50 Jahre Bürgerverein:

Und die Baustellen werden nicht weniger...

Das Unterhaltungsprogramm beim Bürgervereins-Jubiläumsabend in der Feuerbacher Festhalle. Foto: S. Müller-Baji Bild 1 von 5: Das Unterhaltungsprogramm beim Bürgervereins-Jubiläumsabend in der Feuerbacher Festhalle. Foto: S. Müller-Baji

Soviel Freiheit muss sein: Eigentlich wurde der Bürgerverein Feuerbach ja am 3. Oktober 1972 gegründet, verriet die Vorsitzende Ruth Maier in ihrer Begrüßung:

“Heute ist der Tag aber ein Nationalfeiertag, und in den letzten beiden Jahren war im Herbst immer Lockdown.“ Grund genug für den Bürgerverein, sein Jubiläum einfach ein paar Monate vorzuverlegen und schon jetzt, im Wonnemonat Mai, zu feiern.

Es war im Grunde ja aber genau solche Weitsicht, die überhaupt erst zur Vereinsgründung geführt hat. “Damals ging ein Ruck durch den Stadtbezirk”, erinnerte sich Maier und projizierte den Plan der so genannten “Azenbergtrasse”, ein Bauvorhaben, das so machen Alteingesessenen bis heute zusammenzucken lässt: Das Bauvorhaben hätte Feuerbach nachhaltig verändert, oder besser: zerstört: “Eine Rampe wie an der Friedrichswahl ins Feuerbacher Tal, der Kräherwald weitgehend abgeholzt”, fasste Maier zusammen, wie man in den 70-er Jahren dem Schwerlastverkehr Herr werden wollte.

Um das zu verhindern und vielmehr eine Tunnellösung für die B295 voranzubringen, formierte sich der Bürgerverein und hat seither nicht aufgehört, sich für die Geschicke des Stadtbezirks einzusetzen. Ruth Maier zeigte am Freitag die Bandbreite seines Wirkens auf: Vom traditionellen Martinsritt bis zur Kandidatenvorstellung vor den diversen Wahlen reichte die Liste, von der Bürgerbeteiligung in Sachen Stadtentwicklung bis hin zu den ortshistorischen Führungen mit Jürgen Kaiser alias Feuerbacher Büttel.

Kaiser führte nun auch durch den Abend und zitierte aus dem Oberamtsbuch des Jahres 1851: Den Feuerbachern bescheinigte man schon damals ein angenehmes Wesen, allerdings ließ scheinbar die Verkehrslage schon damals einiges zu wünschen übrig. “Wohl an denn, Schultes!” gab er den Stab an Bezirksvorsteher Johannes Heberle weiter, der in seinen Grußworten vom Bürgerverein als “Rückgrat des Stadtbezirks” sprach. Außerdem drehte er knitz Ruth Maiers vorherige Frage um, über welches Familienmitglied man sich wohl mehr freue: “Ich bin nicht die Tante, die Klavier spielt, ich bin der Onkel, der Geschenke mitbringt”. Sagte er und hatte einen Scheck mitgebracht und eine weitere Überraschung, die die Vereinvorsitzende weitgehend sprachlos zurückließ: Sie wurde mit der Ehrenmünze der Stadt Stuttgart für ihren langjährigen unermüdlichen Einsatz für den Stadtbezirk geehrt.

Der Bürgerverein seinerseits hatte auch ein ungewöhnliches Geschenk für seine Gäste: Im hinteren Teil der Festhalle porträtierte ein Karikaturist während des gesamten Festaktes Besucher. Musikalisch untermalt wurde das Ganze durch einen weiteren örtlichen Traditionsverein, den Musikverein Stadtorchester Feuerbach, der die typische Musik aus den Gründerjahren darbot – mit Beatles- und Abba-Medley und mit den Hits des damaligen Sehnsuchtsortes, Kalifornien.

Beim anschließenden Beisammensein – für etliche Gäste das erste seit Beginn der Pandemie – schwelgte man noch lange in Erinnerungen, diskutierte aber auch über den Stillstand bei den Feuerbacher Großprojekten: Fünf davon hatte Ruth Maier aufgeführt, bei deren Ausgestaltung sich der Bürgerverein intensiv eingebracht hat: Das Fahrion-Areal, das Schoch-Areal, das Stadtteilzentrum im Burgenlandzentrum, die Umgestaltung der Stuttgarter Straße und des Bahnhofs. Allein: Nur letzteres Vorhaben ist bislang umgesetzt worden und die bloße Erwähnung von Schoch- und Fahrion-Areal sorgte für resigniertes Seufzen im Publikum. All das ist aber auch ein sicheres Zeichen, dass Feuerbach seinen Bürgerverein und dessen Engagement weiterhin dringend braucht – mindestens für weitere 50 Jahre.
Info: Informationen zu Bürgerverein und Veranstaltungsprogramm gibt es auf www.bv-feuerbach.de – man freut sich auch über neue Mitstreiter und ist ebenfalls unter Telefon 850592 und E-Mail info@bv-feuerbach.de zu erreichen.


Susanne Müller-Baji

Veröffentlicht am 19.05.2022