicher noch andere Möglichkeiten Eric Carle zu ehren.” Welchen Namen das Neue Gymnasium Leibniz aber einmal tragen wird, darüber wird man wohl noch länger spekulieren.


Susanne Müller-Baji

Veröffentlicht am 29.06.2021