Im Neuen Gymnasium Leibniz (NGL) fand am vergangenen Montag der diesjährige "Jugend debattiert"-Wettbewerb statt – ein gutes Projekt in Zeiten mit viel Gesprächsbedarf.
Die Erst- und Zweitplatzierten werden sich im Februar erneut im Feuerbach im Regionalwettbewerb messen.
Man kannte Debattier-Clubs lange eher aus dem angelsächsischen Raum – auch wenn die oft unsachlich geführten Brexit-Diskussionen das nicht unbedingt vermuten lassen. Seit einigen Jahren wird auch in Feuerbach die Kunst des Streitgesprächs gelehrt. Am Freitag ermittelte man bei “Jugend debattiert” auf Schulebene die SchülerInnen, die das Neue Gymnasium Leibniz (NGL) im Februar auf Regionalebene vertreten.
Der Fokus liegt auf den 8. Klassen, in denen sich alle SchülerInnen für den Wettbewerb qualifizieren können: In einer Hin- und Rückrunde wurden am Freitag die besten vier ermittelt, die ab dem späten Vormittag in der Festhalle vor schulinternem Publikum verbal die Klingen kreuzten. Und noch in einer zweiten Runde wurde diskutiert, mit TeilnehmerInnen aus den neunten bis zwölften Klassen. In dieser Kategorie konnten sich die SchülerInnen selbst melden oder wurden von ihren Lehrern vorgeschlagen, erläuterten die Koordinatoren Alexander Mak und Pia Schiff vom NGL erläuterten.
In ihrer Finalrunde traten nun die Achtklässler Martha Oechsner, Valerie Poulenko, Ferry Commentz und Philippa Lehr an und erörterten, ob Süßigkeiten vom Pausenverkauf ausgenommen werden sollen. Bald flogen Schlagworte wie “Vorbildfunktion”, “Bildungsauftrag” oder “Aufklären statt verbieten” hin und her. Aber die Nervosität war spürbar und die Argumente schienen oft noch nicht dem natürlichen Gesprächsfluss zu folgen.
Andererseits: Sachlich und logisch seinen Standpunkt zu vertreten, ist etwas, was den meisten Erwachsenen derzeit auch nicht leicht zu fallen scheint. Erschwerend kommt hinzu: Die Standpunkte bei “Jugend debattiert” müssen nicht die eigenen sein: Vielmehr stehe das Thema zehn Tage vor dem Wettbewerb fest und drei Tage vorher werde die zu vertretende Position ausgelost, so Mak. Zwei schulnahe Themen hatte man also fürs Finale gewählt: Pro oder contra Süßigkeiten im Pausenverkauf, beziehungsweise in den höheren Klassenstufen: Soll die Handy-Nutzung in der Schule erlaubt sein oder nicht?
Hier maßen sich Simon Schreiber, Philipp Kaufmann, Vincent Raißle und Ellen Salzmann. Was für einen Unterschied nur ein wenig mehr Routine machte: Jeweils ein Schüler auf jeder Seite führte kurz in das Thema ein, dann folgte der elegante Schlagabtausch, was auch die Jury aus Lehrern und Eltern ausdrücklich lobte: “Immer zu Beginn noch einmal das Argument der Gegenseite anführen und dann entkräften.”
Es war beeindruckend: Keine Hasstiraden, korrekt formulierte Sätze und aufmerksames Abwägen. Und während der Standpunkt ausgelost wird, stand das Fazit noch lange nicht fest: Beim Schlusswort könne es auch vorkommen, dass eine Seite zugebe, von der anderen überzeugt worden zu sein, so der Koordinator. Man kam nicht umhin, sich insgeheim eine Diskussion zur Corona-Impfung zu wünschen, nur damit die Jugendlichen den Erwachsenen mal zeigen, dass man das Thema auch stilvoll und informiert diskutieren kann. “Das Thema hatten wir in den Vorrunden” sagt Alexander Mak, lässt aber offen, ob es Gewinner gab.
Vielleicht wird es weitere Corona-Themen in der Regionalrunde geben, die am 11. Februar ebenfalls im Neuen Gymnasium Leibniz stattfindet. Dann entsendet das NGL die jeweils Erst- und Zweitplatzierten des Schulwettbewerbs: Für die achten Klassen gehen Martha Oechsner und Valerie Poulenko, für höheren Klassen Simon Schreiber und Vincent Raißle ins Rennen. Und das könnte über weitere Runden bis nach Berlin ins Bundesfinale führen.
Susanne Müller-Baji