Est. 1939:

Die Killesbergbahn ist die älteste Parkbahn Deutschlands

Die Killesbergbahn. Foto: Sven Schäfer Bild 1 von 1: Die Killesbergbahn. Foto: Sven Schäfer

Erst als Provisorium gedacht, dann zur (dauerhaften) Touristenattraktion mutiert - ein bisschen erinnert ihre Geschichte irgendwie an den Eiffelturm. Seit Karfreitag schlängelt sich die Killesbergbahn endlich wieder auf ihrem 2,1 Kilometer langen Rundkurs durch den Höhenpark.

Es gibt sie seit der Reichsgartenschau im Jahr 1939; von den heute deutschlandweit noch drei bestehenden Parkeisenbahnen ist sie die älteste, mit insgesamt fünf Lokomotiven: Die Dampflokomotiven „Tazzelwurm“ und „Springerle“ (beide Baujahr 1950) sowie „Santa Maria“ aus Spanien, Baujahr 1929, die seit 2014 im Höhenpark unterwegs ist, und die beiden Dieselloks „Blitzschwoab“ und „Schwoabapfeil“. Letztere verkehren auch unter der Woche, die Dampflokomotiven kommen ausschließlich an Sonn- und Feiertagen zum Einsatz.

Dass die Killesbergbahn nach Ende der Gartenschau 1939 nicht abgebaut wurde und auch die Wagen in Stuttgart verblieben, hat mit dem fast zeitgleichen Kriegsbeginn zu tun: Der Rücktransport zum Leipziger Eigentümer war nicht kriegswichtig und unterblieb daher. Eigentlich sind die Loks auch gar nicht für die steile und kurvenreiche Streckenführung im Höhenpark konstruiert und sollten in Stuttgart nur befristet laufen, was bis heute Lokführer und Wartungsteam vor Herausforderungen stellt. Aber wie es eben so ist: Provisorien halten am längsten.
Einer der Lokführer ist Stefan Singert, seit 2010 mit im Team und eigentlich Mechaniker in der Hauptwerkstatt der SSB in Möhringen. Er sei damals „angeworben“ worden, erzählt er: Als aktiver Modelleisenbahner, der selbst Fahrzeugmodelle im großen Maßstab baut, habe er ein Händchen für die Parkbahn, habe es geheißen: „Der kann doch so was“. Zum ersten Mal mitgefahren sei er aber tatsächlich schon früher, 1993, bei der internationalen Gartenbauausstellung.

Anrührend sei mitzuerleben, wie viel Freude die Killesbergbahn den Gästen mache – nicht nur den kleinen Passagieren, sondern oft auch den Älteren: „Da werden sicherlich Kindheitserinnerungen wach“, so Singert. Sehr oft werde er übrigens gefragt, mit was die Lok denn jetzt eigentlich fahre: „Mit Kohle und Wasser? Oder ist das Attrappe?“ Nein, versichert er dann: „Wir fahren wie vor 200 Jahren der gute alte Stephenson, der die erste brauchbare Dampflok konstruiert hat.“
Eine Lieblingslok hat er nicht: „Die sind technisch so gut wie gleich und fahren sich auch gleich.“ Und zum Saisonstart an Ostern muss dann das Ostereiersuchen zuhause ausfallen? Nein, winkt Singert ab, „da machen die Kollegen Dienst, die daheim keine Ostereier mehr suchen müssen – das wird schon passend eingeteilt.“ Derzeit ist die Dampflok „Springerle“ übrigens in Arbeit, wird überholt. „In dieser Saison haben wir also die beiden Dampfloks Tazzelwurm und Santa Maria, damit kommen wir heuer aus. Und nach der Saison geht dann der Tazzelwurm in die Werkstatt – das Geschäft geht halt nicht aus!“

Viel Wissenswertes zur Killesbergbahn und alle aktuellen Veranstaltungen finden sich unter www.ssb-ag.de, wo man sogar eine virtuelle Tour durch den Höhenpark unternehmen kann.


Artikel aus "FeuerbachGO" / Ausgabe 07/22

Veröffentlicht am 26.04.2022