"Fertig! Feuerbach!":

Bürgerverein Feuerbach bei Etappe des Talkrabbenweges am Lemberg auf frühgeschichtlichen Spuren

Fotos: BV Feuerbach Bild 1 von 2: Fotos: BV Feuerbach

Über 40 Mitglieder und Freunde des Bürgerverein Feuerbach fanden sich am Naturdenkmal Kotzenloch ein, um den ebenso launigen wie wissenswerten Ausführungen des Vorstandsmitgliedes Jürgen Kaiser zu folgen.

Kaiser, Pfarrer der evangelischen Landeskirche Württemberg und ehemaliger Leiter des Evangelischen Medienhauses in Stuttgart, beschrieb den einzigartig bestehenden Aufschluss von Erdschichten, die bis in die älteste Zeit des Erdmittelalters, vor rund 275 Millionen Jahre, führen. Das Wort Kotzenloch soll nicht an ein persönliches Unwohlsein erinnern, sondern es gibt verschiedene Deutungen. Nach einer davon bedeutet die Silbe „loch“ Grube. Die Mergelgrube, als Düngerlieferant, war aber allen zugänglich, also „Koi Moanns Grube“ (gehörte also niemand, sprich; gehörte allen)

Der Lemberg bot in der Steinzeit keine festen Wohnsitze, erst um etwa 1000 v. Chr., in der Hallstattzeit, wurden Bauten mit Hilfe von Trockenmauern , die durch Wälle geschützt wurden, erstellt. Der Lemberg bot den Kelten Schutz, die im Umfeld des Keltenfürsten von Asperg lebten. Der Keltenfürst – begraben im Keltengrab von Hochdorf - hatte es zu Bedeutung und Reichtum gebracht, da er über Waffen und Werkzeuge aus Eisen verfügte. Das Eisen stammte aus Neuenbürg.

Auch inzwischen einsetzender Regen und kühle Windböen, störten Pfarrer Kaiser nur wenig, als er von der Stammburg der Frauenberger gegenüber am Berg erzählte; auch über den Familienzwist wegen des Raubrittertums von einem Teils der Sippe, was zu Trennungen innerhalb des Clans führte. 1481 verkauften die Frauenberger ihren Besitz an Graf Eberhard. Die Burg wurde später geschleift und die Steine zur Stadtmauer von Stuttgart verwendet, wo sie heute noch im Schellenturm bewundert werden können. Während heute nur am Lemberg und an der Hohenwarte Wengert waren, gab es vom Mittelalter bis noch in die Neuzeit auch ausgedehnte Weinberganlagen an der Killesbergseite. Der Feuerbacher Wein war für seine Güte bekannt und weckte Begehrlichkeiten der Klöster und der Grafen von Württemberg. Überhaupt war der Wein in Feuerbach über Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Teil der Existenz.

Ein eminent wichtiger Schritt für die Feuerbacher und ihre Daseinssicherung war die beginnende Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Durch eine kluge und pfiffige Siedlungspolitik östlich des Bahndamms des Oberbürgermeisters Wilhelm Geiger wurde Feuerbach anfangs der 1920iger Jahre zur reichsten Gemeinde im Lande. In der Zeit des Bahn- und Tunnelbaus in Feuerbach wurde der Begriff „Fertig! Feuerbach“ geprägt. Als 1848 der erste Zug am Feuerbacher Bahnhof abgefertigt wurde, rief der Bahnbeamte „Fertig! Feuerbach!“. Der Aufruf wurde zum Begriff, der lange Zeit als ein Synonym für ein gelungenes Werk landauf, landab galt.

Im gepflegten Garten der Eheleute Ursel und Manfred Striebel, von wo aus man einen Blick auf das prosperierende Feuerbach-Ost hat, wurde ein Schluck Feuerbächer Wein des prämierten Jungwinzers Fabian Rajtschan zum Abschluss genossen. Man sieht, die Tradition in Feuerbach lebt und entwickelt sich auf verschiedenen Ebenen zum Wohle aller. Auch hier soll immer gelten: Fertig Feuerbach!

Veröffentlicht am 04.10.2021