Leiter des Klinikums Stuttgart schildert Lage und gibt Ausblick

„Zunehmende Auslastung durch Covid-Patienten“

Der Medizinische Leiter des Klinikum Stuttgart, Prof. Jan Steffen Jürgensen, sieht eine zunehmende Beanspruchung der Intensivkapazitäten durch Patienten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben.

Derzeit befinden sich 32 Personen in stationärer Behandlung, vierzehn davon auf der Intensivstation, drei mit besonders personalintensiver ECMO-Beatmung („extrakorporaler Membranoxygenierung“). „Die Aufgabe ist im Moment, den Routine-Betrieb für alle anderen ohne Einschränkungen aufrecht zu erhalten und gleichzeitig den Covid-Kranken gerecht zu werden“, sagte Prof. Jürgensen in einem Video, das die Landeshauptstadt am Montag, 20. September, auf ihrer Website veröffentlichte.

Prof. Jürgensen konstatiert, dass die Kliniken sich bereits in der vierten Welle befinden. Etwa 9% der Intensivbetten werden für die Behandlung von Menschen mit COVID belegt. Bei einem weiteren Anstieg drohen Szenarien der ersten Welle, in denen planbare Eingriffe verschoben werden mussten, um Ressourcen für COVID- Patienten zu mobilisieren. Das sei problematisch und vor dem Hintergrund des verfügbaren sicheren Impfschutzes, der zuverlässig vor kritischen Krankheitsverläufen schütz, auch enttäuschend und etwas ärgerlich. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Dänemark oder südeuropäischen Nachbarn hinkt Deutschland bei der Impfquote hinterher. Während in Dänemark nur noch 5% der über 60-Jährigen ungeschützt seien, beträgt die Quote der Ungeimpften in Deutschland in dieser besonders vulnerablen Gruppe noch über 15%. Gleichzeitig sieht er eine Kehrseite des Erfolges mit relativ effektiven Schutzmaßnahmen in den ersten Wellen „Die Immunität in England ist nicht nur durch Impfungen, sondern auch durch die verheerend hohen Krankheitszahlen in den ersten Wellen, deutlich höher als in Deutschland.“ Er sehe nach einem erfolgreichen Start der Impfkampagne noch ganz viel Luft nach oben. Daher werde das Klinikum ab Oktober wieder mehrere mobile Impfteams einsetzen. „Wir sollten alles dafür tun, die vierte Welle abzuflachen“, so Jürgensen.

Vor einer besonderen Herausforderung sieht er das Personal. „Wir haben etwa 7000 Beschäftigte, 3000 Pflegekräfte und über 1000 Ärztinnen und Ärzte, gewinnen viele gute Köpfe dazu und haben viele Bewerbungen und freuen uns über alle, die die Teams verstärken möchten. Wir haben die Ausbildungsplätze in Schritten weiter gesteigert und werden 2022 auf über 1.000 kommen“, so Jürgensen.


Das Video ist zu sehen unter: https://youtu.be/pd4NxzacyHY

Veröffentlicht am 20.09.2021