Von 1991 - 2019 war es Stuttgarts beliebtestes Innenstadtfest mit zuletzt über 500.000 Besuchern - nun wird es eingestellt: Das traditionsreiche Stuttgarter Sommerfest in der City wird 2022 nicht mehr durchgeführt.
Flanieren, schlemmen, genießen – das Stuttgarter Sommerfest stand drei Jahrzehnte ganz im Zeichen der kulinarischen und schwäbischen Lebens- und Genussart. Nach der zweijährigen Corona-bedingten Zwangspause hat sich die in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft in Abstimmung mit der Stadt Stuttgart entschieden, das Sommerfest in diesem Jahr nicht durchzuführen. „Eine Entscheidung, über die wir lange diskutiert haben, aber die Fakten lassen eine Durchführung des Sommerfestes so einfach nicht zu“, sagt in.Stuttgart-Geschäftsführer Andreas Kroll.
Eng verbunden ist die Absage mit den Folgen der Corona-Pandemie. So ist die Zahl der Gastronomen, die bislang für die kulinarische Qualität beim Sommerfest verantwortlich waren und es mit ihrem Angebot geprägt haben, von 28 auf 18 gesunken. Außerdem bereiten die Personalengpässe den Gastronomen im Vorfeld große Sorgen ebenso wie die insgesamt gestiegenen Energiepreise und die Inflation in vielen anderen Bereichen. „Unter diesen Voraussetzungen können wir ein Sommerfest, so wie wir es aus den vergangenen Jahren kennen, einfach nicht durchführen“, betontKroll. Dabei spielen natürlich auch viele wirtschaftliche Aspekte eine Rolle, angefangen von den Standgebühren bis zu den Mehrkosten beim Sicherheits- und Ordnungsdienst.
„Mit der geringeren Kapazität lassen sich bei schönem Wetter keine 500.000 Menschen bewirten – das würde nur zu Engpässen und sicher auch zu Unmut bei den Gästen führen. Sie kommen mit einer Erwartungshaltung in die Stadt und diesem Qualitätsanspruch, den wir mit dem Sommerfest verbinden, können wir so auf keinen Fall gerecht werden. Wir müssen einen neuen Weg einschlagen, wollen das aber nicht übers Knie brechen“, blickt Andreas Kroll in die Zukunft.
Das Sommerfest, so wie wir es kennen, wird es so wohl nicht mehr geben. Es hat sich im Laufe der Jahre quasi überholt. Neue Ideen und Konzepte werden schon erarbeitet. Aus dem Sommerfest soll ein Stadtfest werden, mit neuen Ideen und an einem anderen Ort.
Der neugestaltete Marktplatz, der Schillerplatz und der Bereich rund um die Markthalle sollen dann eventuell die Kulisse bilden. Der Termin zum Ferienbeginn Anfang August könnte bleiben, aber auch das wird sicher in der weiteren Planungs- und Konzeptionsphase mit der Stadt und den zuständigen Ämtern abgestimmt und im Detail besprochen. Das Aus für das Sommerfest ist gleichsam die Chance für einen Neuanfang – ein Kapitel endet, ein neues wird beginnen...
Das Sommerfest im Rückblick - eine Ausnahme mit Folgen
Die Geschichte des Stuttgarter Sommerfestes hat einst mit den Rad- Weltmeisterschaften 1991 in Stuttgart begonnen. Stuttgarts ehemaliger Oberbürgermeister Manfred Rommel († 7. November 2013) hatte es sich zum Ziel gesetzt, anlässlich der internationalen Titelkämpfe ein besonderes Fest im Herzen der Stadt auszurichten. Besonders geeignet erschienen hierfür die Landesflächen rund um das Neue Schloss. Mit einer Ausnahmegenehmigung durfte die Veranstaltung schließlich in dem traumhaften Ambiente über die Bühne gehen.
Besonders der gehobene Charakter des Festes imponierte dem damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel. Als es darum ging, wie das Land den 40. Jahrestag der Vereinigung von Baden und Württemberg feiern sollte, gestattete er im Jahr darauf eine zweite Auflage. 1993 fanden schließlich die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Stuttgart statt. So kam es wie es kommen musste und das Sommerfest hatte sich mit der dann nunmehr dritten Ausgabe endgültig etabliert.
Fast drei Jahrzehnte war es beliebter Treffpunkt zum Start der Sommerferien Anfang August für die Menschen aus Stuttgart und der Region. Live-Musik auf mehreren Bühnen, ein vielfältiges kulinarisches Angebot und qualitativ hochwertige Getränke prägten viele Jahre die Geschichte des Festes. Sonnig und sommerlich warm so endete am 4. August 2019 das nunmehr letzte Stuttgarter Sommerfest mit rund 500.000 Besuchern an vier Tagen.