Die Straßen sind voll, die öffentlichen Verkehrsmittel auch. Abhilfe soll ein Antrag schaffen, den die FDP-Fraktion bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung einbrachte:
Die Radwegeplanung im Stadtbezirk solle von den Kraftfahrstraßen entkoppelt werden und unter Einbeziehung von Grünanlagen und bewaldeten Gebieten attraktiver gestaltet werden. „Nur dann werden möglichst viele Menschen auf das Fahrrad als alternatives Verkehrsmittel umsteigen“, heißt es darin.
Klingt gut für Fahrradfahrer, dürfte Fußgänger aber mit Sorge erfüllen: Sie werden dann auch auf Waldwegen und Parkanlagen die Schwächeren sein – wie jetzt schon im Straßenverkehr. „Dass auf dem Waldweg der Fußgänger der Bevorrechtigte sein muss, das muss natürlich auch dem Radfahrer klar sein“, warb Stadtrat Jochen Heidenwag von den Freien Wählern für den Antrag, verriet aber nicht, wie man dies ohne eine Kennzeichnungspflicht für Radler durchsetzen will. Außerdem gelte: „Die Radrennfahrer kriegst Du eh nicht weg von der Straße, aber vielleicht alle anderen.“
Was bei den Fahrradfahrern unter den Stadträten für allgemeine Zustimmung sorgte, vielleicht auch bei den Autofahrern, die dann ja mit weniger Rädern auf der Fahrbahn rechnen müssen, betrachten andere mit Sorge: „Auf diesen anderthalb Seiten ist nur die Rede von ‚Verkehrsteilnehmern’“, bemängelte etwa die stellvertretende SPD-Bezirksbeirätin Barbara Sohns: „Das Wort ‚Fußgänger‘ kommt dort gar nicht vor.“ Fachleute bemerken schon länger einen Verdrängungswettbewerb auf den Straßen, bei dem bislang häufig die Radfahrer den Kürzeren zogen (wir berichteten), der Konflikt könnte sich – mit umgekehrten Vorzeichen – nun auf die bevorzugten Strecken für Spaziergänger verlagern, wie auch einige Bezirksbeiräte warnten.
Trotzdem: Am Schluss mussten sich die Skeptiker geschlagen geben, der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.
(sm)
Artikel aus FeuerbachGO 10/22