Hohewartschule Feuerbach:

Naturerlebnis mit viel Sum-Sum...

Fleißig: Bienen, Schüler, Imkerin, alle! Fotos: FeuerbachGO, sm Bild 1 von 1: Fleißig: Bienen, Schüler, Imkerin, alle! Fotos: FeuerbachGO, sm

Es ist bereits Nachmittag, doch die Mädchen und Jungs der Bienen-AG sind noch ganz schön konzentriert bei der Sache. Kein Wunder, sie sind schließlich echte „Bienenbotschafter“:

Als im Mai die beiden kleinen Völker Einzug in den Schulgarten hielten, war es an den Zweitklässlern, ihre Mitschüler über die wichtigsten Verhaltensregeln aufzuklären: Die Bienen am besten in Ruhe lassen und auch Ruhe bewahren, wenn einem doch mal selbst eine davon zu nahe kommt.

Bienen sind für den Menschen überlebenswichtig:
Ohne sie gibt es keine Bestäubung und damit auch keine nennenswerte Ernte. Was wir jetzt gerade durch die weltweiten Krisen erleben, ist nur ein schwacher Vorgeschmack auf die Lebensmittelverknappungen, die ohne die Honigbienen und ihre wilden Artgenossen drohen. Da ist es ein kluger Gedanke, schon Kindern den Umgang mit den Insekten zu vermitteln, dachte sich Miriam Klewar, Lehrerin an der Hohewartschule und konnte die befreundete Hobbyimkerin Barbara Brohmeyer für eine Bienen-AG gewinnen.

Die findet jetzt bis zu den Sommerferien jeden Mittwoch statt. Unterstützt von der Initiative ProBiene haben außerdem zwei kleine Völker Einzug in den Schulgarten gehalten, Fachleute sprechen hier allerdings von „Schwärmen“. Die Bienen-AG, die innerhalb der Ganztagesbetreuung von Doris Bühler mitgetragen wird, hat dazu alles vorbereitet: Die beiden Holzkästen rot und blau gestrichen, Überzeugungsarbeit bei den Mitschülern geleistet und auch viel über besten Nahrungspflanzen gelernt: Bienen lieben Klee, Gänseblümchen, Raps und Löwenzahn; und im Nutz- garten besonders Kräuter, Tomaten- und Erdbeerpflanzen.

Allerdings: Was ist nur mit den Bienen im roten Stock los? Barbara Brohmeyer ist besorgt. Es herrscht sichtlich weniger Betriebsamkeit und bei der vorsichtigen Inspektion der Waben am Vortag hat sie nur Drohnenbrut gefunden. „Das ist ein Zeichen, dass es keine Königin mehr gibt“ erläutert sie den Kindern. In diesem Fall kann eine Arbeiterin quasi als Stellvertreterin Eier legen, es entstehen aber nur Drohnen. Und die Bienen wissen genau, dass etwas nicht stimmt: „Als ich reingeschaut habe, hat es richtig geheult“, sagt Brohmeyer. Geheult? „Ja, die Bienen suchen nach ihrer Königin und dabei verändert sich vor Angst der Summton zu einem Heulen.“

Jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten: Man könnte dem Volk eine neue Königin zuführen oder es durch fremde Brutwaben motivieren, sich daraus eine eigene Königin zu schaffen. Ansonsten bleibt nur, die verbleibenden Bienen mit dem Nachbarvolk zu verschmelzen. Denn so eine Arbeiterin lebt auch im Sommer nur ungefähr fünf Wochen – wie die Kinder der Bienen-AG ebenfalls schon gelernt haben. Kommt kein Nachwuchs hinzu, stirbt das Völkchen aus. Doch auch im Normalfall nimmt die Anzahl der Bienen ab dem Sommer ab, weil das Futterangebot zurückgeht.

Um die Insekten nicht noch mehr in Panik zu versetzen, bleibt an diesem Nachmittag der rote Kasten zu. Die blauen Nachbarn hingegen haben sich bereits darangemacht, ihre Waben zu füllen. Honig wird man in der Hohewartschule trotzdem nicht daraus schleudern. Was die Bienen eingelagert haben, brauchen sie zum Überleben, müssen zeitweise sogar noch zugefüttert werden. Die Hobby-Imkerin berichtet, dass Bienen in den Städten paradoxer- weise mehr Nahrung finden als auf dem Land, in Gegenden mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung: „Das Problem mit Monokulturen ist ja: Erst gibt es ein Überangebot an Nahrung, dann wird geerntet und die Bienen verhungern.“
Bis zu den Sommerferien sammeln die Insekten noch fleißig im Schulgarten ihren Nektar, dann ziehen sie wieder zu ProBiene zurück. Einig sind sich aber alle Beteiligten, dass die Kinder viel gelernt haben – und nicht nur über die Bienen: Und dank ihres wöchentlichen „Forschungsauftrages“ haben die Zweitklässler auch viel über Tiere und Pflanzen der heimischen Wiesen gelernt. Und das rote Bienenvölkchen? Miriam Klewar berichtet, ProBiene habe zwischenzeitlich neue Brutwaben des blauen Volkes eingeschmuggelt: „Damit hat der Schwarm die Möglichkeit, mit der neuen Brut eine neue Königin heranzuziehen.“ Ob dieser Rettungsversuch Wirkung zeigt, war zum Zeitpunkt der Drucklegung aber noch unklar.

Die Bienen-Botschafter der Hohewartschule haben die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Bienen-Hotels sind schnell gebastelt und bieten Wildbienen Unterschlupf.
  • Blumen für den Garten so wählen, dass bis in den Spätsommer noch etwas blüht, und Monokulturen vermeiden.
  • Bei Wiesen gilt: Weniger mähen ist mehr!
  • An heißen Tagen Wasser bereit stellen, aber in Schalen mit flachem Rand, damit die Bienen nicht hineinfallen und ertrinken.
  • Kommt einem mal eine Biene zu nahe: Sachte wegschieben, nicht danach schlagen: So ein Stich tut dem Menschen weh, aber die Biene stirbt daran – sie sticht also nur in größter Not.


(sm)

INFO:
Wissenswertes gibt es beim Freien Institut Pro Biene:
Unter https://probiene.de und info@probiene.de sowie unter Telefon 40799230 berät man Interessierte, macht Angebote im Bereich Bienenpädagogik und bietet auch Broschüren speziell für Kinder an.
Bei der Ökostation der Volkshochschule auf dem Wartberg in Stuttgart-Nord, Wilhelm-Blos-Straße 129, ist überdies das allgemeinere Angebot „Das Grüne Klassenzimmer“ angesiedelt, das Kinder auf „naturkundliche Exkursionen im Lehrgarten“ mitnimmt. Termine auf Anfrage unter 1873-834 oder -838 und bei oekostation@vhs-stuttgart.de.

Veröffentlicht am 14.07.2022