Das war die FeuerbachNacht 2022:

Der Winter, der eine FeuerbachNacht war

Groß, vielarmig, anziehend - und passte auch irgendwie zur verschneiten Landschaft: Der weisse Octopus auf der Stuttgarter Straße. Fotos: Feuerbach.de, S. Müller-Baji Bild 1 von 26: Groß, vielarmig, anziehend - und passte auch irgendwie zur verschneiten Landschaft: Der weisse Octopus auf der Stuttgarter Straße. Fotos: Feuerbach.de, S. Müller-Baji

So haben sich die Organisatoren der FeuerbachNacht das sicher nicht vorgestellt. Ein frühlingshafter Neustart soll es werden, ein trotziges “Jetzt erst recht!”, das sich der allgemeinen Depression entgegenstellt.

Das Wetter macht nun all dem einen Strich durch die Rechnung. Wer sich trotz Schneetreibens auf den Weg macht, entdeckt freilich wahre Schätze.

Die 15. Kulturnacht beginnt mit einem zauberhaften Kinderprogramm: In der Festhalle reist etwa der Musikverein “In 80 Tagen um die Welt”: “Gerade noch erreichten sie den Dampfer, der sie nach Amerika bringen sollte”, sagt Erzählerin Ute Geffers-Kleinbach und vom Orchester trötet ein Schiffshorn herüber. Einmal angekommen, erklingt “New York, New York” und beim Endspurt zurück nach Europa tickt ein musikalisches Uhrwerk.

Im Foyer bauen der Feuerbacher Jochen Schmaus und seine Kollegen vom Stuttgarter Verein Schwabenstein 2x4 e.V. derweil ein Lego-Modell der Feuerbacher Kirbe auf. “Gerade habe ich den neuen Bezirksvorsteher ergänzt”, lacht er. Ansonsten steckt dieses sehr spezielle Kirbezelt aber voller Überraschungen: Neben den normalen Lego-Männle entdeckt man Engel, Osterhasen, einen Baumstamm und etliche Sci-Fi-Figuren. Feuerbach ist eindeutig bunt.

Weiter geht es zu Jürgen Kaiser, alias “der Büttel von Feuerbach”. Mit einer extra-wärmenden Schicht unter der Amtsmann-Uniform führt er nun um die echte Kelter. Auch der echte Bezirkvorsteher Johannes Heberle ist mit dabei sowie Oberbürgermeister Frank Nopper. Letzterer wird auch gleich vom Büttel auf die Schippe genommen, wegen der Amtsmühlen, die bei Bauprojekten auch in Feuerbach arg langsam mahlen. Und im Chor sagt man den schwäbischen Zungenbrecher auf: “Schellet’se net mit sellerer Schell, weil selle Schell schellt net”.
Derart verbal gewärmt geht es zum Zwischenkunst-Schauraum in der Hohnerstraße, wo bis 22. September textile Kleinode zu bewundern sind. Hans-Jürgen Theinert zeigt hier Gemeinschaftskunstwerke mit seiner Frau Ilse Rose Stetter (1929 - 2018): Mal setzen die unfassbar feinen Stickereien Lichtreflexe im Geäst einer Birke um, mal spielen sie mit der menschlichen Farbwahrnehmung.

Ein Schwerpunkt der Kulturnacht liegt auf dem Freien Musikzentrum (fmz): Hier tanzt man sich bei der VHS schottisch in Stimmung. Die Preisträger von “Jugend musiziert” konzertieren überragend, und die Stuttgarter Urban Sketchers stellen die Ergebnisse ihrer Feuerbacher Zeichentreffen aus. FMZ-Hausherr Andreas G. Winter zeigt sich zufrieden mit der 15. Kulturnacht: “Hier im Haus war viel los”.
Trotz des Schneegestöbers sehr gut besucht ist auch die so genannte “Blaulicht”-Arena auf dem benachbarten Roser-Platz – mit den Helfern von Feuerwehr und Polizei, vom Roten Kreuz (DRK) und der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG): Die Großen erhalten hier wertvolle Tipps, die Kleinen bestaunen die Autos, und wirklich alle zeigen sich von der DRK-Rettungshundestaffel begeistert. Marcel Kaimer und Chiara Zöller von der DRK-Fahrradstaffel präsentieren überdies ihre Einsatz-E-Bikes – inklusive Blaulicht, made in Feuerbach.
Enttäuschung dann an der Stadtkirche: Die Konzerte “Gregorianik trifft Jazz” sind krankheitsbedingt ersatzlos gestrichen – ärgerlich für die Gäste, die eigens aus dem Zentrum hergewandert sind. Bei der Feuerjonglage von “Dancing on Fire” gibt es ein Wiedersehen mit Teilnehmern der Führung vom Nachmittag. Ist ihnen nicht kalt? “Wir waren drinnen, haben die Schoch-Wandbilder angesehen, sehr interessant,” “Das Konzert im katholischen Gemeindehaus war wunderschön – japanische Flöte und Harfe”, schwärmt eine andere Besucherin. Jetzt gehe es ins Rathaus, zu brasilianischer Musik und dann soll der Abend bei einem Absacker ausklingen.

Den Wintereinbruch hat man eher auf Seiten der Langen Einkaufsnacht des Gewerbe- und Handelsvereins gespürt: Lust auf Stadtbummel hatten bei dem Wetter naturgemäß weniger Besucher, als dies wohl bei gutem Wetter der Fall gewesen wäre. Bleibt zu hoffen, dass es trotzdem weitere FeuerbachNächte im Verbund von Kultur und Einzelhandel geben wird. Denn wer sich am Samstagabend auf den Weg machte, konnte wahre Schätze entdecken.


Von Susanne Müller-Baji

Veröffentlicht am 05.04.2022